Alfons Dörr aus Wettenberg steht seit 50 Jahren auf der Bühne
Seit fast 50 Jahren steht Alfons Dörr auf der Bühne, auch bei "Musik im Park" in Großen Buseck ist er ein gern gesehener Künstler. Seine Karriere begann er als Zwölfjähriger mit einem Auftritt beim Weihnachtstanz in Leihgestern.
Von swa
Alfons Dörr blickt auf fünf Jahrzehnte Bühnenerfahrung zurück. Foto: Wagner
Jetzt teilen:
Jetzt teilen:
GROSSEN-BUSECK - Alfons Dörr ist ein Vollblutmusiker. Ende des Jahres begeht der Wettenberger sein 50-jähriges Bühnenjubiläum. Von einer Bühne kann man bei "Musik im Park" allerdings nicht sprechen, denn hier bildet das Atrium die Auftrittsplattform. Auf diese Weise haben die Interpreten nicht nur die Gäste, sondern auch den Park mit dem wunderschönen Baumbestand im Blick.
Ein Ambiente, das Dörr offensichtlich zu schätzen weiß. Nachdem er im Juli 2019 bei über 40 Grad von jetzt auf gleich für einen Chor eingesprungen war, trat er nach 2020 am Donnerstag zum dritten Mal auf. Und wieder hatte er zahlreiche Fans - und die Sonne - auf seiner Seite. Beste Unterhaltung war garantiert.
Ganz Europa
Bereits mit neun Jahren hat Dörr Unterricht an der Hammond-Orgel genommen, später noch Gitarre spielen gelernt. Noch vor seiner Konfirmation spielte er im Gottesdienst der Stephanus-Gemeinde in Gießen unentgeltlich die Orgel. Seinen ersten Auftritt hatte der heute 62-Jährige beim Weihnachtstanz am 25. Dezember 1971 in der Glastanzdiele beim "Philipp" in Leihgestern. Dem damaligen Trio mit einem italienischen Sänger und Saxofonisten sowie einem Schlagzeuger sollten noch viele weitere Ensembles folgen, in denen Dörr die Tastatur bediente. Im Laufe der 50 Jahre führten ihn Auftritte durch ganz Europa. Höhepunkte waren das luxuriöse Palais Kempinski in Dresden, die Optikmesse Silmo in Paris, aber auch das Gastspiel im Vila Vita Park in Portugal. "Als ich das erste Geld mit meiner Musik verdient hatte, fühlte ich mich wie ein kleiner Star", erinnert sich der gebürtige Gießener. "Eine Gage von 100 DM, das war für mich als Zwölfjährigen richtig viel Geld."
"Schon immer war es mein Wunsch, Berufsmusiker zu werden. Meine Eltern hatten Bedenken, sprachen von brotloser Kunst. Sie bestanden darauf, dass ich einen ordentlichen Beruf erlerne. Deshalb machte ich eine Ausbildung zum Steuerfachgehilfen", erzählt Dörr. Nach dem Inhaberwechsel des Steuerbüros ging er zur Bundesagentur für Arbeit nach Frankfurt. Hier war er 32 Jahre lang im Außendienst im Bereich illegaler Beschäftigung eingesetzt. 2014 hat er sich seinen Traum von der hauptberuflichen Selbstständigkeit als Profi-Musiker erfüllt. Seitdem spielt die Musik die erste Geige. Wie ging es ihm als Solo-Selbständiger während der Pandemie? "Ich habe den Gürtel enger geschnallt." Lachend schaut er an sich herab und fügt hinzu: "Und leider trotzdem zugenommen."
Repertoire erweitert
Die auftrittsfreie Zeit hat er zum Homerecording und für die Erweiterung des Repertoires genutzt. Die Musik sei aufgrund der technischen Möglichkeiten heute nicht das Problem, wichtig seien die Stimme und eine freundliche und humorvolle Moderation. "Ich kann nie das Original sein, darum muss ich ständig an meinem eigenen Stil feilen, um das Publikum immer wieder gut unterhalten zu können", erklärt der Musiker. Bei einer Veranstaltung am 13. März 2020 auf dem Schiffenberg hätten noch einige Ärzte in Bezug auf Corona gemeint, "hier passiert nichts". Die darauffolgenden Tage kam dann eine Absage nach der anderen für die gebuchten Termine. Zuversichtlich zeigen sich derzeit Veranstalter und Agenten zumindest was Open-Air-Auftritte angeht, während Indoor alles unter Vorbehalt bestätigt wird. Ob im Dezember das Bühnenjubiläum gefeiert werden kann, ist fraglich. Dazu Dörr: "Vielleicht nur im kleinen Kreis unter dem heimischen Weihnachtsbaum."