Seit 51 Jahren gibt es Schlachtfeste in Leihgesterner...

Eigene Schweinehaltung gibt es immer noch "beim Philipp". Foto: Wißner
© Wißner

Der Landgasthof beim Philipp in Leihgestern hält seit 51 Jahren die Schlachtfest-Tradition hoch.

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LEIHGESTERN. 51 Jahre Schlachtfeste, darunter einmal in To Go-Form, feiert der Landgasthof "Zum Löwen - beim Philipp" am Mittwoch, 3. November. Waren diese Schlachtfeste im vergangenen Jahrhundert auf den Dörfern noch etwas Alltägliches, so gibt es heute nur noch selten solche Zusammenkünfte.

Gleich an zwei Tagen wurde 1970 zur Premiere beim Philipp kräftig geschmaust. Zu diesem Zeitpunkt gab es in Leihgestern noch fünf Hausmetzger, darunter auch den Inhaber des Landgasthofs, der sich mit seiner Anzeige in erster Linie auch an die "Städter" wandte. Sie trugen zum großen (Dauer-)Erfolg des stets seit 1971 jeweils mittwochs einmal im Monat von Oktober bis April angebotenen Schlachtfestes bei. Mittlerweile kommen die Gäste gar aus den drei Nachbarkreisen Lahn-Dill, Wetterau und aus Marburg-Biedenkopf, um "beim Philipp" bei einer Schlachtplatte Geselligkeit zu pflegen.

Aufgetischt wird Wellfleisch, Blut und Bratwürstchen, wie auch eine Schlachtplatte mit Kesselfleisch, Leber-, Blut- und Bratwurst, Kartoffelpüree Sauerkraut und Meerrettich. Auch im Coronajahr wurden die Schlachtfeste beibehalten, aber es gab während der Zwangsschließungen natürlich nur "Schlachtplatte to go".

So kann der Landgasthof tatsächlich sogar auf 51 Jahre Schlachtfesttradition zurückblicken, da durch die Zwangspause das goldene Jubiläum mit einjähriger Verspätung begangen wird.

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Bis zum Tod 1988 schlachtete der gelernte Hausmetzger Philipp Arnold III Schweine aus eigener Haltung. Nach dem Tod des Vaters wurde Philipp Arnold IV. ins kalte Wasser geworfen. Der gelernte Koch holte sich den Hausmetzger Richard Martini aus Leihgestern und der Grüninger Löwen-Wirt Ernst Bender an seine Seite.

Ein erheblicher Einschnitt erfolgte vor elf Jahren, als die EG-Verordnung 853/2004 "Besondere Vorschriften für Lebensmittel tierischen Ursprungs für Lebensmittelbetriebe" in Kraft trat. Davon betroffen waren alle fleischverarbeitenden Betriebe, die zukünftig im Besitz einer Zulassung sein mussten und erhebliche Auflagen im eigenen Schlachthaus zu erfüllen hatten. Seitdem gibt es, wenn auch nie beworben, EU-konforme Schlachtfeste "beim Philipp".

Schlachtfeste und Hausmetzger sind sehr, sehr rar geworden. Daher folgten den "Städtern" nun auch die "Dörfler", die sich beim Verzehr der Schlachtplatte aus Leihgesterner Herstellung gerne an alte Zeiten erinnern.

Festgehalten wurde seit jeher am Mittwoch als Schlachtfesttag. Mittlerweile werden hausgemachte Spezialitäten von den eigenen Strohschweinen und kesselfrische Wurstsuppe serviert. Auf der Speisekarte zum Schlachtfest finden sich neben der klassischen Schlachtplatte weitere herzhafte Gerichte.

Das Jubiläums-Schlachtfest findet von 11.30 bis 14 Uhr im Saal der Traditionsgaststätte statt. Ab 18 Uhr schließt sich dort ein Fest mit Blasmusik an.