Mitglieder des Gewerbevereins Pohlheim blicken gespannt in die...

Aktuell wird ein weiteres Autohaus von Auto Häuser im Gewerbegebiet Watzenborn-Steinberg gebaut.   Foto: Schmidt
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Dunkle Wolken sehen auch die Mitglieder des Gewerbevereins Pohlheim angesichts der Folgen der Pandemiesituation noch nicht abziehen. So haben zwar die Handwerksbetriebe eine...

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. POHLHEIM (ger). Dunkle Wolken sehen auch die Mitglieder des Gewerbevereins Pohlheim angesichts der Folgen der Pandemiesituation noch nicht abziehen. So haben zwar deren Handwerksbetriebe, wie der vom 2. Vorsitzenden Gernot Becker im Heizungsbau und Vorstandsmitglied Thorsten Massow im Malereibetrieb, eine ausgezeichnete Auftragslage, aber die Frage "Bleibt das so?", konnte keiner unter den 14 anwesenden Mitgliedern, darunter Pohlheims Bürgermeister Udo Schöffmann, beantworten. Bei der Hauptversammlung des Gewerbevereins im Gasthaus "Grüner Baum" in Watzenborn-Steinberg unter Leitung des Vorsitzenden Reimar Stenzel war dies das wohl wichtigste Thema, was die Unternehmer umtrieb.

Dass mittlerweile nach dem Boom in der Nachfrage nach Bau- und Handwerkermaterial zum Beginn der Pandemie aufgrund zahlreicher Renovierungen im Heimbereich die Nachfrage wieder abebbt und das Geschäft sich normalisiert, konnte zudem Marion Hammer aus dem Baustoffhandel beobachten. "Privatleute überrannten uns förmlich in den ersten Wochen des Lockdowns", so Hammer. Allerdings breche nun das Geschäft mit technischen und medizinischen Gasen für die Industrie ein. Entscheidend für alle sei die Entwicklung am Arbeitsmarkt am Ende des Jahres. Gerhold Häuser konnte aus der Autobranche ebenfalls von nicht einfachen Zeiten berichten. Der Markt im Neu- und Gebrauchtwagenbereich sei anfangs eingebrochen und erhole sich erst langsam. Die Lager seien voll, neue Modelle hätten teilweise lange Lieferzeiten. Trotz allem baue das Pohlheimer Autohaus aktuell ein neues Gebäude für die Automarken des Fiat Chrysler-Konzerns. Die Verträge seien bereits letztes Jahr abgeschlossen worden. Solche Phasen habe es auch in der Vergangenheit gegeben, erinnerte er an das Jahr der Finanzkrise 2008. Kritik gab es von den Unternehmern in Richtung der zeitweisen Mehrwertsteuersenkung, die gerade in der Rechnungs- und Leistungserbringung nicht einfach sei. "Wer zahlt die drei Prozent, wenn der Autolieferant nicht bis Dezember liefern kann?", war dabei nur eine der Fragen, die auch Handwerker vor Fragen stellt und damit Steuerberater und Finanzämter. Konfliktpotenzial sei da vorprogrammiert, so die Meinungen. "Die 20 Milliarden Euro seien für direkte Unterstützung sinnvoller eingesetzt worden", meinte Reimar Stenzel zusammenfassend.

Bürgermeister Udo Schöffmann hat ebenfalls finanzielle Bauchschmerzen, wenn er die Entwicklung bei den Steuereinnahmen für seine Stadt beobachtet. Er rechne mit drei Millionen weniger Gewerbesteuereinnahmen gab er bekannt. "Wenn wir noch 3,7 Millionen Euro Einnahmen haben, sind wir gut dabei", so Schöffmann. Unternehmen haben bereits beim Finanzamt die Gewerbesteuervorauszahlung um eine Million Euro gekürzt. Wie das Land die Einnahmeausfälle im Kindergartenbereich durch die Gebührenentlastung der Stadt für die Eltern kompensiere, wisse er nicht. Er erwartet eine Kopfpauschale, die für alle Kommunen gleich sei.

Das Pohlheimer Hallenbad öffne wieder am 6. Juli kündigte er an. Weniger Einnahmen durch weniger Gäste werden auch hier zu erwarten sein. Dies mache hier höhere Zuschüsse notwendig. Aus dieser Krise werde keine Kommune mit ausgeglichenem Haushalt herauskommen, so seine Erwartung.

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Katja Herbert, die ein Kosmetikstudio betreibt, hatte dann doch noch eine gute Nachricht. Durch die Schließung aufgrund des Lookdown mit voller Härte getroffen, erhielt sie ihre beantragte Unterstützung innerhalb weniger Tage. "Das lässt einen Atmen", sagte sie und bedankte sich bei der Regierung für diese unkomplizierte Hilfe. Über die sozialen Medien hielt sie Kontakt zu ihren Kunden und überstand bis jetzt die Krise. Im Blick in die Zukunft will sie jetzt ihre Internetpräsenz ausbauen. Kreativität ist zudem gefragt weiß auch sie.

Der Gewerbeverein schaut nun auf das kommende Jahr. Die 87 Mitglieder mit ihren Unternehmen wollen sich im Frühjahr in einer anderen neuen Form der bekannten Gewerbeausstellung in Pohlheim den potenziellen Kunden präsentieren. Ideen werden noch gesucht. "Das Beharren, auf weiter so, wird es nicht geben. Es wird aber weitergehen", sagte Reimar Stenzel im Blick auf die Herausforderungen, die sich der Gewerbeverein stellen und dabei seine Mitgliedsbetriebe sichtbar machen will.