Kanzleramtsminister Prof. Dr. Helge Braun war auf Einladung der Markgenossenschaft Bellersheim im Markwald, um sich über den Zustand des Waldes zu informieren und pflanzte...
BELLERSHEIM. Prof. Dr. Helge Braun, Kanzleramtsminister und CDU-Direktkandidat für den Wahlkreis Gießen/Vogelsberg, war auf Einladung der Markgenossenschaft Bellersheim im Bellersheimer Markwald, um sich über den Zustand des Waldes zu informieren. Dabei griff er auch zum Spaten und half beim Pflanzen junger Bäume.
Die Verantwortlichen der Markgenossenschaft um Markmeisterin Sylvia Ruppel und den stellvertretenden Markmeister Klaus Launspach hatten dieses Treffen sorgfältig vorbereitet und boten neben Gesprächen und Stellungnahmen auch die Besichtigung von Wasserlöchern, eines Schadholzpolters, Aufforstungsinseln und Nachpflanzungen an. Am Ende gab es noch einen praktischen Teil: Braun und seine Begleitung pflanzten unter Anleitung von Förster Wolfram Peppler Setzlinge der amerikanischen Schwarznuss und Kirschen.
Die Kosten, um eine Fläche von einem Hektar (100 mal 100 Meter) neu zu bepflanzen, beliefen sich etwa auf 25 000 bis 30 000 Euro, gab Peppler den interessierten Teilnehmern mit auf den Weg. Es brauche 70 Jahre, oft länger, bis man daran denken könne, einen Baum zu ernten. Seit dem vergangenen Jahr wurden zehn verschiedene Baumarten in "Inseln" neu- oder nachgepflanzt, insgesamt 11 500 Setzlinge. Es waren Haselnuss, Baumhasel, Walnuss, Vogelkirsche, Elsbeere, Speierling, Winterlinde sowie Roteiche und Stileiche dabei. In Bellersheim pflegt man einen gut strukturierten Mischwald, überwiegend mit Laubbäumen, aber keine Monokulturen. "So tragen wir zu Naturerhalt und Klimaschutz bei und bewirtschaften unseren Wald nachhaltig", sagte Sylvia Ruppel.
"Unser Klimaschützer Nr. 1, der Wald, ist in Not", begann Ruppel ihre Erläuterungen nach der Begrüßung. Selbst der gut strukturierte Laubmischwald, der Markwald Bellersheim, leidet unter der Klimaveränderung sowie der Hitze und Dürre der letzten drei Jahre. Er braucht Unterstützung, standortspezifische Maßnahmen, nachhaltiges Bewirtschaften und manchmal auch mutige Entscheidungen, um ihn für kommende Generationen zu erhalten. Der schonende Umgang mit dem Waldboden, mit Flora und Fauna sowie eine zurückhaltende Holznutzung zählen ebenso wie die artenreichen Naturverjüngungen und Aufforstungen zum Handlungsrepertoire des Försters und seiner Mitarbeiter
"Es ist ein ganz besonderer Wald", sagte Ruppel. Die 200 Hektar Laubmischwald befinden sich im Besitz von 46 Privatpersonen, zwei Kirchengemeinden und der Stadt Hungen. "Nach unserem Selbstverständnis ,Gemeinnutz vor Eigennutz' wird der Wald nachhaltig durch den Forstservice Peppler bewirtschaftet. Fast alle Überschüsse werden in den Wald gesteckt, um ihn zu stabilisieren und zu erhalten. Aufgrund der Dürre, des Schädlings- und Pilzbefalls sowie der niedrigen Holzpreise, die zwar zur Zeit für Bauholz wieder etwas anziehen, können wir in der Zukunft leider nicht mehr mit Überschüssen rechnen", machte Ruppel die bedrohliche Lage für den Wald deutlich.
So wie die Deutschen eine besondere Beziehung zum Wald haben, so emotional sind die Märker mit ihrem Markwald verbunden, und ihre Anteile am Markwald können nicht verkauft, sondern seit Generationen nur vererbt werden. In diesem besonderen Wald befinden sich die Spuren einer alten Römervilla "Villa Rustica" sowie 15 der 19 in Hessen vorkommenden Fledermausarten und Horste von Rotmilanen. Die Justus-Liebig-Universität Gießen forscht hier seit Jahren. Es gibt einen Waldlehrpfad der örtlichen Nabu-Gruppe sowie eine vielfältige Zusammenarbeit mit der Grundschule, dem Kindergarten, der VHS Gießen, dem HGNO, dem Nabu sowie Behörden und Vereinen.
Seit 1. Januar 2020 wird der Markwald durch den Forstservice Peppler aus Ranstadt beförstert. Wolfram Peppler habe in schwerer Zeit diese Aufgabe übernommen, sagte Ruppel. Er habe einen schweren Start mit viel Schadholz gehabt. Aber er gehe diese Aufgabe gut an, um mit standortspezifischen Maßnahmen den Wald enkeltauglich zu machen, so Ruppel. Er arbeite sehr schonend, unter anderem setze er Rücke-pferde für den Transport der Baumstämme ein, um schwere Maschinen im Wald zu vermeiden.
Braun bedankte sich für den Einblick. Er sei in Hüttenberg aufgewachsen und die Situation des Waldes liege ihm sehr am Herzen, sagte er. Neben der Corona-Pandemie sei es auch eine Aufgabe der Politik, den Klimawandel mit seinen Folgen und den verlorenen Waldflächen durch Unterstützung auszugleichen.