Buseck: So logierte einst ein Eremit

Freude herrscht über die Fertigstellung des Einsiedlerhäuschen und die Spende von Ernst-Ludwig Stephan (5.v.l.).    Foto: Wagner

Den Busecker Schlosspark ziert jetzt ein Einsiedlerhäuschen. Dank einer Spende von Ernst-Ludwig Stephan war diese einst für englische Landschaftsgärten typische Eremitage möglich.

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GROSSEN-BUSECK. Für welchen Zweck wurde im Schlosspark ein kleines Fundament errichtet? Das fragten sich seit Wochen viele Spaziergänger. Nun hat das Rätselraten ein Ende. Es handelt sich um den Unterbau für ein Einsiedlerhäuschen. Die offizielle Übergabe durch den Freundeskreis Busecker Schlosspark an die Gemeinde fand nun statt. Da tut sich jetzt aber eine weitere Frage auf: Was ist ein Einsiedlerhäuschen? Die Antwort darauf gab Ehrenbürgermeister Erhard Reinl, der Vorsitzende des Freundeskreises Busecker Schlosspark, beim Übergabetermin.

Landschaftsgarten

Im Zuge des Umbaus des Schlosses in den Jahren 1850 bis 1860 wurde der ehemals barocke Garten zu einem englischen Landschaftsgarten umgestaltet. Zu den typischen Attributen eines solchen gehörte auch ein Einsiedlerhäuschen. Dieses stand im Schlosspark in der Nähe des Baches auf großen Natursteinen. Ein hölzerner Bau, verkleidet mit Rindenplatten. Das Dach war mit Schieferplatten gedeckt, der Boden mit rotem Klinker befestigt. Ursprünglich befand sich das Einsiedlerhäuschen etwa zehn Meter nördlich vom jetzigen Standort. Die Bodenbefestigung aus Natursteinen ist an dieser Stelle heute noch sichtbar. Der alte Standort wurde mit Rücksicht auf Flora und Fauna aufgegeben.

Das neue Häuschen wurde nach alten Fotodokumenten, den Beschreibungen im Parkpflegewerk und nach mündlichen Überlieferungen möglichst nahe am historischen Vorbild erstellt. Einst saß in dem Pavillon ein hölzerner hellgrau gestrichener Einsiedler auf einer Bank an einem Steintisch. Diese Figur, dargestellt mit einem aufgeschlagenen hölzernen Buch, schaute gen Osten. "Zur Bedeutung des Einsiedlers ist zu sagen, dass es Ende des 18. und Anfang des 19. Jahrhundert sogenannte Schmuckeremiten gab", führte Reinl weiter aus. Diese wohnten während eines Anstellungsverhältnisses in englischen Landschaftsparks in einer eigens für sie eingerichteten Eremitage. Um die Eigentümer der Parks und deren Gäste zu unterhalten, mussten sie sich zu bestimmten Tageszeiten blicken lassen. In Deutschland waren Schmuckeremiten in Gärten bei Hamburg und Hannover bekannt (Quelle: Wikipedia). Vermutlich hatte man sich in Großen-Buseck dieser Entwicklung angeschlossen. Anstatt eines lebenden Eremiten wurde allerdings ein hölzerner Einsiedler in das Häuschen gesetzt.

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"Ich bin dankbar, dass der Verein derartige Projekte auf den Weg bringt", sagte Bürgermeister Dirk Haas. "Wir als Gemeinde unterstützen das." Geplant ist nun eine Anbindung des Einsiedlerhäuschens an das Wegenetz.

Die Übergabe fand aufgrund der Pandemie nur im kleinen Kreis mit Vorstandsmitgliedern, Vertretern der Gemeinde sowie Martin Stein und Thomas Hahn statt. Die beiden ortsansässigen Firmenchefs hatten die Arbeiten zu einem Freundschaftspreis ausgeführt. Die Finanzierung ist über Spenden erfolgt. Die nicht projektgebundene Spende der Volksbank Mittelhessen von 5000 Euro trug dazu bei und eine private Spende in Höhe von 10 000 Euro von Ernst-Ludwig Stephan war mehr als willkommen.

Beweggründe

Eine solche Spende einer Privatperson an einen Verein kommt nicht alle Tage vor. Zu seinen Beweggründen sagt Ernst-Ludwig Stephan: "In Großen-Buseck bin ich geboren. Mein Heimatort hat mir immer viel bedeutet und viel gegeben. Hier grüßt man mich, hier kann ich an jeder Ecke ein Schwätzchen halten. Das tut mir gut." Obwohl er seit 1986 in Alten-Buseck wohnt, zieht es ihn immer wieder hierher. Mit seiner Spende wollte er seinem Heimatort etwas zurückgeben. Was aus dem Park geworden ist, das findet Stephan einfach toll. Nachdem ihm Erhard Reinl von dem geplanten Projekt erzählt hatte, stellte er eine Spende in Aussicht. Als später Kassenwart Norbert Wagner den Freundeskreisvorsitzenden über die Höhe des Zahlungseingangs informierte, da verschlug es Reinl die Sprache. Schmunzelnd meinte Stephan: "Ich bin gespannt, wann hier die ersten Leute stehen, um auf den Bus zu warten."