Sieben Frauen wollen in Niederkleen neue Wege gehen
Die siebenköpfige Initiative "Zukunft: Jetzt! Neue Wege Langgöns" will in Niederkleen einiges verändern.
Von Imme Rieger
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NIEDERKLEEN - "Wir möchten als Bürgergruppe parteiübergreifend aktiv werden und unsere Idee einbringen", sagt Sabine Textor, Spitzenkandidatin der Initiative "Zukunft: Jetzt! Neue Wege Langgöns". Die 2020 gegründete Gruppierung aus Nieder-kleen kandidiert bei der Kommunalwahl am 14. März erstmalig für den Ortsbeirat in Niederkleen. Sieben Frauen stehen auf der Liste.
"Die Frauenpower ist Zufall, aber ein schönes Gegengewicht zu den männerdominierten Ortsbeiratslisten der Parteien", erklärt Margrit Gatzert, die auf Platz zwei der Liste steht. Auf den weiteren Plätzen stellen sich Bettina Krill, Gabriele Bauer, Sabine Haas, Eva Oberschelp und Angelika Hildebrand zur Wahl. "Zukunft: Jetzt!" ist ein lockerer Zusammenschluss von Menschen mit ähnlichen Interessen, etwa 25 Personen sind aktuell dabei.
"Wir haben uns die letzten Monate intensiv mit der Gemeindepolitik auseinandergesetzt und wollen gerne aktiv werden, uns einbringen, mitgestalten und eigene Akzente setzen. Nicht zuletzt, um unsere gewählten Gemeindevertreter später an ihre Wahlversprechen zu erinnern", betonen die Niederkleenerinnen. Dabei geht es ihnen vor allem um den Schutz der natürlichen Ressourcen und die Erhaltung der Artenvielfalt. "Alles was wir heute tun oder lassen, wirkt sich auf die Lebensbedingungen von morgen aus. Es ist nicht mehr zu bestreiten, dass unsere Zukunft in hohem Maße durch die Klimakrise und den Verlust der Biodiversität gefährdet ist. In diesem Sinne will "Zukunft: Jetzt!" dort Einfluss nehmen, wo es möglich ist: Nämlich hier in unserer Gemeinde!", unterstreicht Oberschelp.
"Ökonomische Entscheidungen sollen nur unter Berücksichtigung der langfristigen Folgen und unter der Maßgabe 'Ökonomie folgt Ökologie' getroffen werden", betont sie. Auch die Förderung von Gemeinschaftsprojekten und die Weiterentwicklung der Infrastruktur in dem Ortsteil, mit dem Ziel, die Wohn- und Lebensqualität der Bürger zu verbessern, ist ein Anliegen. Ein besonderer Fokus liegt auf dem Trinkwasser: "Wir möchten die Altlasten im Wasserschutzgebiet der Niederkleener Quelle thematisieren und öffentlich machen", kündigen die Frauen an.
Ein weiterer Schwerpunkt wird die Nutzung des Steinbruchs Niederkleen sein. Hier appelliert die Gruppe "Zukunft: Jetzt!" dafür, keine Sonderbaugebiete "Industrie" in Natur- und Wasserschutzgebieten zuzulassen und eine umweltbeeinflussende privatwirtschaftliche Nutzung zu verhindern.
In Niederkleen sollen auch keine neuen Gewerbegebiete entstehen.
Die Initiative möchte Projekte zur Stärkung des Gemeinwesens starten: Die Nachbarschafts- und Seniorenhilfe soll zum Beispiel durch eine Gemeindeschwester verbessert, ein Bürgertreff für Jung und Alt soll geschaffen werden. Die Nahversorgung im Ort soll mit regionalen Produkten ergänzt und ausgebaut werden. "Nachhaltigkeit und Umweltschutz möchten wir ernsthaft umsetzen", erläutert Sabine Textor. Geplant sind Gemeinschaftsprojekte, auch in Verbindung mit Kindergarten und Grundschule, beispielsweise zur Müllvermeidung, und Ernteaktionen.
Gemeindeflächen sollen im Sinne des Insektenschutzes bewirtschaftet werden, unter anderem für biologisches Gärtnern, mit essbaren Pflanzen und Beerensträuchern zum freien Verzehr. "Zukunft: Jetzt!" möchte neue Wohnmodelle schaffen, allerdings ohne neue Flächenversiegelung. "Wir wollen vorhandene Ressourcen besser nutzen und leer stehende Gebäude kreativ umgestalten, zum Beispiel in Mehr-Generationenhäuser", informiert Margrit Gatzert. "Ein weiteres Ziel ist ein breit gefächertes Angebot an Sport, Kunst und Kultur sowie Info-Veranstaltungen, zum Beispiel im Bürgerhaus und Gemeindezentrum unter Einbeziehung unserer Vereine", unterstreicht Oberschelp.
Die Anbindung zur Kerngemeinde soll verbessert werden, Stichpunkte hierfür sind Taxipass, Bürgerbus, Mitfahrbank, Fahrradweg und E-Mobilität.
Außerdem möchte die Initiative "endlich den Hochwasserschutz in Niederkleen umsetzen": Dabei sollen die bereits vorhandenen Möglichkeiten für eine bestmögliche Abflussleistung, unter Berücksichtigung ökologischer Aspekte, genutzt werden. Bei allem, insbesondere aber bei Entscheidungskonflikten, ist den Frauen eine wertschätzende Kommunikation wichtig.
Viele dieser Themen können einen grünen Anstrich nicht verleugnen. Hierzu sagt Eva Oberschelp, selbst Mitglied der Langgönser Grünen und in dieser Funktion, ebenso wie Margrit Gatzert, auch Kandidatin für das Langgönser Gemeindeparlament: "Die Grünen sehen unsere Initiative als Ergänzung, nicht als Konkurrenz. Außerdem sind es ja nicht nur grüne Themen, die wir vertreten." Geplant ist, "dass jede von uns unsere Ideen in ihrer Partei vertritt. Viele von uns haben bislang noch nicht politisch gearbeitet. Wir wollen für Niederkleen die Weichen stellen und nichts unter den Teppich kehren", kündigt sie an. Die Gruppe möchte möglichst viele Bürger auffordern, sich "mit neuem Schwung" für den eigenen Ort einzusetzen, "auch um zu verhindern, dass immer die gleichen Leute die gleichen Interessen vertreten".
"Jetzt hoffen wir auf viele Stimmen", sehen die sieben engagierten Nieder-kleenerinnen der Kommunalwahl mit Spannung entgegen.
Der Ortsbeirat ist ein reines Empfehlungs-, aber kein Entscheidungsgremium in den einzelnen Gemeindeteilen. Er hat in der Gemeinde Langgöns ein eigenes kleines Budget.