Niederkleener Ortsbeirat vermeidet Entschluss

Rund 2100 Quadratmeter groß ist das Areal am „Mischplatz“. In der Sitzung des Ortsbeirats wurde sachlich, aber streckenweise kontrovers diskutiert. Fotos: Rieger
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Der Ortsbeirat konnte sich in seiner Sitzung nicht zu einer Empfehlung entschließen, welchem von zwei möglichen Bebauungskonzepten für den sogenannten „Mischplatz“ er den...

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NIEDERKLEEN. Der Ortsbeirat Niederkleen um seinen Vorsitzenden Christoph Meywald (FW) konnte sich in seiner Sitzung nicht zu einer Empfehlung entschließen, welchem von zwei möglichen Bebauungskonzepten für den sogenannten „Mischplatz“ am Ortseingang im Bereich Butzbacher Straße gegenüber dem neuen Feuerwehrgerätehauses er den Vorzug geben möchte. Die Gemeinde plant dort eine Bebauung, zwei Konzepte wurden bereits im Bauausschuss vorgestellt. Rund 2100 Quadratmeter groß ist das zur Verfügung stehende Areal.

Rund 2100 Quadratmeter groß ist das Areal am „Mischplatz“. In der Sitzung des Ortsbeirats wurde sachlich, aber streckenweise kontrovers diskutiert. Fotos: Rieger
Auf großes Besucherinteresse stießen die Planungen zur Bebauung des Mischplatzes.

Einstimmig votierte das Gremium dafür, dass beide Firmen ihre Pläne noch einmal überarbeiten sollen. Der Ortsbeirat möchte auf jeden Fall die Bäume in dem Bereich erhalten, was auch ein Wunsch der Bevölkerung ist, die sich in einer Gruppierung unter dem Namen „Zukunft jetzt – Neue Wege Langgöns“ organisiert hat. So waren die Besucherplätze im Bürgerhaus komplett belegt. Der Ortsbeirat möchte von den Planern auch genauer wissen, wie viele Parkplätze vorgesehen sind und wo diese platziert werden sollen. Ein Nahversorgungsangebot zur Reaktivierung der örtlichen Versorgung sei dem Gremium „immens wichtig“ und soll deshalb im Kaufvertrag garantiert und konkretisiert werden. Beide Konzepte würden eine „optische Aufwertung“ darstellen, sagte Meywald. In einer der nächsten Bauausschusssitzungen soll das Thema gemeinsam mit dem Ortsbeirat Niederkleen weiter beraten werden.

Vorangegangen war eine sachliche, aber streckenweise kontroverse Diskussion zu den beiden Planungen. Gabi Bauer von der Firma Hildebrand aus Butzbach sowie Wolfgang und Steffen Bork von der Firma Bork aus Niederkleen stellten noch einmal ihre jeweiligen Pläne vor. Ihnen gemeinsam sind altersgerechte und barrierefreie Wohnungen und eine kleine Nahversorgung in Form einer Bäckerei mit Café oder eines Dorfladens.

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Das Hildebrand-Konzept sieht den Bau von insgesamt vier Gebäuden vor: zwei Mehrfamilienhäuser mit jeweils fünf Wohneinheiten, ein Einfamilienhaus und ein Gebäude zur gewerblichen Nutzung. Dort könnten eine Bäckerei und eine Physiotherapie-Praxis einziehen. Die Idee für die Nutzung der Wohnungen ist es, dass Ortsbewohner, die sich beispielsweise im Alter räumlich kleiner setzen wollen, dieses neue Wohnangebot nutzen. „Wir möchte ein barrierefreies Angebot für Niederkleener anbieten“, betonte Bauer. Der auf dem Gelände bestehende Baumbestand mit großen Eschen und Bergahorn soll erhalten bleiben, sogar eine Dachbegrünung ist bei zwei Gebäuden in der Planung inbegriffen, auch eine Regenrückhaltung soll es geben. „Wichtig ist uns, dass wir die grüne Trennwand lassen wollen!“, sagte die Planerin.

Das Bork-Konzept stellt die Wohnbebauung in den Fokus. Ein einzelnes, langgezogenes Gebäude über die Gesamtfläche in modularer Bauweise ist geplant. In dem Gebäude soll nach Vorstellung des Unternehmers Wolfgang Bork eine gemischte Nutzung stattfinden: Neben einem Dorfladen, der auch Frühstück anbietet, sind 17 Einheiten auf insgesamt 550 Quadratmeter Wohnfläche, mit bezahlbarem Wohnraum auf zwei Etagen, teilweise in Form eines „Boardinghouses“ geplant. Das ist laut Definition ein „Beherbergungsbetrieb, welcher Zimmer oder Apartments mit hotelähnlichen Leistungen vermietet“. In dem Gebäude ist eine Mischung von „normalen“ Mietapartments vorgesehen, sowie eine Nutzung, bei der für Mitarbeiter der Firma Bork Apartments für einen befristeten Zeitraum kurzzeitig angemietet werden können. Für die vorhandene Baumreihe hatte der Planer zunächst eine Ausgleichspflanzung vorgeschlagen. Steffen Bork betonte jedoch mehrfach, dass das Konzept „nicht in Stein gemeißelt“ sei und man auch Änderungen vornehmen könne. So blieben die Ausführungen letztendlich etwas schwammig. Unmissverständlich klar stellten beide Borks, dass sie das Gelände, das in unmittelbarer Nähe zum Firmengelände liegt, „im eigenen Bestand halten“ wollen, um Mitarbeitern fußläufigen Wohnraum anzubieten. Wolfgang Bork unterstrich seine Verdienste bezüglich des Magna Parks und sagte: „Wir sind ein gutes, solides und anständiges Unternehmen, was auf dem Markt eine hohe Kompetenz hat und ein guter, solider Partner für die Gemeinde Langgöns.“

Das Meinungsbild der Sitzungsbesucher, die sich zur Thematik äußerten, tendierte ausschließlich zum Hildebrand-Konzept. Dr. Peter Fleck empfahl, im Sinne der Gruppe „Zukunft jetzt – Neue Wege Langgöns“, „heute keinen Beschluss zu fassen, weil keine umfassenden Infos vorliegen“. Man solle sich nicht „vorschnell für eine Sache entscheiden“. Vielmehr riet er, im Zusammenhang mit dem Förderprogramm IKEK (Integriertes kommunales Entwicklungskonzept) eine Leitidee im Zusammenhang mit der Flächennutzung im Gemeindegebiet und ein daraus abgeleitetes Konzept für die einzelnen Ortsteile von Langgöns zu entwickeln. Hierzu sagte Jürgen Knorz (CDU), dass für die Gesamtentwicklung der Raumordnungsplan da sei und mit dem IKEK Einzelobjekte wie beispielsweise das „Alte Haus“ in Niederkleen gefördert würden.

Fleck äußerte auch das „Gefühl, dass der Ortsbeirat sich drückt, eine Meinung abzugeben“, die Diskussion sei ausschließlich durch die Zuschauer gestaltet worden. Karl-Heinz Höringer (CDU) und Meywald wiesen diesen Vorwurf zurück. Der Erste Beigeordnete Hans Noormann (Grüne) sprang dem Gremium bei: Es sei „in einer schwierigen Situation, wo man sich nicht entscheiden könne“. Dies hänge sicherlich auch damit zusammen, dass beide Bewerber aus Niederkleen seien: „Da ist es schwierig, weil alle aus Niederkleen sind!“

Auch die Verkehrssituation in den Bereich soll noch diskutiert werden, Meywald sieht dieses Thema jedoch losgelöst von der Mischplatzbebauung.