Die 86-jährige Wißmarerin Erika Weimer erhielt für ihre zahlreichen schriftstellerischen Werke den Wettenberger Kulturförderpreis.
WETTENBERG. "Ihr ganzes Wirken in den letzten 18 Jahren, ihre schriftstellerischen Arbeiten, ihre immer neuen Ideen rund um ihre Heimat sind herausragend. Mit ihren Geschichten, die lustig, nachdenklich, und manchmal auch traurig sind, so wie das Leben eben ist, begeistert sie die Menschen", lobte Bürgermeister Thomas Brunner Erika Weimer. Die 86-jährige Schriftstellerin bekam am Donnerstag bei der Gemeindevertretersitzung den Kulturförderpreis verliehen.
Erst nach Renteneintritt und im Alter von 68 Jahren griff die Wißmarerin zur Feder und legte sie seitdem nicht mehr ab. "Das Schreiben stand damals nicht auf meinem Tagesplan", erzählte Weimer rückblickend. Doch dann war es für sie Bestimmung, Glück oder auch Zufall, dass sie bis heute mit dem Schreiben nicht mehr aufhören konnte. Über die Jahre hat die Rentnerin so bereits zwölf Bücher veröffentlicht. Die meisten erzählen Geschichten aus Wettenberg und Umgebung. Ihr erstes Buch "Tiergeschichten" habe sie damals hauptsächlich geschrieben, weil sie die darin vorkommenden Erzählungen immer ihren Enkelkindern vortrug.
Alle Zweifel beseitigt
Als Autodidakt sei es für sie anfangs nicht einfach gewesen, ihre Schreibkünste unter Beweis zu stellen. Selbst in ihrem Freundes- und Bekanntenkreis wurde vereinzelt vermutet, dass ihre Texte von fremder Hand geschrieben wurden. "Es war schwer, zu verstehen, dass eine Frau wie ich sich plötzlich von einer ganz anderen Seite zeigte. Doch inzwischen sind alle Zweifel ausgeräumt und meinen damaligen Skeptikern habe ich längst verziehen", verriet die 86-Jährige. Ihr erstes Buch hat sie noch handschriftlich verfasst, doch danach habe auch sie sich der neuen Technik zugewandt und den Umgang mit dem Computer gelernt.
Rückblickend habe das Schreiben ihr Leben bereichert. "Es hat mich mit Menschen zusammengebracht, die ich ansonsten nicht kennengelernt hätte." Mit der Auszeichnung des Kulturförderpreises, der ihr in geteilter Form überreicht wurde, habe sie nicht gerechnet. Sie sei davon überwältigt gewesen, aber auch gleichzeitig unglaublich froh und es habe sie auch ein bisschen Stolz gemacht, wie sie vor den Gemeindevertretern in der Mehrzweckhalle in Krofdorf-Gleiberg zugab.
Auch Bürgermeister Brunner entpuppte sich als Fan der Werke von Erika Weimer. Zu dem 2016 veröffentlichten Buch "Mein Leben - Meine Zeit" habe er eine besondere Verbindung, da er dort selbst schriftstellerisch tätig geworden war. Eine der insgesamt 18 Geschichten, in denen Menschen von ihrem Leben berichten, handelt von seiner Biografie. "Deswegen ist es aber nicht mein Lieblingsbuch, sondern ich habe fast alle Bücher gelesen und kann sagen, dass sie alle wirklich wunderbar sind", so Brunner.
Für die Auszeichnung, die Weimer nach Empfehlung des Fachausschusses und des Gemeindevorstandes verliehen bekam, bedankte sich die Preisträgerin bei all ihren Unterstützern, Begleitern und Lesern, die ihr seid Jahren die Treue halten. Ohne diesen Kreis hätte sie ihre Bücher nicht schreiben können. "Der Preis beweist mir, dass die vielen investierten Stunden in meine Schreiberei nicht umsonst gewesen sind und dass das Endergebnis einen gewissen Wert für die Menschen in meiner Heimat gefunden hat", fügte die Seniorin an.
Der Kulturförderpreisreis kann an Einzelpersonen und Personengruppen, Organisationen oder Vereine verliehen werden, die sich außerhalb ihrer beruflichen und/oder dienstlichen Tätigkeit auf dem Feld der Kultur in besonderer Weise engagiert haben. An Erika Weimer sei der Preis in geteilter Form überreicht worden, was allerdings die Auszeichnung nicht schmälert, wie Bürgermeister Brunner anmerkte. Die andere Hälfte soll bei einer anderen Gelegenheit an den Preisträger übergeben werden.