Im Ostkreis fehlen 370 Betreuungsplätze

Im Beisein von Tanja Prollius (vorne l.) und Hans-Peter Stock vom Landkreis (vorne 2.v.l.) verlängerten die Bürgermeister Julien Neubert, Rainer Wengorsch, Peter Klug und Frank Ide (hinten v.l.) den Vertrag mit dem Oberhessischen Diakoniezentrum, vertreten durch Bernd Klein und Eva Heigl. Foto: Weißenborn
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Die Bürgermeister von Grünberg, Hungen, Laubach und Lich haben den Vertrag mit dem Oberhessischem Diakoniezentrum zur Koordination der Tagespflege verlängert.

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. Grünberg/Hungen/ Laubach/Lich (ww). Im Netzwerk Tagespflege wird die Arbeit aller Tagesmütter im Kreis Gießen koordiniert. Immerhin gibt es 117 Personen, die 350 Plätze außerhalb der Betreuung in Kindertagesstätten anbieten - allein 109 davon im östlichen Kreisgebiet. Drei Organisationen sind im gesamten Kreis mit seinen 17 Kommunen plus der Stadt Gießen für das Netzwerk zuständig. Es sind das Oberhessische Diakoniezentrum in Laubach, die Katholische Familienbildungsstätte in Buseck und in der Stadt an der Lahn der Verein "Eltern helfen Eltern".

In Laubach ging es jetzt darum, den Vertrag mit der Koordinierungsstelle für den Ostbereich zu verlängern. Die Bürgermeister Dr. Julien Neubert (Lich), Rainer Wengorsch (Hungen), Frank Ide (Grünberg) und Peter Klug (Laubach) unterzeichneten diesen im Rathaussaal der Stadt Laubach. Mit dabei war der hauptamtliche Kreisbeigeordnete Hans-Peter Stock als Sozialdezernent, da der Kreis die Aufsicht über alle Tageseinrichtungen für Kinder hat. Er betonte, dass die Tagespflege ein wichtiger Baustein für die Betreuung der unter Dreijährigen sei. "Sie wird stark genutzt." Das unterstrich auch Bürgermeister Neubert. Nicht alle Eltern wollten ihre Kinder in den Kindergärten betreut sehen. Da sei dies ein Ergänzungsangebot. Gerade in flächenreichen Gebieten, wo auch Busse zu den Kindergärten fahren müssten, seien die Tagespflegepersonen besonders anerkannt.

"Noch Luft nach oben"

Stock erklärte, dass es Kommunen gebe, die das Thema sehr ernst nehmen würden und die Eigenentwicklung nicht nur in Beton, sondern auch in den Köpfen denken würden. "Aber es ist noch Luft nach oben." Der Landkreis habe jedenfalls gerade neun zusätzliche Tagespflegepersonen ausbilden können.

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Er lobte in diesem Zusammenhang die Koordinatorin Ost Eva Heigl. Ihre Aufgabe sei es, das an Betreuung mit Tagespflegepersonen abzudecken, was kurzfristig vor Ort nicht zur Verfügung gestellt werden könne. 2002 wurde die Vereinbarung zur Tagespflege im Kreis getroffen. Heigl hat dafür eine halbe Stelle im Oberhessischen Diakoniezentrum "Sie müssen große Hebel mit wenig Budget bewegen", betonte die zuständige Fachfrau im Kreishaus, Tanja Prollius.

Im Bereich der unter Dreijährigen gebe es großen Ausbaubedarf im Kreis. In der Gesamtplanung der Tagespflege würden 20 Plätze in Grünberg zur Verfügung stehen, 140 Kinder müssten dort aber untergebracht werden. In Lich seien es 56 (100 benötigt), in Laubach 23 (87) und in Hungen zehn Plätze (43). Es werden damit aktuell in den vier Kommunen 109 Kinder unter drei Jahren von 27 Pflegepersonen betreut. Der Bedarf liege aber bei 370 zusätzlichen Plätze in Kitas und Tagespflege. Woanders sei das Defizit noch viel gravierender, sagte Prollius.

Heigl erklärte, dass sie die Koordination Ost 2018 übernommen habe. Durch den neuen Vertrag kann jetzt eine weitere halbe Stelle in diesem Bereich im Diakoniezentrum geschaffen werden, weil das Kommunen-Quartett seinen Kostenbeitrag aufstockte. Die zweite Fachkraft soll bei der Gewinnung, Vermittlung, Beratung und Qualifizierung von Tagespflegepersonen unterstützend tätig werden. Der bestehende Vertrag wurde zunächst bis 2022 verlängert. Seit 2002 sei die Gemeindezuwendung bisher nur einmal aufgestockt worden, erläuterte Prollius. Die Koordinierungsstellen würden aus Landes-, Kreis- und Gemeindezuwendungen finanziert.

Nicht so schnell bauen

Der Geschäftsführer des Oberhessischen Diakoniezentrums, Bernd Klein, betonte, dass man Tageseinrichtungen nicht so schnell bauen könne wie Plätze gesucht würden und auch nicht so viel Erzieherinnen bekommen könne. Da setze die Tagespflege in kleinen häuslichen Einheiten an. Kindertagespflegepersonen arbeiten allein und betreuen bis zu fünf Kinder gleichzeitig in ihrem privaten Haushalt.