Klaus Textor, kritischer Geist aus Niederkleen, spricht vom Versagen der Politik, wenn es um das Hochwasserrisiko im Langgönser Ortsteil geht.
NIEDERKLEEN. Der Niederkleener Klaus Textor, ein kritischer Bürger, beschäftigt sich seit Langem intensiv mit der Hochwasserproblematik im Kleebachtal. Er warnt seit vielen Jahren vor Hochwasserereignissen, die in der Vergangenheit seinen Heimatort schon öfters heimsuchten.
In einer Stellungnahme zum Hochwasserrisikomanagement mit dem Schwerpunkt Niederkleen, das er an das Regierungspräsidium Gießen geschickt hat, betont er, dass die Durchflussleistung der Kleebachbrücke mit 11,28 Kubikmeter pro Sekunde am Backhaus Niederkleen das Maß zur Planung des Rückhaltebeckens für den Langgönser Ortsteil darstelle. "Die Leistung dieses Rückhaltebeckens ist wegen seines geringen Stauvolumens eher begrenzt", betont er. In der Folge sei die "Wirkung der Becken für den Schutzgrad in Niederkleen nicht sehr hoch". Deshalb sei die Aufrechterhaltung der Gerinneleistung eminent wichtig, genauso wie die Information der Bevölkerung über das seiner Meinung nach "weiterhin bestehende hohe Risiko". Nach einem Probestau 2007 wurden keine Ausuferungen festgestellt. Doch heute hinterlasse der Bach schon bei Niederschlägen von unter 50 Litern pro Kubikmeter in der Innerortslage Schäden. Durch das sehr geringe Gefälle in diesem Bereich komme es schnell zu Verlandungen. Der dichte Pflanzenbewuchs wie auch potenzielles Treibgut wie Scheitholz, Wurzelstöcke und Erde im Uferbereich würden dazu ebenfalls beitragen.
Textor fordert, die betroffene Bevölkerung unverzüglich über die Hochwasserrisiken zu informieren, das Bachbett zu räumen und die Abflussleistung vom Rückhaltebecken bis zum Wehr an der Brücke Höhe Steinbruch zu optimieren und mögliches Treibgut zu beseitigen.
In dem 30 Quadratkilometer großen Einzugsgebiet oberhalb des Rückhaltebeckens falle bei einem Starkregen von 100 Litern pro Quadratmeter, abhängig vom zeitlichen Verlauf, eine Wassermenge von drei Millionen Kubikmetern an. Diese Menge würde das Staubecken rein hypothetisch etwa 44-mal füllen, hat Textor berechnet. Ab 40 Liter pro Quadratmeter in einer Stunde, extremes Unwetter, ruft der Deutsche Wetterdienst (DWD) die höchste Warnstufe aus, in Teilen der Hochwassergebiete waren es 200 Liter.
Ein klimabedingt deutlich höheres Wasseraufkommen könne heute die Wassermengen aus dem Hochwasserjahr 1981, die den bisherigen Schutzmaßnahmen zugrunde lagen, leicht als gering erscheinen lassen. "Solche Katastrophen wie kürzlich in der Eifel sollten alle verantwortlichen Stellen wachrütteln, die mögliche Hochwasservorsorge am Kleebach sofort wahrzunehmen. Gleiches gilt auch für Teile von Dornholzhausen."
Vorwürfe macht der Niederkleener dem früheren Bürgermeister Horst Röhrig: "Die größte Hochwassergefahr für das Kleebachtal war in den letzten Jahren Horst Röhrig, der in sträflicher Weise die Vorgaben zum Hochwasserschutz nicht umgesetzt, Stellungnahmen des Ortsbrandmeisters über die Gefahrenlage ignoriert und die Hochwassergefahr ins Lächerliche gezogen hat." Er und der CDU-Fraktionsvorsitzende Jürgen Knorz seien "über Jahre nicht müde geworden, mantraartig zu erklären, das Dorf sei durch das Rückhaltebecken geschützt". Aber auch der amtierende Bürgermeister Marius Reusch wird gerügt: "Die neue Administration macht da weiter, wo Röhrig aufgehört hat", betont Textor abschließend.