20 010 Bürger im Landkreis Gießen haben vollen Impfschutz

Ein Beleg für den Impffortschritt: Am Ausgang des Impfzentrums wurde eine Stellwand positioniert, da Impflinge und Begleitpersonen ihre Aufkleber zuvor überall hinterlassen hatten. Nun ist die Stellwand fast komplett beklebt.  Foto: Friese
© Friese

Die Quote der Erstimpfungen gegen das Coronavirus liegt zwei Prozent über dem Landesdurchschnitt. Aber nun drohen Terminabsagen wegen ausbleibender Lieferungen.

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KREIS GIESSEN. 19,2 Prozent der Bürger aus dem Landkreis Gießen haben ihre erste Corona-Schutzimpfung bekommen. Stand 25. April waren es 51 814 Frauen und Männer. Die Quote liegt immerhin zwei Prozent über dem Landesschnitt - bezogen auf eine Einwohnerzahl von 270 000. Bei der Zweitimpfung ist die Quote fast deckungsgleich: 7,4 Prozent im Landkreis Gießen im Vergleich zu 7,3 Prozent im Land. 20 010 Kreisbürger haben somit den vollen Impfschutz. Zudem sind im Landkreis - nach Frankfurt - die zweitmeisten Impfungen in Hessen verabreicht worden. Das hat unter anderem damit zu tun, dass das Impfzentrum in Heuchelheim in der Anfangszeit auch für Bürger aus Nachbarlandkreisen zuständig war. Diese Zahlen gab Mario Binsch, der Leiter des Impfzentrums, am Dienstag in der Sitzung des Impfbeirates bekannt. Doch wegen ausfallender Lieferungen des Vakzins von AstraZeneca könnten jetzt viele Termine abgesagt werden.

Laut Binsch werden nach jetzigem Stand die Termine am heutigen Mittwoch und dem morgigen Donnerstag noch eingehalten. Darüber hinaus warte man auf Infos vom Land, zumal auch nicht klar sei, ob es nächste Woche eine AstraZeneca-Lieferung geben werde. Ebenfalls noch offen sei, wie die 16 800 Dosen des Impfstoffs von Johnson & Johnson in Hessen verteilt werden. Hierzu soll es diese Woche noch eine Entscheidung geben.

Eine weitere neue Entwicklung ist, dass sich nun auch Angehörige der Prioritätengruppe III für eine Impfung anmelden können. Das betrifft unter anderem Menschen über 60, Personen mit bestimmten Vorerkrankungen, Mitarbeiter von Verwaltungen, Polizei, Feuerwehr, Katastrophenschutz, aber auch in Einrichtungen und Unternehmen der sogenannten "kritischen Infrastruktur" wie Ernährungswirtschaft, Wasser- und Energieversorgung oder Apothekenwesen. Wann diese Personen im Landkreis konkret an der Reihe sind, stehe noch nicht fest, erläuterte Binsch. Man wisse nicht, wie viele Impfberechtigte die Stufen I und II noch ausstünden.

Landrätin Anita Schneider (SPD) erklärte, dass sie mit den Impfungen für die Mitarbeiter der Kreisverwaltung "sehr offen und transparent" umgehen wolle, "um keinen Unmut in der Bevölkerung auszulösen". Wichtig sei ihr eine einvernehmliche Regelung, sodass nicht jeder Landkreis anders vorgehe. Formal reiche der Dienstausweis, doch Schneider hält es für besser, zuerst diejenigen zu impfen, die viel Kontakt zu Bürgern haben.

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Mit Stand 26. April, 23.23 Uhr, gab es nach Angaben von Binsch 96 001 Impfungen im Landkreis Gießen. 1407 davon gingen an Bürger, die von mobilen Impfteams zu Hause besucht wurden. Auf Basis der angekündigten Impfmengen der nächsten Wochen wird davon ausgegangen, dass diese Bevölkerungsgruppe bis zum 19. Mai komplett ihre erste Dosis bekommen hat, bis zum 11. August die zweite Impfung. 46 Einrichtungen für Menschen mit geistigen und /oder körperlichen Einschränkungen haben bedarf für Impfungen angemeldet, 31 wurden bisher aufgesucht. Die erste Impfung für die Bewohner soll komplett bis 5. Juli abgeschlossen sein, die zweite Dosis bis 14. August.

Bei Alten- und Pflegeheimen werden neue Bewohner nachgemeldet, deren Komplett-Impfung am 16. Juni abgeschlossen sein soll. Der 28. Juli wird als Datum genannt, um dieses Ziel auch bei Dialysepatienten zu erreichen. All das gilt selbstredend unter der Voraussetzung, dass die Impfstofflieferungen wie geplant kommen.

Ein weiteres Thema der Sitzung waren auch ungenutzte Impfdosen. Wie Binsch berichtete, konnte in der Apotheke des Impfzentrums in mehreren Fällen die sechste Dosis beim Vakzin von Biontech nicht entnommen werden, da die Fläschchen nicht voll genug gewesen seien. Somit gingen 31 Dosen verloren. Ähnliche Probleme gab es auch bei AstraZeneca und Moderna (jeweils zwei Dosen). Durch Bedienfehler und Zeitverzug wurden weitere acht Dosen nicht genutzt.

Für den Fall, dass abends noch Impfdosen übrig bleiben, werden impfberechtigte Personen auf einer sogenannte Resteliste kontaktiert, die dann spontan zur Impfung kommen. Aktuell stehen noch 79 Personen auf der Liste. Der Impfbeirat sprach sich dafür aus, nun Feuerwehren und Einheiten des Katastrophenschutzes (THW, DRK, Johanniter und DLRG) aufzunehmen - zusammen 2251 Personen.

13 Härte- und Einzelfälle, also Anträge von Bürgern, wegen einer Erkrankung bei der Impf-Priorität vorgezogen zu werden, wurden seit der letzten Sitzung des Impfbeirats am 8. April positiv und 19 negativ beschieden. Sechs Anträge sind noch offen.

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Um ausgefallene Impftermine schnell und unkompliziert neu zu vergeben, hatte der Landkreis Gießen das Buchungsportal "Impfbrücke" freigeschaltet. Darüber erhielten in drei Kalenderwochen 2894 Impflinge das Vakzin von AstraZeneca. Binsch bat in diesem Zusammenhang darum, dass derjenige, der bei seinem Hausarzt geimpft wird, den Termin im Impfzentrum stornieren solle.