"Antrag zum Hochwasserschutz und Grundwasserneubildung": Grüne und SPD-Fraktion in Hungen machen sich für Bau eines Hochwasserrückhaltebeckens zwischen Hungen und Villingen stark.
HUNGEN. Einen "Antrag zum Hochwasserschutz und Grundwasserneubildung" brachten Grüne und SPD-Fraktion in die Stadtverordnetenversammlung am Donnerstag ein. Er beinhaltet auch den Bau eines Hochwasserrückhaltebeckens zwischen Hungen und Villingen, was Holger Frutig von den Freien Wählern zum Anlass nahm, anzumahnen, die Landwirte im Oberlauf der Horloff diesmal mit einzubeziehen. Die Einbeziehung des "Engelshäuser Sees" und die Wasserrückhaltung, ein Konzept zur Rückhaltung des Wassers und der Grundwasserneubildung, die Berücksichtigung der Gefahren durch das Wasser bei der Bauleit- und Stadtplanung sowie die Erstellung und Umsetzung eines lokalen Katastrophenschutzkonzeptes sind weitere Themenschwerpunkte.
Frank Bernshausen von den Grünen stellte den Antrag vor. Es sei notwendig, sich aufgrund der Ereignisse im Winter in Hungen und im Sommer an der Ahr mit diesem Thema auseinanderzusetzen, denn auch in Hungen könne es zu gefährlichem Hochwasser durch Starkregenereignisse kommen. Als Ziel des Antrages gaben SPD und Grüne, den Schutz der Bevölkerung vor den negativen Auswirkungen der Klimakrise und den Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen vor.
Es gebe zwischen Villingen und Hungen eine unsachgemäße Gewässerführung, sagte Bernshausen. Die Einschnitte der Gewässer werden immer tiefer, das Wasser sinke mehr ein, und wenn es dann zu einem Starkregenereignis komme, rase das Wasser in diesen Einschnitten nach unten. Das müsse auf Dauer verhindert werden, so Bernshausen. Das Wasser sei auf den Wiesen vielleicht ein Ärgernis, aber in den Dörfern eine tödliche Gefahr, fuhr Bernshausen fort. "Da, wo Wasser von Natur aus steht, da muss es auch zukünftig wieder stehen", sagte Dipl.-Biologe Bernshausen, der sich in seinem Unternehmen mit Bauleit-, Landschafts- und Umweltplanungen auseinandersetzt. Norbert Marsfelde (CDU) warf ein, man müsse aber auch die Eigentümer fragen, ob sie ihr Ackerland überflutet haben wollen. Fabian Kraft von "Pro Hungen" berichtete vom 28. Januar, dem regenreichsten Tag in diesem Jahr. An diesem Tag sei sein Keller vollgelaufen. Das Wasser sei von einem städtischen Acker gekommen. Bereits vor Jahren habe man darüber diskutiert, den heute trockengefallenen Engelshäuser See zur Wasseraufnahme zu nutzen. Es sei aber nichts geschehen.
Einstimmig entschieden die Stadtverordneten, diesen Antrag auf die Tagesordnung zu nehmen und in den Ausschüssen weiterzubearbeiten.
Dem Antrag der Grünen, Hungen möge mit seinen städtischen Waldflächen am Förderprojekt "Wildnisfonds" der Bundesregierung teilnehmen, stimmten die Stadtverordneten mehrheitlich zu.
Die Bundesregierung hat zur Erhaltung der biologischen Vielfalt das Ziel definiert, dass sich zwei Prozent der Landfläche Deutschlands als möglichst unbeeinflusste Gebiete wieder natürlich entwickeln können. Dazu wurde der Wildnisfonds eingerichtet, aus dem jährlich Gebiete mit zehn Millionen Euro gefördert werden sollen.
Aus Sicht der Grünen ist Hungen mit seinen Rotbuchewäldern im vorderen Vogelsberg dafür prädestiniert, denn es gebe nur wenige Regionen, in denen es so günstige Wachtstumsbedingungen für Rotbuchen gebe wie in den Wäldern Hungens. Im Antrag sind folgende Ziele vorgegeben: Sicherung des Buchenurwaldes, Unterschutzstellung des Lebensraumes, Entwicklung eines Gebietes von bundesweiter Bedeutung, Regionalentwicklung, Naherholung und Tourismus und Aufbau von Ressourcen für Katastrophen- und Klimaschutz.
In Hungen gehe es dabei um eine Waldwildnisfläche von 200 Hektar bei insgesamt 1200 Hektar Stadtwald. Das habe Strahlkraft, sagte Bernshausen. Christoph Fellner von Feldegg (SPD) erklärte, die SPD sei bei diesem Thema in sehr intensivem Austausch mit den Grünen und sie sei im Prinzip für diesen Antrag. Aber es seien noch viele Details zu klären. Auch Fabian Kraft (Pro Hungen) sagte, er unterstütze den Antrag, aber es sei Eile geboten. Nur noch in diesem Jahr stünden Gelder zur Verfügung. Weiter führte Kraft an, dass bereits am 9. Juli 2020 die Stadtwaldkommission sich mit diesem Thema beschäftigt habe, für die Prüfung war, und anschließend der Magistrat, es abgelehnt habe, sich weiter mit dem Thema zu befassen.
Warum habe man das Parlament nicht informiert oder eingebunden? Dazu sagte Bürgermeister Rainer Wengorsch, wenn der Magistrat negativ entscheide, dann komme ein Thema entsprechend der Hessischen Gemeindeordnung (HGO) nicht in die Stadtverordnetenversammlung.