Für ihr Engagement wurden Carola und Uwe Müller jetzt mit einer Schildplakette ausgezeichnet, die Martin Wenisch überreichte und die zukünftig das Hoftor des Kürbishofes...
LANGGÖNS. „Hauptanliegen des Feldflurprojekts Gießen-Süd ist es, dem Artenverlust entgegenzuwirken“, macht Martin Wenisch aus Lang-Göns deutlich. Er bietet im Rahmen dieses 2019 vom Land Hessen gestarteten Projekts Wildtierlebensraumberatung an, engagiert sich seit fast 20 Jahren überaus erfolgreich im Feldhamsterschutzprogramm des Landes und ist Vorsitzender der örtlichen NABU-Gruppe. Er weiß aus Erfahrung, dass Naturschutz nur mit einer funktionierenden Kooperation mit den örtlichen Landwirten gelingen kann. So wie mit Carola und Uwe Müller vom Kürbishof in der Schillerstraße: Das Ehepaar engagiert sich seit Jahren im Feldhamsterschutzprogramm.
In diesem Jahr haben sie nach einer Wildtierlebensraumberatung durch Martin Wenisch im Rahmen des Feldflurprojekts neben sogenannten Hamsterstreifen auch Blühflächen und -streifen angelegt. Solche Maßnahmen wie beispielsweise die Anlage von Blühstreifen und das Belassen von Teilflächen, auf denen Getreide nicht geerntet wird, sollen helfen, die Biodiversität zu verbessern: Der Verlust von Tier- und Pflanzenarten im Offenland soll gestoppt werden. Flächen in den Gemeinden Hüttenberg, Langgöns, Linden, Pohlheim und Gießen sind beim Feldflurprojekt Gießen-Süd einbezogen. Das Projekt in Langgöns ist Teil des Schutzprogramms „Förderung von Leitarten der Feldflur“, das vom Umweltministerium 2018 gestartet wurde. Im Rahmen des Projekts sollen die Lebensräume von Feldhamster, Feldlerche, Rebhuhn, Grauammer und weiteren Arten verbessert werden. Denn die Bestände dieser Tierarten gehen seit Langem dramatisch zurück.
Für ihr Engagement wurden Carola und Uwe Müller jetzt mit einer Schildplakette ausgezeichnet, die Martin Wenisch überreichte und die zukünftig das Hoftor des Kürbishofes zieren soll. „Wir freuen uns über diese sichtbare Würdigung. Es ist uns ein Anliegen, die Natur zu unterstützen, alles was da kreucht und fleucht“, betonte Carola Müller. „Gerade heute früh habe ich bei der Feldarbeit einen Hasen und eine Rebhuhnfamilie gesehen“, berichtete ihr Ehemann. Auch auf den Kürbisfeldern sind oft kleinere und junge Tiere unter den großen Blättern anzutreffen. „Das ist auch eine Form von Naturschutz“, befindet die Kürbisbäuerin.
„Ziel einer erfolgreichen Wildtierlebensraumberatung sind Maßnahmen, wie sie die Familie Müller in diesem Jahr angelegt hat. Meine Beratung findet in Abstimmung mit dem Artenschutzdezernat vom RP Gießen in Wetzlar und dem Amt für ländlichen Raum, ebenfalls in Wetzlar, statt“, informierte Martin Wenisch. Seit 2003 gibt es das Hamsterschutzprogramm in Langgöns. „Der enge fachliche Kontakt zu den Landwirten funktionierte von Anfang an sehr gut“, lobte der Naturschützer. Dank dieser verlässlichen Zusammenarbeit existieren südlich der Kerngemeinde Lang-Göns und in Holzheim beispielsweise noch zwei der größten Feldhamsterpopulationen Hessens. Diese geschützte Art ist hessenweit so gut wie verschwunden.
Auch das Ehepaar Müller ist voll des Lobes für den Berater: „Er setzt sich voll ein und sorgt für eine gute Zusammenarbeit mit den Behörden.“ Diese ist mittlerweile sehr wichtig geworden: „Anfangs habe ich mit den Landwirten noch alles per Handschlag vereinbart, inzwischen sind viele Akteure eingebunden“, weiß Martin Wenisch. Seine Wildtierlebensraumberatung bietet er auch Jägern, Verbänden, Kommunen sowie Ehren- und Hauptamtlichen an.
Agrarumweltmaßnahmen wie das Anlegen von Blühstreifen, Nacherntestreifen, Hamstermutterzellen, Stoppel- und Schwarzbrachen seien wertvoll und wichtig. Auch soll die Vielfalt der angebauten Kulturen erhöht werden. So wird nun auch vermehrt Luzerne angebaut. All das soll die Feldflur für Arten wieder attraktiver machen. Dies alles fällt unter den Begriff „Vertragsnaturschutz“. Das bedeutet, dass die teilnehmenden Landwirte dafür entlohnt werden. „Denn sie erbringen eine Leistung, die der Allgemeinheit zu Gute kommt“, betont Wenisch. Aktuell appelliert Martin Wenisch an die Landwirte, die abgeernteten Felder erst einmal komplett stehen zu lassen und noch nicht zu grubbern (das ist eine oberflächliche Bodenbearbeitung), weil momentan die Nachkartierungen für die örtlichen Feldhamsterpopulationen im Gange sind.