Diskussion um Schwarzbau: TuBa Pohlheim wirft Bürgermeister "Falschaussage" vor
Einen Schwarzbau in Holzheim am Bettenberg, den gibt es nicht. Das sagt Aziz Kartal, Chef des FC TuBa Pohlheim. Er wirft Bürgermeister Udo Schöffmann vor, falsche Aussagen getätigt zu haben. Dennoch liegt jetzt ein Bauantrag beim Kreis vor.
Von ww/red
Der Schwarzbau-Unterstand in Holzheim, für den jetzt doch eine Baugenehmigung eingereicht wurde. Archivfoto: M. Bender
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POHLHEIM - Die "Landrätin unterm Schwarzbau" titelte der Anzeiger noch letzte Woche. Aufgefallen war es einem, der in der Pohlheimer Stadtverordnetenversammlung dann nachhakte. Bürgermeister Udo Schöffmann erklärte gleich, dass Unterlagen vom Bauherrn, dem Pohlheimer Fußballclub Turabdin-Baybon (TuBa), nachgefordert worden seien, weil man von der erfolgten Bauausführung in Holzheim bisher nichts wusste.
Die Landrätin hatte bei einer Scheckübergabe der Sparkassenstiftung für einen Unterstand vor zwei Wochen vorbeigeschaut. Die Pohlheimer Verwaltung erfuhr durch die Zeitung, dass bereits etwas umgesetzt worden war, was nach Meinung des Bauamtes genehmigungspflichtig gewesen wäre. Damit handelte es sich offiziell um einen Schwarzbau. Jetzt melden sich die Verantwortlichen des FC TuBa Pohlheim zu Wort und werfen Schöffmann eine "Falschaussage" vor.
Dessen Vorsitzender Aziz Kartal, weist darauf hin, dass sein Verein am Aufstieg baue und derzeit mit dem Hessischen Fußballverband abstimme, welche Auflagen und Anforderungen zu erfüllen seien. "Man ist auf vieles vorbereitet." Allerdings habe er sich dann doch über den Vorwurf des Schwarzbaus in der Zeitung gewundert.
HINTERGRUND
2006 war noch von einem Umkleidecontainer die Rede, der später ein Umkleidehäuschen sein könnte. Heute steht dort ein schmuckes Sportheim, das der erfolgreiche FC TuBa in Holzheim direkt neben dem Sportheim des TV Holzheim baute. TuBa trägt seit 1986 seine Spiele auf dem Holzheimer Sportplatz aus, einem einstigen Feldhandballplatz. Die Fußballer nutzen aber mangels anderer Möglichkeiten die Umkleide- und Duschräume in der Sporthalle oder in Notfällen in der Regenbogenschule.
Damals gab es Diskussionen über den Sportheim-Standort. Da nebenan das TV-Sportheim samt Gaststätte, die heute nicht mehr existiert, nur fünf Meter entfernt war, sprach man im Ort von einer "unglücklichen Situation". Als Alternative war unter anderem ein Areal zwischen Hartplatz und Parkstreifen gegenüber der Regenbogenschule angepeilt. Insgesamt wurde aber die Notwendigkeit eines Funktionsgebäudes für Spieler und Schiedsrichter gesehen. Aber eine Konkurrenz zum bestehenden Gastronomiebetrieb Sportheim sollte nicht entstehen. 2012 wurde eine Betonplatte gegossen und dann das Sportheim gebaut, das jetzt einen Unterstand erhielt. (ww)
Die Stadt Pohlheim habe als Eigentümer des Sportgeländes angeblich keine Information zum Vorhaben gehabt, hieß es. Er, Kartal, sei lediglich im Frühjahr 2018 vorstellig geworden.
Hierbei handele es sich um eine "Falschaussage" seitens Schöffmanns. "Dadurch ist eine kontroverse Diskussion in und um Pohlheim ausgelöst worden, die so nicht hätte sein dürfen", meint Kartal.
Regenschutz angestrebt
Der Antrag für einen Regenschutz für die Spieler sei bei der Stiftung der Sparkasse 2017 gestellt und im gleichen Jahr Fördermittel in Höhe von 3000 Euro in Aussicht gestellt worden.
