Das Projekt endet nach fast vier Monaten. Vanessa Wagner aus Lich berichtet stellvertretend von ihren Erfahrungen. Sie half Senioren bei allen Fragen rund um die Corona-Impfung.
KREIS GIESSEN. Nach fast vier Monaten endet das Impflotsen-Projekt des Landkreises Gießen. Die Kreisverwaltung zieht in einer Pressemitteilung eine durchweg positive Bilanz: Allein im ersten Monat habe das Team etwa 1700 Impftermine gebucht und vor allem älteren Menschen bei zahlreichen Anliegen zur Corona-Schutzimpfung weitergeholfen. Eine Impflotsin ist die 28-jährige Vanessa Wagner aus Lich. Die Lehramtsstudentin für Haupt- und Realschule hat mit der Arbeit Mitte Januar begonnen, als sich die über 80-Jährigen für einen Impftermin anmelden konnten. Dabei scheiterten sie oft an technischen Hürden. Vanessa Wagner merkte schnell, wie wichtig ihre Arbeit war. "In den ersten Tagen waren die Systeme völlig überlastet. Wer die ganze Zeit bei der Hotline nur die Bandansage hörte, war dankbar und erleichtert, dass endlich mal ein Mensch am Telefon war", schilderte sie im Gespräch mit dieser Zeitung.
Der Landkreis hatte ein über 60-köpfiges Team eingestellt und geschult. Zwischen 15. Januar und 30. März saß in jeder der 18 Kommunen sowie in der Kreisverwaltung eine Ansprechperson in Vollzeitbeschäftigung am Telefon. Nach 1. April - und zugleich mit sinkendem Bedarf nach dem Unterstützungsangebot - betreuten dann weniger Impflotsen mehrere Kommunen. Zum 30. April läuft das Projekt aus.
Vanessa Wagner hatte damals den Aufruf des Landkreises bei Facebook entdeckt. Außerdem waren die "Songlines", der junge Chor aus Lich, in dem sie singt, per E-Mail um Hilfe gebeten worden. Die 28-Jährige arbeitet neben dem Studium an der Gesamtschule Hungen und konnte sich einen weiteren Nebenjob gut vorstellen. Sie meldete sich und wurde einen Tag im Impfzentrum geschult, um den Senioren auch die dortigen Abläufe erklären zu können. Zunächst sollte das Projekt nur zwei Wochen dauern.
"Erleichterung gespürt"
"Ich habe die Erleichterung bei den Senioren gespürt, dass sie jemanden hatten, der ihnen alles erklären konnte und der ihnen zugehört hat. Man kann dieser Altersgruppe doch nicht zumuten, sich online zu registrieren oder es stundenlang am Telefon zu versuchen", meinte sie. Manchmal habe sie auch Frust abbekommen, zum Beispiel als eine Frau acht Wochen auf einen Termin warten musste. Diese habe aber erneut angerufen und sich entschuldigt.
Das Team der Impflotsen setzte sich aus Studierenden der Justus-Liebig-Universität Gießen und der Technischen Hochschule Mittelhessen zusammen - teilweise waren auch junge Leute aus Marburg dabei. Sie alle hatten sich Anfang des Jahres für den Unterstützungspool des Landkreises registriert und wurden vom Gesundheitsamt für ihre neue Aufgabe geschult.
"Wir bedanken uns ganz herzlich bei allen Beteiligten für ihre herausragende Leistung", erklärte Landrätin Anita Schneider (SPD). "Inzwischen hat die Nachfrage an Impflotsen abgenommen. Wir sind bei der dritten und damit einer wesentlich jüngeren Priorisierungsgruppe angekommen, die Terminvergabe ist im Vergleich zum Anfang deutlich einfacher geworden und die Hausarztpraxen können nun zusätzlich vor Ort beraten." Die ganze Zeit über seien die Reaktionen auf die Impflotsen durchweg positiv gewesen: "Manche Rathäuser führen das Projekt sogar in Eigenregie weiter und einige Studierende sind dem Gesundheitsamt als studentische Beschäftigte für die Kontaktnachverfolgung treu geblieben."
Vanessa Wagner arbeitet zumindest den Mai noch weiter in Lich, da es immer noch viele Fragen gebe und auch die Schnelltest-Termine über die Impflotsen gebucht werden können.
Impftermine können weiterhin beim Land im Internet unter www.impfterminservice.hessen.de sowie telefonisch unter 0611/50592888 oder 116117 vereinbart werden.