Ende des Gnadenhofs Felloase in Laubach ist besiegelt
Der Gnadenhof Felloase in Laubach ist nun endgültig Geschichte. Mit der Vereinsauflösung wurde final der letzte Schritt begangen, um das insolvente Projekt aufzulösen.
Von Felix Leyendecker
Leere Ställe: Die Tiere haben den Hof in Laubach verlassen. Foto: Leyendecker
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LAUBACH/„ - Laubach. "Für uns geht heute ein Lebenstraum zu Ende", schildert Bernd Seibert im Gespräch mit dem Anzeiger. Der Gnadenhof Felloase in Laubach ist nun endgültig Geschichte. Mit der Vereinsauflösung wurde final der letzte Schritt begangen, um das insolvente Projekt aufzulösen. Die Arbeit endet deswegen jedoch nicht. "Wir müssen weiter zurückbauen und sind nun auf Wohnungssuche", erzählt Seibert. Drei Hunde möchten er und seine Partnerin Dunja Marcinkowski behalten, die restlichen Tiere haben inzwischen den Hof verlassen.
Am Jägerhaus zwischen Laubach und Schotten ist es inzwischen gespenstisch still geworden. "Am Ende waren noch die Hasen da, aber die sind nach Lauter gegangen", sagte Seibert. Von den Unterstützern ist niemand mehr da. Vom Besitzer des Geländes, dem Grafen zu Solms-Laubach, habe Seibert noch nichts gehört, warte aber täglich auf den Räumungsbescheid. "Ich veräußere nun Maschinen und Inventar, bald wird der Traktor verkauft", erzählt er resigniert.
Seit einigen Monaten begleitet der Anzeiger schon die Geschichte des Hofs im ehemaligen "Grünen Meer". Nach dem ersten Hilferuf im Frühjahr schien sich die Lage für die beiden Betreiber zu verbessern, doch ab dem Sommer stockte es.
Selbstdemontage
Erst machten die zuständigen Ämter des Landkreises den Inhabern und dem neu gegründeten Verein einen Strich durch die Rechnung, dann führten interne Unzulänglichkeiten dazu, dass der Verein sich selbst demontierte. Der neue Vorsitzende Karsten Neumann, der seit rund einem Monat im Amt ist, hat für den vorherigen Vorstand keine warmen Worte mehr übrig. "Die Vorsitzende und der Schatzmeister haben den Verein wissentlich zerstört, weil widerrechtlich private Schulden der Betreiber übernommen wurden", so Neumann.
Vorwürfe, die er und die neue Schatzmeisterin Astrit Kahl belegen können und nicht einfach in den Raum werfen. "Wir haben damals eine Obstkiste mit Unterlagen bekommen. Die Spendenkasse und die fehlenden Unterlagen haben wir zwei Wochen später auf unsere Terrasse gestellt bekommen", berichten beide. Es fehlten Unterlagen wie Kassenbelege und Kontoauszüge, die Zuordnung der einzelnen Buchungen war nicht offensichtlich und endeten im Chaos. "Der damalige Schatzmeister war bis heute nicht zu sehen, noch zu hören", berichtet Neumann verärgert. Die damalige Vorsitzende hatte es versäumt, einen Kassenprüfer zu benennen. So gingen die ungeprüften Kassenbücher in neue Hände und wurden dort erstmals wieder geprüft. "Von den 30 000 Euro Spendengeldern sind noch rund 750 Euro übrig. Die offenen Rechnungen belaufen sich auf mehrere Hundert Euro", schildert Schatzmeisterin Astrit Kahl. Geld, welches der Hof schlicht und ergreifend nicht mehr hat. Das war einer der Gründe, weshalb sich das Team rund um den Gnadenhof dazu entschied, das Projekt einzustampfen.
Doch was wird mit den Tieren geschehen? Dafür gibt es ebenfalls schon klare Antworten. "Das Veterinäramt hat die Tiere durch Überschreibung an das Amt sich selbst übereignet und sich um die Vermittlung gekümmert", so der Vorsitzende. Die Tiere seien alle vom Hof und sind gut untergebracht worden. Immer wieder kommt jedoch zutage, dass die Tiere aufgrund der internen Probleme irgendwann an zweiter Stelle standen, die Streitigkeiten zwischen dem alten und neuen Vorstand sowie den Betreibern jedoch im Fokus.
Ende eines Traumes
Der alte Vorstand hatte nämlich, das ist aus der vorliegenden Buchhaltung ersichtlich geworden, weiterhin die privaten Rechnungen der beiden Betreiber beglichen, selbst, als die finanzielle Lage auf dem Hof immer prekärer wurde.
"Wir haben leider im September schon einen zahlungsunfähigen Verein übernommen", so Kahl und Neumann. Allein der Bagger, mit welchem der Hof um- und zurückgebaut werden sollte, hatte pro Tag 170 Euro gekostet und sei fast zwei Monate lang aufgrund der unsicheren internen Lage nicht benutzt worden. "Der Bagger hat rund 50 Prozent der Spendengelder gefressen. Wir haben ein zinsloses Darlehen bekommen und versuchen nun, durch den Verkauf aller Gegenstände des Vereins das Darlehen zurückzuzahlen", berichtet der aktuelle Vorstand.
Vor zwei Wochen hatte Neumann noch versucht, Unterstützung durch den hiesigen Bauhof zu bekommen, und bat um einen Termin mit Bürgermeister Matthias Meyer, doch erfolglos. "Bis heute warte ich noch auf eine Rückmeldung, aber die ist jetzt ja hinfällig."
Das Team werde alle weiteren Arbeiten noch erledigen und dann versuchen, einen sauberen Abschluss zu gewährleisten. "Aber auch wir konnten nicht verhindern, dass der Verein sich auflösen muss."
Das Ende eines Traumes in Laubach, der anders hätte geträumt werden können.