Reihe "SommerMusikWelten" mit vier Konzerten in Lich
Den Auftakt der Traditionsreihe bestreitet am 23. September Yvonne Mwale aus Sambia im Traumstern Kino.
Von Heiner Schultz
Musiker aus fünf Ländern: "Radio Europa". Foto: Agentur
Jetzt teilen:
Jetzt teilen:
LICH. Wunderbare Ereignisse werfen ihre Schatten voraus: Die Traditionsreihe der "SommerMusikWelten" wird in diesem September erneut stattfinden. Bei der Pressevorstellung des Programms wurden zahlreiche interessante Musikerinnen vorgestellt - und auch Männer werden spielen. Etwas ganz Besonderes wird der Auftritt der Lettin Kadri Voorand, eröffnet wird die Reihe am 23. September von der in Frankfurt lebenden Afrikanerin Yvonne Mwale. Es ist mit viel Abwechslung und hohem Niveau zu rechnen,.
So ganz wie früher liefen die Vorbereitungen diesmal jedoch nicht ab, sagte Peter Damm vom Vorstand des Kulturvereins "KünstLich". "Bis vor einigen Wochen hatten wir noch nichts gewusst über Vorstellungen und verfügbare Künstler", sagte er. Und "die Eröffnung mit Yvonne Mwale wird das erste Konzert in geschlossenen Räumen sein." Die den Umständen geschuldeten Konzessionen heißen: maximal 50 Besucher im Kino, im Kulturzentrum Bezalel-Synagoge sind es 30 bis 40. "Wir sind froh über die Unterstützung durch den Hessischen Kultursommer," sagte Damm, "sonst wären die Veranstaltungen mit so wenigen Besuchern nicht möglich gewesen". Kadri Voorand etwa habe einige weitere Konzerte in Deutschland geplant, die jedoch alle ausfallen mussten. "Sie kommt jetzt allein für uns nach Lich." Im Fall übergroßen Andrangs bestehe aber die Möglichkeit, Konzerte am selben Abend ein zweites Mal zu spielen. Karla Leisen vom Künst-Lich-Vorstand ergänzte: "Der Kultursommer Mittelhessen war sehr flexibel und rückenstärkend."
Sybille Atzbach, Vorsitzende des Fördervereins Kultursommer Mittelhessen, hofft, "dass wir in Zukunft den Künstlern mit mehr Respekt begegnen". Die kleinen Veranstalter hätten die Fahne der Kultur hochgehalten. "Es gab letztlich mehr Veranstaltungen als geplant." Atzbach versprach: "Egal wie, wir werden dafür sorgen, dass etwas läuft. Die Künstler arbeiten ja für die Menschen, und die Sicherheitskonzepte sind gut durchdacht. Im Übrigen muss man den Künstlern für ihre Bereitschaft danken, auch vor wenigen Leuten zu spielen."
Hans Gsänger vom Kino Traumstern lobte, "es ist großartig, wie der Kultursommer auf die Probleme reagiert hat". Die meisten unserer für das Frühjahr geplanten Künstlerauftritte nahmen an den "Quarantine Sessions" teil (die der Kultursommer unterstützte). Gleiches gelte für die Konzerte im Biergarten der Kinokneipe: "Die waren für die Künstler und das Publikum großartig."
Der Gießener Agenturbetreiber und Konzertveranstalter Uwe Hager (O-Tone-Music), der Yvonne Mwale und Kadri Voorand betreut, äußerte sich ähnlich: "Wir sind dankbar, dass es stattfinden kann. Das ist jedoch auch ein Anlass, Mut zu zeigen und etwas zu wagen. Ich hatte ab März keinen Job mehr, sondern fühlte mich wie ein Hygienebeauftragter." Hager sprach von einem "Verlegungswahnsinn".
Die musikalische Eröffnung übernimmt Yvonne Mwale aus Sambia. Sie tritt am Mittwoch, 23. September, um 20 Uhr mit ihrer Band im Kino Traumstern auf. "Sie hat sich ihre persönliche Freiheit erkämpft", sagt Hager. Mwale lebt seit einigen Jahren in Deutschland und hat bereits einige Preise gewonnen. "Bei Yvonne tanzen die Leute eigentlich alle." Die Künstlerin hat ihr viertes Album "Free Soul" dabei.
Als Nächstes treten dann am 24. September "Radio Europa" im Kino auf. Ihre Musik erzählt von fünf ganz persönlichen Geschichten aus Deutschland, Österreich, Ungarn, Russland und Schweden, der Auftritt setzt mit einem "großen Fest der europäischen Musik" einen Gegenpol zur gegenwärtigen miesen Stimmung gegenüber der Einheit des Kontinents. Mit Tiefe und Virtuosität bewegt sich das Quintett leichtfüßig zwischen französischer Musette, Irish Folk, Balkanrhythmen, mediterranen sowie skandinavischen Klängen. Dazwischen leuchten leidenschaftliche Weisen der Roma und Sinti und Melodien, die bis dahin vielleicht nie die Dörfer verlassen haben, aus denen sie stammen. Das Ensemble reiste intensiv durch die Welt und reflektiert musikalisch ein Panorama seiner Erfahrungen. "Sie werden uns durch Europa führen," sagte Peter Damm.
Am 25. September um 19.30 Uhr geht es im Kulturzentrum Bezalel-Synagoge mit Kadri Voorand (Gesang, Klavier) im Duo with Bassist Mihkel Mälgand weiter. Das Multitalent aus Estland gab vor einem Jahr in Marburg ein überragendes Konzert. "Sie hat in den letzten zwei Jahren eine tolle Karriere gehabt," berichtete Uwe Hager. Ihr Gesang spiele in ihrer Heimat eine große Rolle in der Auseinandersetzung mit der Vergangenheit. Sie wird auch Musik aus ihrem aktuellen Album "Armupurjus" spielen, das sie mit ihrem Quartett aufgenommen hat.
Das vierte Konzert spielt am 26. September um 19.30 Uhr in der Bezalel-Synagoge "Levantewind", eine Band aus der Region. Ihre Linie ist die Musik der Menschen, die an den warmen Meeren des Südens leben - von Batumi im Osten des Schwarzen Meeres bis Casablanca in Marokko, vom jemenitischen Aden am Indischen Ozean bis Bordeaux am Atlantik. Und gelegentlich nehmen sie den Weg über den Kaukasus oder die Alpen, um zu tun, was Musiker schon immer getan haben: Die Musik der Nachbarn aufgreifen und sie auf eigene Weise spielen.
Karten für die einzelnen Konzerte (zwischen 10 und 18 Euro) sowie den Festivalpass gibt es im Kino Traumstern, (Telefon: 06404-3810). Weitere Infos im Internet über http://kuenstlich-ev.de sowie über www.kultursommer-mittelhessen.de.