(rrs). Die Stadt Hungen würdigte am Donnerstagnachmittag posthum die Lehrerin und Kommunalpolitikerin Ingrid Meybohm, indem sie eine Straße nach ihr benannte. Ein bisschen...
HUNGEN. Die Stadt Hungen würdigte am Donnerstagnachmittag posthum die Lehrerin und Kommunalpolitikerin Ingrid Meybohm, indem sie eine Straße nach ihr benannte. Ein bisschen Unsterblichkeit für eine verdiente Bürgerin, die sich in vielfältiger Weise für die Belange von Hungen, Natur, Bildung, Vereinsleben und das Wohl von Kindern eingesetzt hat. Der bisher namenlose Verbindungsweg zwischen dem Hungener Freibad und der Lindenallee entlang des Grassees heißt nun Ingrid-Meybohm-Weg. Im Beisein etlicher interessierter Bürger enthüllt Bürgermeister Rainer Wengorsch zusammen mit ihrem Sohn Ulli Meybohm das Straßenschild und die zugehörige Legende der 2017 völlig überraschend verstorbenen Ingrid Meybohm. „Gerade dieser kleine Verbindungsweg durch lichtes Grün passt sehr gut zu Ingrid Meybohm. Sie liebte die Natur und hatte wie dieser Weg die Gabe die Menschen zu verbinden, ihr Engagement zog andere mit und gemeinsam wurde vieles erreicht“, blickte Wengorsch zurück, bevor er ein Blick auf ihr Leben warf.
1944 geboren unterrichtete Meybohm von 1974 an mehr als 40 Jahre als Lehrerin an der Gesamtschule Hungen. Gerade den schwächeren Schülern galt ihr besonderes Augenmerk. Da sie insbesondere den Grundschulen eine prägende Bedeutung beimaß, ließ sie sich nach Villingen und Inheiden versetzen und führte die dortigen Klassen dann später in der Gesamtschule weiter. 1984 wurde sie als Mitgründerin des Hungener Stadtverbandes der Grünen politisch aktiv. Ihre Partei vertrat sie von 1997 bis zu ihrem Tod im Ortsbeirat, wo sie aufgrund ihres großen Wissens und ihrer positiven Lebenseinstellung sehr geschätzt wurde.
Ihr ehrenamtliches Engagement gleicht einem bunten Blumenstrauß. Seit 1990 arbeitet sie als „vorantreibender Motor“ im „Verein zur Förderung einer Stätte der Begegnung, Beratung und Kultur“ tatkräftig mit und setzte sich für das Hungener Kulturzentrum ein. Alleine in 83 Erzählcafés beleuchtete und verarbeitet sie Hungener Themen und auch die Flüchtlingshilfe konnte jederzeit auf sie zählen. Heute gilt sie als „Erfinderin“ des Kulturzentrums mit seinen diversen Aktivitäten. Da die Erhaltung der Natur ihr eine Herzensangelegenheit war, setzte sie als Mitgründerin des NABU Horlofftal ein deutliches Zeichen zu deren Schutz. Weiterhin erteilte sie ehrenamtlichen Deutschunterricht und war über 30 Jahre als Übungsleiterin und später auch als Abteilungsleiterin im TSV 1848 Hungen aktiv.
Der SPD-Fraktionsvorsitzende Christoph Fellner von Feldegg erinnerte daran, dass Meybohm Mitbegründerin der Arbeitsgruppe „Spurensuche“ war. Mit der ihr typischen Beharrlichkeit setzte sie zusammen mit den Hungener Bürgern die Idee eines Gedenksteins mit den Namen der ermordeten Juden in die Tat um. Mit den Nachfahren der jüdischen Familien stand sie in regem Kontakt und daraus resultierend wurden von der AG Spurensuche Stolpersteine vor den jüdischen Häusern in den Boden eingelassen.
Über Jahrzehnte hat Meybohm die Geschicke von Hungen aktiv mitgestaltet, von ihrem bemerkenswerten Lebensstil, dem sie immer treu blieb, zeugt auch ihr Lieblingslied „Die Gedanken sind frei“. Aufgrund dieses intensiven Engagements beschloss die Stadtverordnetenversammlung 2019 auf Antrag von SPD und Grünen einstimmig, ihr zu Ehren den Verbindungsweg am Freibad nach ihr zu benennen.