Genau wie der Historische Markt in Lich fällt auch das Historische Spiel der "Kircheblazzgaugler" in diesem Jahr aus. Doch die Truppe richtet schon den Blick auf 2021.
. Lich (red). Wie alle Großveranstaltungen muss in diesem Jahr auch der Historische Markt mitsamt dem Historischen Spiel ausfallen. Auch die "Kircheblazzgaugler" sind sehr betrübt, wie Spielleiter Gerhard Pappe erklärte. Hatten die Laiendarsteller doch schon, wie in jedem Jahr, mit den Proben begonnen, die im März dann abgebrochen werden mussten. Alle Hoffnung, die Arbeit nach Ostern wieder aufnehmen zu können und bis zum Historischen Markt am 16. Mai fertig zu werden, sei fehlgeschlagen. Aber wichtig sei auch, diese Pandemie heil zu überstehen und man hoffe darauf, dass das Leben so rasch wie möglich wieder in normalen Bahnen laufen könne.
"Doch wenn auch in diesem Jahr alles abgesagt ist, machen wir uns doch Gedanken darüber, wie es mit dem Historischen Spiel weitergehen soll. Das in diesem Jahr geplante Spiel, das wir am 16. Mai aufgeführt hätten, werden wir nicht einfach auf das nächste Jahr verschieben, sondern erst 2022 aufführen. Es handelt sich um einen Streit zwischen Lich und Langsdorf aus dem Jahre 1729", so Pappe. Diese Verschiebung habe einen wichtigen Grund. Denn 2021 ist Lutherjahr. Vor 500 Jahren fand der Reichstag in Worms statt, auf dem sich Martin Luther verantworten musste. Auf der Reise dorthin ist er auch nach Lich gekommen und hat hier übernachtet. Das ist durch einen sogenannten Furier-Zettel, also eine Unterbringungsliste, belegt. Ein später eingetragenes Datum auf diesem Dokument nennt den 21. April 1521, das wäre die Rückreise gewesen.
Reisegesellschaft
Da der Furier-Zettel eine ganze Reisegesellschaft mit 30 Personen und 89 Pferden benenne, müsse man wohl eher von der Hinreise ausgehen, denn auf der Rückreise dürfte Luther wohl nicht von einem so großen Tross begleitet worden sein. Es dürften sich auch Gefolgsleute und Gesinde bei den Reisenden befunden haben, sodass man von einer viel höheren Personenzahl ausgehen könne. Luther selbst sei von drei Personen auf seinem Reisewagen begleitet worden, von denen im Furier-Zettel keine Rede sei.
Mit dieser Unterbringung in Lich sowie Alltagsleben in der Stadt und einem Gespräch Luthers mit dem Grafen Philipp beschäftigt sich das Stück. "Dieses Gespräch hat so nicht stattgefunden, soll aber den Hintergrund der Reise, Luthers theologische Darlegungen, die er vor dem Reichstag verantworten muss, und die Meinung der weltlichen Obrigkeit, die Graf Philipp vertritt, veranschaulichen", erläuterte der Spielleiter. Das beschreibe, warum man das Stück über Luther in Lich dem ausgefallenen Stück über den Streit mit Langsdorf vorgezogen habe. Weil nämlich das Jahr 2021 mit dem Reichstag in Worms ganz unumstößlich festlege, dass Luther in Lich nur in eben diesem fünfhundertsten Jahr gespielt werden könne. Eine Verlegung auf ein anderes Jahr ließe sich nur schwerlich begründen. Pappe hofft, das er ein wenig neugierig auf das nächste Historische Spiel gemacht habe, das die "Kircheblazzgaugler" wieder mit der gewohnten Spielfreude aufführen werden. Man dürfe sich auch schon auf das folgende Spiel 2022, das 2020 ein zweites Mal aufgeführt werden sollte und der Corona-Krise wegen um zwei Jahre verschoben werden musste, freuen.