Laubacher „Ramsberg“ bilologisches Idyll

Die Schafe von Schäfer Othmar Wirth helfen bei der Beweidung. Foto: Landschaftspflegevereinigung Gießen
© Landschaftspflegevereinigung Gießen

Landschaftspflegevereinigung Gießen betreut mit dem „Ramsberg“ eines der schönsten Magerrasen- und Streuobstgebiete.

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LAUBACH. Laubach (red). Seit nunmehr 21 Jahren betreut die Landschaftspflegevereinigung Gießen (LPV) den „Ramsberg“ in Laubach, eines der schönsten Magerrasen- und Streuobstgebiete im Landkreis Gießen. Der Geschäftsführer der Landschaftspflegevereinigung, Fabian Zech, weist anlässlich einer Begehung darauf hin, dass es nicht nur ein schöner, sondern auch ein naturschutzfachlich äußerst wertvoller Bereich ist, auf dem 53 Flechtenarten, 40 verschiedene Vogelarten, 28 Tagfalterarten und circa 105 Nachtfalterarten festgestellt wurden. Allein bei den Nachtfaltern wurden Arten festgestellt, die seit 30 Jahren im Vogelsberg-Bereich nicht mehr gefunden wurden. „Damit ist der Ramsberg, was Schmetterlinge anbetrifft, das wertvollste Gebiet im Landkreis“, sagt Vorstandssprecherin Dr. Christiane Schmahl.

Imposante Luckner-Eiche

Nach der Entbuschung, die von der LPV mit vielen Laubacher Vereinen organisiert und durchgeführt wurde, sind die alten, markanten Linden entlang des Trimmpfades wieder majestätisch in ihrem mehrhundertjährigen Alter zu bewundern. Am imposantesten jedoch ist wohl die freigestellte Luckner-Eiche, die wie ein Mahnmal als uralter, abgestorbener Baum in den Himmel ragt und anlässlich der Schlacht von Sedan gepflanzt wurde. Wenn auch die historisch belegte Windmühle nicht mehr da ist, so ist es doch schön, dass noch immer zu Pfingsten Laubacher Bürger zum alljährlichen Kaffeetrinken auf dem „Ramsberg“ wandern, eine sehr alte Tradition, die hoffentlich nicht ausstirbt und durchaus auch in Corona-Zeiten familienbezogen in kleiner Gruppe praktiziert werden könnte. Die LPV weist darauf hin, dass zu Füßen der Hütte und der alten Bäume – wie schon seit 1999 mit Beginn der Naturschutzarbeiten praktiziert – die Schafe des Schäfers Othmar Wirth aus Villingen weiden und helfen, die seltenen Pflanzen wie den Zweifelhaften Grannenhafer (Ventenata dubia) und den Gestreiften Klee (Trifolium striatum) zu erhalten. Außerdem sollen die Schafe die Fläche offenhalten, sodass nicht wieder die Hecken überhandnehmen. Nur so können auch die seltenen Tiere, die auf die ganz bestimmte Zusammensetzung von Pflanzen angewiesen sind, dauerhaft erhalten werden. Mittlerweile hat auch der Palmengarten auf dem Ramsberg seltene Pflanzenarten wieder „ausgewildert“, deren Aussterben durch ein Nachzuchtprogramm verhindert werden soll.

Doch die Schafe fressen nicht die immer wieder hochkommenden Heckenaustriebe und Brennnesseln. Hier werden jeden Winter nach der Weidesaison die Austriebe und Ruderalvegetation, die nach der Beweidung noch stehen, entfernt. Nur so ist sichergestellt, dass der gute Zustand der Fläche mit seinen sehr seltenen Arten erhalten bleibt. Der Streuobstbestand im unteren Bereich wird ebenfalls von den Schafen des Schäfers Wirth aus Villingen beweidet. Auch das Obst findet seine Abnehmer: Neben vielen „Patenschaftsbäumen“ werden die restlichen Bäume durch das Institut für Berufs- und Sozialpädagogik e.V. Gießen geerntet und die LPV lässt daraus den Laubacher Apfelsaft keltern, der von der Stadtverwaltung zum Selbstkostenpreis an die Bevölkerung verkauft wird (Kontakt über das Bürgermeister-Sekretariat unter 06405/921515).