Ein Abend für die Kinos

Die Traumstern-Betreiber Edgar Langer (links) und Hans Gsänger konnten einen Preis für ihr "herausragendes kulturelles Engagement" in der Kategorie "Gewerbliches Kino" in Empfang nehmen.  Foto: Czernek
© Czernek

Die gebeutelte Branche feierte sich bei der Verleihung der Hessischen Filmpreise - darunter auch die Dauersieger vom Kino Traumstern aus Lich.

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OFFENBACH/LICH. Das Kino Capitol hatte sich herausgeputzt für den Hessischen Filmpreis 2021. Nachdem das Event im vergangen Jahr ausfallen musste, waren alle froh, dass er nun wieder stattfinden konnte, wenn auch ohne roten Teppich. Statt Glanz und etwas Glamour ging es diesmal etwas bescheidener zu. Das tat der Stimmung aber keinen Abbruch. Es herrschte eine entspannte Atmosphäre im Kreis derjenigen, die für die Filme Verantwortung tragen: Regisseure, Kinobetreiber und Verantwortliche der Filmförderung. "Es war echt schön, wieder eine größere Veranstaltung mitzuerleben. Man kam sehr gut ins Gespräch", berichtete Edgar Langer vom Kino Traumstern, das wie jedes Jahr für seine Arbeit mit dem Hessischen Kinopreis in der Kategorie "Gewerbliches Kino" ausgezeichnet wurde.

Den Ehrenpreis des Ministerpräsidenten wurde an Volker Schlöndorff vergeben. Ministerpräsident Volker Bouffier würdigte den gebürtigen Wiesbadener in einer Grußbotschaft als herausragende Persönlichkeit der Film-und Kinowelt, die leidenschaftlich die Belange der Filmkultur vertrete. In Bouffiers Vertretung übergab Kunst- und Kulturministerin Angela Dorn den undotierten Preis.

Schlöndorff freute sich sichtlich über die Auszeichnung. In seinen Dankesworten erinnerte er an die Anfänge seiner Karriere und lobte die Liberalität der hessischen Filmförderung, so seien die meisten seiner Filme als Koproduktion mit dem Hessischen Rundfunk entstanden. "Es gab zwar weniger Geld, dafür wurden die Drehbücher ohne Abstriche gefördert", sagte er und verwies darauf, dass sein größter Erfolg, "Die Blechtrommel", mithilfe des Hessischen Rundfunks produziert worden sei. Zudem lobte er, dass der Film- und Kinopreis auch die vielen spannenden kleinen Kinos im Land fördere, zu denen auch das Kino Traumstern in Lich gehört. "Film ohne Kino ist wie Musik ohne Konzertsaal", betonte der Oscar-Preisträger.

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Mit großer Dankbarkeit wurde der Kinopreis von den gewerblichen und nicht-gewerblichen Kinobetreibern entgegengenommen. Die Schauspielerin Jasna Fritzi Bauer zollte als Laudatorin allen Filmschaffenden und Kinobetreibern ihre Anerkennung: "Ich will die große Leinwand. Und deshalb ist es so wichtig, dass an einem solchen Abend die Menschen hinter den Kinos geehrt werden, die Monat für Monat ein tolles Programm für ihr Publikum zusammenstellen."

Da eine Auswertung der gezeigten Filme Pandemie-bedingt nicht möglich war, erhielten sämtliche Kinos, die bereits in den Jahren zuvor gefördert worden waren, erneut die gleiche Summe an Fördermitteln. Das Kino Traumstern bekam so 20 000 Euro überwiesen. "Es war eine wunderbare Entscheidung vom Ministerium, das Geld unkompliziert und bereits im Sommer an uns auszuzahlen. Das war eine echte Unterstützung in der schwierigen Zeit, wo man noch nicht wusste, wie es weitergehen würde", erläuterte Langer, bevor in Offenbach die formale Würdigung folgte. Die Verantwortlichen im Ministerium und von Hessenfilm hätten die Kinobetreiber gut unterstützt und gefördert, weil sie den Ernst der Lage schnell erkannt hätten. Ähnlich lobende Worte fand auch Marion Closmann vom Kammer-Palette-Atelier in Marburg, die im Namen der gewerblichen Kinobetreiber für die Ehrung dankte: "Der Preis hat in diesem Jahr einen besonderen Stellenwert für uns als Anerkennung für das Durchhalten der vergangenen anderthalb Jahre".

Gegenüber dem Anzeiger wies Edgar Langer allerdings auch auf die nach wie vor schwierige Situation aller Kinos hin, egal ob gewerblich oder kommunal. "Das Geld vom Kinopreis haben wir längst ausgegeben", meinte er lächelnd. Und die Besucher kämen immer noch sehr zögerlich zurück. "Eine Hälfte ist noch nicht wieder da. Wir verstehen das. Wir sind ja froh, dass wir ein bisschen spielen können, und tun so, als ob es normal sei".

Von der Normalität ist das Traumstern aber noch weit entfernt. Von den ehedem rund 190 Plätzen stehen derzeit 150 Plätze zur Verfügung, von denen etwa die Hälfte besetzt werde. "Für die meisten unserer Vorstellungen ist das in Ordnung. Nur bei gut laufenden Filmen ist das ein Problem: Dann fehlen uns genau diese Einnahmen, um andere defizitäre Vorstellungen auszugleichen". Wie lange diese Situation noch durchzuhalten ist, sei bei vielen Kinobetreibern offen. "Es ist so, als ob man mit Schwimmflügeln im Meer schwimmt. Man geht noch nicht unter. Es ist aber auch noch kein Ufer in Sicht.