Luftpost aus Oppenrod zum 100. Geburtstag

Am Ehrenmal auf dem Friedhof in Oppenrod hat Ortsvorsteherin Renate Renger frische Blumen gepflanzt, Alfred Mohr hat die Platte am Gedenkstein auf Vordermann gebracht (l.). Auch als Seniorin hat Ellen Harding noch leidenschaftlich gerne getanzt: Anlässlich ihres 82. Geburtstages führte sie 2002 in der Rahberghalle einen Stepptanz vor (r.).  Fotos: Wagner/privat

Seit 1950 lebt die ehemalige Oppenröderin Ellen Harding in Kalifornien. Zu ihren 100. Geburtstag soll sie ein besonderes Geschenk bekommen - diesen Zeitungsartikel.

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. Oppenrod (swa). Über eine ganz besondere Überraschung darf sich Ellen Harding zu ihrem 100. Geburtstag freuen. Pünktlich zu ihrem Ehrentag am 8. August soll dieser Zeitungsbericht auf ihrem Gabentisch liegen. Der steht in Kalifornien, rund 9000 Kilometer von Oppenrod entfernt. Den Briefumschlag mit persönlichen Glückwünschen und dem Artikel darin, wird Oppenrods Ortsvorsteherin Renate Renger per Luftpost versenden. Über sie hält Harding, die Anfang 1950 in die USA ausgewandert ist, nach wie vor Briefkontakt zum Seniorenkreis in Oppenrod.

Für die Liebe in die USA

Nach Amerika ist die bald Hundertjährige der Liebe wegen gegangen. Ihre erste große Liebe verbindet sie indes mit Oppenrod. Jedoch nahm ihre Ehe mit dem Armeearzt Richard Gräf am 28. März 1945 ein jähes und tragisches Ende. Auf der Fahrt zum Lazarett wurde der damals 25-jährige Arzt in seinem Fahrzeug von einem Panzer zerquetscht. Das Unglück geschah auf der heutigen Bundesstraße 49 auf Höhe der "Leppermühle". Im Mai 1945 wurde die Tochter geboren, die sich heute in der gemeinsamen Wohnung um ihre Mutter kümmert.

Von 1989 bis 1993 ist Harding noch einmal für eine lange Zeit am Stück nach Oppenrod zurückgekehrt, um ihre hochbetagte Mutter Mascha Lehrmund zu pflegen. "Während dieser Zeit hat sie in der Miller Hall in Gießen unseren Jüngsten das Tanzen beigebracht und auch die Abteilung Tanzen der Sportfreunde Oppenrod in der Rahberghalle trainiert", berichtet Ortsvorsteherin Renger. Die Sehnsucht nach dem Ehemann, der Tochter und dem Sohn aus zweiter Ehe veranlasste Harding schließlich, mit ihrer pflegebedürftigen Mutter den Rückflug nach Kalifornien anzutreten.

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Zum Gedenken an die Gefallenen beider Weltkriege wurde 1954 das Ehrenmal auf dem Friedhof in Oppenrod eingeweiht. Zu Ehren von Richard Gräf wurde davor ein Gedenkstein errichtet. Der Zahn der Zeit hat die Inschrift auf der Platte verblassen lassen. Alfred Mohr hat sich kürzlich darum gekümmert: Nach einer gründlichen Reinigung mit einer Bürste hat der "Ehrenamtler" den Schriftzug mit einer grau-weißen Farbe nachgemalt und die Platte mit Steinpflege behandelt. Nun ist die Schrift wieder gut lesbar. Rund um die Gedenkstätte hat Renate Renger frische Blumen gepflanzt.