Im Frühjahr 2018 sei der Verein bei der Stadt vorstellig geworden und haben diese über die Unterstützung der Sparkasse informiert sowie einen Plan von der Überdachung vorgelegt. In mehreren persönlichen Gesprächen habe man sich auf die finale Form geeinigt. Im Herbst 2018 sei die Überdachung dann errichtet worden. Ende vergangenen Jahres habe die Stadt schriftlich mitgeteilt, dass für die Errichtung eines Carports ein Bauantrag bei der Bauaufsichtsbehörde zu stellen sei, obwohl "wir uns bei den Gesprächen mit der Stadt einig waren, dass die Überdachung baugenehmigungsfrei ist." Auch eine Anfrage bei einem Architekten habe bekräftigt, dass es sich um ein genehmigungsfreies Bauvorhaben handele.
Landrätin Anita Schneider und Sparkassenchef Peter Wolf habe er, Kartal, telefonisch über den Sachstand informiert und sich im Namen des FC TuBa noch einmal für die Unterstützung bedankt.
Der Club hatte sich 1986 beim Hessischen Fußballverband (HFV) angemeldet und trägt seither die Heimspiele auf dem Bettenberg in Holzheim aus. Als die Stadt Pohlheim vor Jahren den Vereinen die Verantwortung für die Sportstätten übertrug, sei der FC TuBa vernachlässigt worden. TuBa sei der einzige Pohlheimer Fußballverein, der kein richtiges Sportheim habe. Die Sportstätte in Holzheim entspreche nicht den Anforderungen des Hessischen Fußballverbands (HFV). Für die Verrichtung der Notdurft beispielsweise stehe den Zuschauern ein einziges kleines WC zur Verfügung.
Gerade sei eine Jugendabteilung gegründet worden, die eine sehr hohe Nachfrage erfahre. Aktuell seien zwei Seniorenmannschaften, ein Alte-Herren-Team sowie A- bis G-Jugend (A-D Jugend Spielgemeinschaft mit der JSG Linden) im Spielbetrieb gemeldet. Für die Saison 2018/2019 seien über 230 Spieler für den Verein aktiv.
Neben den sportlichen Herausforderungen seien politische Hürden ein Kraftakt beim ehrenamtlichen Einsatz, stellt Kartal fest.
"Wir sind auf die Unterstützung der Kommunalpolitik, hier primär auf die des Bürgermeisters, angewiesen. Hierzu ist auszuführen, dass wir für die Nutzung des städtischen Kunstrasens für unsere Jugendmannschaften mehrere mündliche, schriftliche Anfragen stellen müssten, bis man sich mit den Verantwortlichen an einem Tisch wiederfand."
Nicht abgestimmt
Der Belegungsplan des städtischen Kunstrasens sollte mit den Pohlheimer Vereinen abgestimmt werden. Eine Abstimmung habe aber nie stattgefunden, und einen Belegungsplan habe man dem Verein nie vorgelegt. "Man hat uns lediglich an zwei Tagen Trainingszeiten angeboten. Auch wenn dieses Angebot mehr als bescheiden ist, nahmen wir es trotzdem dankend an. Diese Aufgaben zu stemmen, ist für die Verantwortlichen des Vereins ein großer Kraftakt. Die Wertschätzung unseres ehrenamtlichen Einsatzes findet hierbei wenig Anerkennung", zeigt sich Kartal von der städtischen Unterstützung enttäuscht.
Der FC TuBa sei ein gutes Beispiel für gelungene Integration und dafür wie Sport integrieren könne. In der aktuellen Saison spielten Akteure mit und ohne Migrationshintergrund aus zwölf Nationen.
Gespräch gewünscht
"Von einem Bürgermeister hätten wir uns gewünscht, dass er sich, bevor er einen Pohlheimer Verein des Schwarzbaus bezichtigt, erst einmal ins Gespräch geht und Ungereimtheiten aufklärt. Von einem Bürgermeister erwarten wir, dass er sich für den Zusammenhalt seiner Kommune einsetzt und nicht, dass er für das Auseinanderdriften sorgt", findet Kartal.