Sechs von sieben Covid-19-Patienten wurden seit Beginn der Pandemie von Hausärzten behandelt. Das sie auch impfen, ist für Mediziner Günter Stephan selbstverständlich.
KREIS GIESSEN. Kreis Gießen (red). "Sechs von sieben Covid-19-Patienten wurden seit Beginn der Pandemie von Hausärzten behandelt. So stellen die Hausärzte das zentrale Bollwerk zur Bewältigung der Coronavirus-Pandemie dar", sagt Günter Stephan, Facharzt für Allgemeinmedizin aus Laubach.
Durch die ambulante Behandlung von Corona-Patienten und die Abstrichentnahme potenziell infektiöser Patienten seien die Teams in den Praxen tagtäglich einer extremen Infektionsgefahr ausgesetzt. Trotzdem sind für unsere Praxen derzeit keine Coronaimpfungen vorgesehen, so die Kritik.
"Dieser intensive und epidemiologisch wichtige Einsatz der Hausärzte wird von der Politik in keiner Weise gewürdigt. Stattdessen wird sogar der Fortbestand der hausärztlichen Medizin in Frage gestellt." Während für den stationären Sektor zu Recht Gelder investiert werden, würden ambulant tätige Ärzte und ihre Angestellten auf eine ungewisse finanzielle Zukunft zusteuern. Ebenso unverständlich sei es, dass die seit Jahrzehnten bei Impfungen einer Vielzahl von Patienten erfahrenen Hausärzte bei den Coronavirus-Impfungen der Bevölkerung nicht fest einbezogen werden. Bei den jährlichen Influenzaimpfungen seien die Hausärzte und ihre Teams problemlos in der Lage, große Patientenkollektive zu impfen. Schließlich sei niemand so gut über seine Patienten informiert wie der Hausarzt.
Praxen geeignet
"Wie die Firma BioNTech mitteilt, kann der Coronaimpfstoff sehr wohl transportiert werden und ist somit für die Impfungen in den Hausarztpraxen geeignet. Ebenso kann der Impfstoff der Firma Moderna problemlos in Hausarztpraxen verimpft werden, die auch von den älteren Patienten problemloser als die Impfzentren aufzusuchen sind. Wenn es der Politik an der schnellen und nachhaltigen Bewältigung der Corona-Pandemie gelegen ist, müssen aus unserer Sicht die Hausärzte die Impfstrategie unverzüglich einbezogen werden."
Stephan betont zudem, dass er mit dieser Meinung nicht allein steht. Folgende Hausärzte aus dem Landkreis schließen sich dieser Forderung an: Martin Goldammer (Hungen), Stephanie Glasbrenner (Hungen), Armin Neumann (Lich), Maruf Gahznawi (Laubach), Uwe Bilderbeek (Laubach), Daniel Wacarda (Laubach), Hartmund Sann (Grünberg), Esther Schöne-Unzeitig (Laubach) und Alexander Koch (Laubach).