Eine neue Broschüre lädt zum Rundgang durch Allendorfs Geschichte ein. Die neue Broschüre der Arbeitsgemeinschaft Heimatgeschichte ist reich bebildert und gibt interessante Informationen.
Von Debra Wisker
Werner Heibertshausen (l.) und Gerd Höricht haben nicht nur viel Arbeit, sondern auch viel Herzblut in die neue Broschüre gesteckt. Foto: Wisker
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ALLENDORF/LDA - So klein und beschaulich wie Allendorf/Lda. im Vergleich mit großen Städten sein mag, so hat es doch so einiges zu erzählen. Nicht nur das, auch zu sehen gibt es eine Menge an Geschichte. Rechtzeitig zum Nikelsmarkt sollte es eine große historische Stadtführung geben. Die ist zwar - ebenso wie der Markt und die Feierlichkeiten zu 650 Jahre Stadtrechte - ausgefallen, den Rundgang mit einer ordentlichen Prise Historie kann man trotzdem nachvollziehen.
Zu verdanken ist das Werner Heibertshausen und Gerd Höricht. Wie Heibertshausen, stellvertretender Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Heimatgeschichte Allendorf (AGHA), erzählte, sei die Idee zu einer entsprechenden Broschüre vor rund zehn Jahren schon aufgekommen. Der mittlerweile verstorbene Gisbert Meuschke habe den Anstoss gegeben. Daten, Fakten, Bilder und Dokumente hat Heibertshausen aus zahlreichen Quellen zusammengetragen. Gerd Höricht, seines Zeichens Grafiker, hat sich in mühevoller Kleinarbeit um die Gestaltung gekümmert. "Stunden über Stunden" habe er, so Höricht, alte Fotos so bearbeitet, dass sie druckreif wurden. Entstanden ist eine 58-seitige Broschüre, die ihren Leser auf den Spuren der Allendorfer Geschichte wandeln lässt. Und das im wahrsten Sinne des Wortes, ist doch die Route mit ihren einzelnen Sehenswürdigkeiten detailliert abgebildet.
Die Führung beginnt am alten Wehrturm. Das Gemäuer stammt aus dem 14. Jahrhundert und war Bestandteil der alten Stadtmauer. Damit man nicht flugs mit einer Leiter in den Turm kam, hatte das Gemäuer eine kleine Verbreiterung etwas oberhalb der Stadtmauer. Der Eingang zum Turm selbst war nur über diese rund fünf Meter hohe Mauer möglich. Zudem zeugen Schießscharten von der einstigen Wehrhaftigkeit. Mitunter diente er auch als Vorratsspeicher. Es wird vermutet, dass der Wehrturm auch als Kerker diente, einen Hinweis darauf gibt der nahegelegene "Seufzerweg". 1980 renovierte man den Turm, baute in Straßenhöhe einen Zugang und innen eine Wendeltreppe ein. Innen kann man historische Fundstücke bewundern. Über das einstmals vor der heutigen Grundschule stehende Rondell erreichte man das Obertor, durch das man in Richtung Nordeck gelangte. Auch hier gab es einen Wachturm und eine Treppe zur Wehrmauer. Den rund um das Städtchen führenden Wassergraben konnte man über die Zugbrücke überqueren. Der Rundgang führt weiter über die Londorfer Straße, die frühere Mühlgasse hatte ihren Namen nicht von ungefähr. Gab es in der Stadt Allendorf doch einst fünf Mühlen, bei der Stadtmühle und dem alten Brauhaus führte das "Kleine Pförtchen" aus der Stadt hinaus. Das alte Rathaus gibt es heute nicht mehr, doch sowohl in der Rahmengasse und der Hintergasse stösst man noch auf bauliche Zeitzeugen, sprich zum Teil liebevoll renovierte Fachwerkäuser. In der Treiser Straße wiederum stieß man einst auf die Unterpforte, auch diese war mit ihrem Torwächterhaus ein Teil der Befestigung. Kirchstraße (früher Borngasse) und Rheingasse führen schließlich zur evangelischen Kirche. Auch hier prägen teils sanierte Fachwerkbauten das Ortsbild. Mehr sei an dieser Stelle nicht verraten, lohnt es sich doch durchaus, die Broschüre samt Plan, umfangreichen Informationen und Bildmaterial in die Hand zu nehmen und das historische Allendorf zu erkunden.
Welche Bedeutung die Stadt im 14. Jahrhundert hatte, zeigt übrigens die Konferenz am 23. Juni 1382 in der Pfarrkirche. Anlass war, dass Landgraf Hermann II. zu Hessen wohl unter Geldnot litt und als Sicherheit für die Frankfurter Geldgeber seine Städte Gießen, Marburg und Grünberg verpfändet hatte. Die drei Städte hatten nun die Schulden samt Zinsen zu tragen. Um darüber zu beraten, kamen die Vertreter der Städte in Allendorf zusammen.
Erhältlich ist die Broschüre bei der Arbeitsgemeinschaft Heimatgeschichte zu einem Preis von 14,80 Euro (E-Mail: heibertshausenw@gmx.de, oder telefonisch 06407/9067961). Das Besondere: Es gibt in der limitierten Auflage eine Signatur mit persönlicher Widmung der beiden Vorsitzenden Manfred Lotz und Werner Heibertshausen.