Der Diebstahl der bunten Schilder, die sich für Demokratie und Toleranz, aussprechen, hat auch die Aufmerksamkeit des Hessischen Rundfunks gefunden. Ein Kamerateam war eigens nach Allendorf/Lda. gereist.
Von Debra Wisker
Karl-Ludwig Wagner (l.) spricht sich vor der Kamera für Demokratie und Toleranz aus. Foto: Wisker
Jetzt teilen:
Jetzt teilen:
ALLENDORF/LDA - Vor Kurzem waren in Allendorf fünf Schilder mit einem klaren Bekenntnis zur Demokratie gestohlen worden. An den Ortseingängen war zu lesen: "Allendorf (Lumda) - Ort der Vielfalt, Demokratie und Toleranz". Nun sind die Rahmen leer, die Schilder verschwunden. Die Stadt Allendorf/Lda. hat Anzeige erstattet, die Ermittlungen laufen laut Polizeipressesprecher Jörg Reinemer (diese Zeitung berichtete). Der Vorfall hat nun auch die Aufmerksamkeit des HR gefunden, ein Kamerateam hatte sich auf den Weg nach Allendorf gemacht. Voraussichtlich heute, Dienstag, 1. Dezember, ab 18 Uhr, soll der Beitrag in der Sendung "Maintower" zu sehen sein.
Bürgermeister Thomas Benz (FW) findet klare Worte: "Wir sind hier kein braunes Nest. Diese Leute sind nur ein verschwindend geringer Teil." Vor die Kamera trat nicht nur Thomas Benz. Karl-Ludwig Wagner ist Allendorfer Bürger. In seinem Haus in der Marktstraße gibt es ein Schaufenster, das als solches zur Zeit nicht gebraucht wird. Folglich will Wagner hier ein großes Plakat mit dem Bekenntnis zu "Vielfalt, Demokratie und Toleranz" aushängen. Genau so, wie es auf den nunmehr gestohlenen Schildern stand, die Schüler der Clemens-Brentano-Europaschule in Lollar gestaltet hatten. Wagner will damit ein Zeichen setzen und rechtem Gedankengut entgegentreten. "Wir sind tolerant, auch wenn es dem einen oder anderen nicht gefällt." Ein Zeichen zu setzen, sei gerade jetzt wichtig, wo rechte Stimmen wieder lauter würden. Er habe sich mit der deutschen Geschichte befasst. "Vor fast hundert Jahren hat es ja auch erst einmal klein angefangen. Deswegen muss man meiner Meinung nach den Anfängen wehren", so der gebürtige Allendorfer. Das Plakat in seinem Fenster, sei sein persönlicher Ausdruck zu zeigen, dass er und auch seine Heimatgemeinde tolerant seien. "Wir grenzen hier niemanden aus. Wir sind in Freiheit groß geworden und haben unser Leben ohne Kriege leben dürfen." Dafür sei es an der Zeit, etwas zurückzugeben.
Wagner ist nicht der einzige, vermehrt haben laut Benz Allendorfer Bürger erklärt, ihre Fenster auf diese Weise zu schmücken. Wie er erklärte, sollen auch die Schilder an den Ortseingängen erneuert werden. Er habe schon mit dem Koordinator des Demokratieprojekts "Dabeisein in den Lahntälern", Andreas Schaper, gesprochen. Über den Begleitausschuss zu dem Projekt sollen Gelder für neue Schilder freigegeben werden. "Dabeisein" ist eine "Partnerschaft für Demokratie" im Rahmen des Bundesprogramms "Demokratie Leben", beteiligt sind die Lumdatalkommunen Lollar, Staufenberg, Allendorf/Lda. und Rabenau sowie seit 2020 auch Buseck und Reiskirchen.
Ein kurzer Blick zurück: Vor acht Jahren hatten Rechte im Lumdatal - und eben auch in Allendorf - für Unruhe gesorgt, zahlreiche Menschen hatten seinerzeit dagegen mobil gemacht. Es gab mehrere Mahnwachen, Demonstrationen und es bildete sich das Netzwerk für Demokratie. Die Grünen im Lumdatal beantragten in ihren jeweiligen Parlamenten, Schilder auf zustellen, die sich für Vielfalt, Toleranz und Demokratie aussprechen.