Seit Karfreitag gilt im Landkreis Gießen eine nächtliche Ausgangssperre von 21 bis 5 Uhr. Über die Feiertage kam es nur vereinzelt zu Vergehen.
KREIS GIESSEN. Kreis Gießen. Was haben der 13. Dezember 2020 und der 2. April 2021 gemeinsam? An diesen beiden Tagen wurde inmitten des zweiten Lockdowns eine Ausgangssperre für den Landkreis verhängt. In der Nacht zu Karfreitag trat eine erneute Ausgangssperre für den Landkreis in Kraft, von 21 bis 5 Uhr sind Haus oder Wohnung nur im absoluten Notfall und für berufliche oder tierische Zwecke zu verlassen. Die meisten nehmen die Ausgangssperre gelassen hin, luden Wetter und Geschäftsschließungen über die Feiertage doch nicht wirklich dazu ein, die Sperre zu brechen. Ein Blick nach Wettenberg und Lollar. Die Lage in beiden Kommunen ist gespenstig ruhig. Kurz nach 21 Uhr an Karfreitag sind nur noch sehr vereinzelt Personen unterwegs. Eine junge Frau im orangenen Parka ist in Lollar mit ihren beiden Hunden unterwegs und erzählt auf Nachfrage, was sie von der Beschränkung hält. "Ehrliche Antwort? Gar nichts. Was ist das denn außer Symbolpolitik? Dann verlagert sich das alles halt nach drinnen, dann hat auch keiner gewonnen", berichtet die 29-Jährige resigniert.
Der Kälte zum Trotz
Der Eindruck diesbezüglich bestätigt sich in Grünberg und in Lich. Die Straßen sind zwar leer, was jedoch auffällt sind vereinzelte Gruppen von Menschen, die auf Balkonen oder Terrassen sitzen und sich unterhalten, wenn auch kleidungstechnisch dick eingepackt. Das fast schon winterlich anmutende Wetter über die Feiertage sorgt dafür, dass die Temperaturen nachts in den niedrigen einstelligen Wert sinken und somit schon mal ein Anreiz für das Brechen der Sperre wegfällt. Anders sähe die Situation mutmaßlich aus, wenn die Temperaturen nachts deutlich wärmer werden. In Lich macht eine Gruppe von sechs Personen auf sich aufmerksam und wir kommen schnell ins Gespräch. Auf die Nachfrage hin, weshalb man sich im eigenen Garten trotz Verbot versammelt habe, kommen statt Erklärungsversuche ehrliche Antworten. "Wir als Gruppe wohnen verstreut und haben uns nur per Video gesehen. Damals haben wir uns geschworen, dass wir uns Ostern 2021 treffen, komme was wolle", erzählt ein Gruppenmitglied. Man wisse um das Risiko und auch um die Tatsache, dass die Pandemie weiter anhalte. Dennoch ist der einhellige Tenor, dass es das jetzt nach der langen Zeit der Entbehrung einfach wert sei. Und was die Zusammenkunft angeht, halte man weiterhin Abstand und verbringe so viel Zeit im Freien wie möglich, auch wenn es nur der eigene Garten ist. Angst, dass die Polizei die Versammlung auflöst, haben die Anwesenden nicht. "Dann zahlen wir eben das Bußgeld. Wie gesagt, es ist uns die Sache wirklich wert. Der Mensch braucht die sozialen Kontakte und die gehen eben auf Dauer nicht digital", so die deutliche Meinung die Anwesenden am Samstagabend.
Die Gruppe bleibt jedoch die Ausnahme im Landkreis, ansonsten sind meist kleinere Runden und die Gesprächsfetzen ertönen nur vereinzelt auf den leeren Straßen. Ab und an sieht man auf den Landstraßen rund um die einzelnen Ortschaften wie Reiskirchen oder Buseck die Polizeibeamten in ihren Autos auf Streife durch den Landkreis fahren. Gegenverkehr kommt einem auf den Landstraßen im Landkreis sehr selten entgegen, am ehesten noch kurz nach Eintritt der Ausgangssperre. Dass sich die Bürger vornehmlich an die Regeln gehalten haben, kann auch Polizeihauptkommissar Guido Pieper bestätigen. "Es gab keine außergewöhnlichen Situationen. Alles in allem war es die Feiertage über sehr ruhig. In den letzten Stunden hatten wir keinerlei Feststellungen", so der Lagedienst des Polizeipräsidiums. Kurz vor Mitternacht in der Nacht zu Ostermontag ein letzter Blick nach Staufenberg. Hier ist es ebenfalls gespenstisch ruhig und die Straßen sind gänzlich verwaist. Es wirkt so, als sei der gesamte Landkreis in ein Dornröschenschlaf gefallen, der erst wieder am nächsten Morgen um 5 Uhr endet.