Der aus Staufenberg stammende Bassist Markus Runzheimer spielt heute mit dem "Club der toten Dichter" auf dem Kirchberg in Lollar.
Von Björn Gauges
Gastiert mit seinem Quartett "Club der toten Dichter" um Sängerin Katharina Franck (links) am heutigen Donnerstag auf dem Kirchberg in Lollar: Markus Runzheimer (rechts). Foto: Label
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LOLLAR - Sein musikalisches Spektrum ist beachtlich breit gefächert: Markus Runzheimer hat schon den Bass für US-Sängerin Gayle Tufts gezupft, war Bandmitglied beim Berliner Udo-Lindenberg-Musical "Hinterm Horizont gehts weiter" und hat den Skandalrapper Bushido auf der Konzertbühne begleitet. Heute Abend (19.30 Uhr) steht der gebürtige Staufenberger zusammen mit seiner Formation "Club der toten Dichter" dort auf der Bühne wo für ihn alles begann: in Lollar.
"Ja, auf dem Kirchberg bin ich zum ersten Mal aufgetreten", erzählt er. Mit seiner Jugendband der Kirchengemeinde Staufenberg stand er damals auf der Bühne. Später lernte er als Abiturient in Gießen ein paar ältere Musiker kennen, die einen ähnlichen Weg eingeschlagen haben, zum Teil bis heute als Berufsmusiker arbeiten und für seine weitere Entwicklung eine wichtige Rolle gespielt haben, wie er erzählt. So war Runzheimer während seiner Studentenzeit als Germanist zunächst in einigen Formationen in Gießen aktiv, entschied sich dann aber mit Mitte 20, nach Berlin zu ziehen. "Zunächst der Liebe wegen." Doch für einen ambitionierten Musiker bietet die Millionenmetropole natürlich eine Menge Möglichkeiten und auch aus künstlerischer Sicht ist er "froh, dass ich diesen Schritt gegangen bin", erklärt der Mittelhesse.
Über Mund-zu-Mund-Propaganda fand er an der Spree bald von einem Engagement zum nächsten - in den unterschiedlichsten Genres. "Dabei würde ich mich im weitesten Sinne als Popmusiker beschreiben." Wie kam es dann aber zu den Auftritten mit dem schlagzeilenträchtigen Rapper Bushido? "Das war 2009, ist also schon eine Weile her." Es waren "große, überraschend professionelle Konzerte, die man solchen Künstlern wie ihm vielleicht gar nicht zutraut". Er habe damals als Bandmusiker den Zenit von Bushidos künstlerischem Erfolg miterlebt, von den Mafiageschichten glücklicherweise nichts mitbekommen und "nur Gerüchte gehört".
Um Verse, wenn auch ganz anderer Art, geht es auch in den Programmen der Formation "Club der toten Dichter", die sich berühmter Literaten annimmt. Gründer Reinhard Repke hat vor 14 Jahren damit begonnen, Texte von ihnen zu vertonen und ein offenes Bandprojekt zusammenzustellen, bei dem stets die Sänger wechselten. So waren etwa Dirk Darmstaedter ("Jeremy Days"), der bekannte Schauspieler Peter Lohmeyer oder Dirk Zöllner ("Die Zöllner") dabei. Zunächst verwendeten sie Texte von Heinrich Heine, dann folgten Wilhelm Busch, Rainer Maria Rilke, Friedrich Schiller und zuletzt Charles Bukowski. Bassist Runzheimer ist seit Rilke Mitglied des "Clubs" und seit diesem Frühjahr mit dem aktuellen Programm auf Tour. Schließlich ist 2019 das Fontane-Jahr, in dem der 200. Geburtstag des Schöpfers von "Effi Briest" und "Der Stechlin" gefeiert wird. "Das war aber für uns kein Grund, ihn auszuwählen", betont er. Es hat sich "eher zufällig so ergeben", nachdem bei einem Bukowski-Konzert in Neuruppin ein Besucher auf die Band zukam und vorschlug, es doch einmal mit dem großen Sohn der Stadt zu versuchen. So kam es auch und die aktuelle, bis Ende des Jahres laufende Tour wurde im März mit einigen ausverkauften Konzerten in Fontanes Heimatstadt begonnen. Sein eigenes Verhältnis zu dem Schriftsteller sei seit dem Studium "gleichbleibend wohlwollend", lacht er, auch wenn er sich mit der Familie jetzt ein Ferienhäuschen in der Mark Brandenburg gekauft hat und dem Dichter damit geografisch noch ein Stückchen näher gekommen ist.
Beim Konzert wird auch ein "sehr lockerer, auch überraschender" Fontane zum Vorschein treten, verspricht Runzheimer. "Wir wurden schon häufiger nach den Auftritten gefragt, ob das jetzt wirklich alles nur von Fontane war", erzählt der Bassist. Auf dem Programm stehen heute Abend aber natürlich auch die berühmten Gedichte wie "John Maynard" und der "Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland".
Die dazu erarbeiteten Arrangements beschreibt Runzheimer als reduziert, mit Akkordeon, Akustikgitarre, Percussions und Bass. Auch wird er als Sänger zu hören sein, wenngleich Frontfrau Katharina Franck, die 1986 mit ihrer Band "Rainbirds" und dem Hit "Blueprint" ihren großen Durchbruch erlebte, natürlich im Vordergrund stehen wird. Das ist dem Staufenberger aber auch ganz recht. Denn er drängt sich nicht gerne ins Scheinwerferlicht und ist mit seiner "vermeintlich hintergründigen Rolle sehr zufrieden", lacht er.
Der "Club der toten Dichter" spielt am heutigen Donnerstag um 19.30 Uhr auf dem Kirchberg (Kirchberg 2) in Lollar. Karten kosten 16 (10) Euro.