Ettingshausen: "Logistik nicht zulässig"

Auf ihren benachbarten Ackerflächen würde sich die Firma "Subtil" gerne erweitern und auch Raum für andere Firmen bieten. Archivfoto: Zylla

Bei einer Bürgerversammlung gab es kritische Stimmen zum geplanten Gewerbegebiet in Ettingshausen, befürchtet man doch, dass das Gebiet gigantische Ausmaße annehmen könnte.

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ETTINGSHAUSEN. Eigentlich sollte die Bürgerinformationsveranstaltung der Gemeinde Reiskirchen zur Bebauungsplanänderung für das Gewerbegebiet Holzweg/Stirn am Donnerstagabend in der Sport- und Kulturhalle Ettingshausen für mehr Transparenz sorgen. Doch auch nach einer rund einstündigen Präsentation seitens Mathias Wolf vom beauftragten Planungsbüro Fischer waren bei den etwa 50 Zuhörern noch viele Fragen offen. Vor allem eine der wichtigsten blieb unbeantwortet: Welche Unternehmen planen, sich dort anzusiedeln?

Ortsansässige Unternehmen

Nach Auskunft von Mathias Wolf dürfen ausschließlich bereits ortsansässige Unternehmen oder Einwohner von Ettingshausen, die ihre Firma in den Heimatort verlagern wollen, dort bauen. Namen dürfe er jedoch nicht nennen. Fest stehe nur, dass die bereits dort ansässige Firma Subtil ihre Fläche um 1,7 Hektar erweitern wolle. In der Summe sollen laut Fischer 6,9 Hektar neu ausgewiesene Gewerbefläche zu den bestehenden 7,5 Hektar hinzukommen.

Warum die lokale Federnfabrik trotz eines Umsatzrückgangs von zehn Prozent so viel mehr Fläche benötige, wollte ein Anwohner des Gartenwegs wissen, und gab zu bedenken, dass Subtil Real Estate auch eine Immobilienfirma sei. Wie könne sichergestellt werden, dass Subtil die Fläche nicht an einen anderen Investor verkaufe? "Wir denken weiter als fünf Jahre und wollen unseren Standort so langfristig sichern", entgegnete der direkt angesprochene Inhaber des Unternehmens, Michael Subtil. Angedacht sei eine Logistikfläche sowie eine Lagerhaltung für Kunden.

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Bürgermeister Dietmar Kromm (parteilos) bemühte sich, die Ängste vor "einem gigantischen Gewerbegebiet" zu nehmen, indem er darauf hinwies, dass die Größe sich immer nach dem jeweiligen Bebauungsplan zu richten habe. Angezweifelt wurde von der Ettingshäuser Bürgerinitiative - die sich nach Bekanntwerden der Erweiterungspläne im Februar gegründet hatte - auch die Neuausweisung von 6,9 Hektar. "Jeder kann nachprüfen, dass es sich hierbei um zehn Hektar handelt", betonte ein Anwohner. Dem stimmte Renz Hornischer (Grüne) zu: "100 000 Quadratmeter Ackerland sollen hier plattgemacht werden", bemängelte er. Auch, dass die Firma Subtil das Planungsbüro Fischer bezahle, obwohl die Gemeinde die Planungshoheit habe, wurde kritisiert.

Fragen warf auch die Verkehrssituation auf, die eine Erweiterung des Gewerbegebietes mit sich bringt. "Wir werden einen Verkehrsgutachter einschalten und eventuell nach straßenbaulichen Alternativen suchen", erklärte Mathias Wolf. Er gab zu bedenken, dass man erst "ganz am Anfang eines Planungsprozesses stehe, der sich bis zu zwei Jahren hinziehen" könnte. Aktuell bestehe nur ein Willensbeschluss, im Bauleitverfahren könne sich noch vieles ändern.

"Ettingshausen hat sich im Laufe der Jahre weiterentwickelt und verfügt über eine sehr gute Infrastruktur", hatte Kromm zu Beginn der Informationsveranstaltung unterstrichen. Dies sei das Ergebnis vernünftiger Planungen in den vergangenen Jahren. Die Erweiterung des Gewerbegebietes sei positiv für den Wirtschaftsstandort Ettingshausen und trage dazu bei, Arbeitsplätze im ländlichen Raum zu sichern.

Die rechtskräftige Ausgangslage beruht nach Aussage von Wolf auf dem Bebauungsplan 8.5 aus dem Jahr 1990. Da der zu erweiternde Bereich als Fläche für landwirtschaftliche Nutzung und Pflege dargestellt werde, gelte es auch, den Flächennutzungsplan aus dem Jahr 1999 zu ändern. Dabei sollen sowohl Misch- als auch Gewerbegebiete ausgewiesen werden. Normalerweise sei für Ortsteile keine gewerbliche Ausweitung vorgesehen. Ettingshausen stehe aber im Regionalplan Mittelhessen, da hier einst eine Fläche für ein Milupa-Werk vorgesehen war.

"Beim Bauleitverfahren haben wir ganz klare Restriktionen einzuhalten", betonte Mathias Wolf. Alleine 45 Fachbehörden müssten zu Rate gezogen werden. Hierbei gehe es unter anderem um Themen wie Immissionsschutz, Ver- und Entsorgung im Trennungssystem, Verkehrsanbindung, Artenschutz und Eingrünung. Mit einer faunistischen Aufnahme, die insgesamt ein Jahr dauern soll, sei bereits begonnen worden. "Immissionsträchtige Betriebe sind in einem Gewerbegebiet nicht zulässig", hob er hervor. Auch eine "Runterzonung" von einem Gewerbe- auf ein Mischgebiet sei vorgesehen. Hiermit wolle man einen Puffer zum angrenzenden Wohngebiet schaffen.

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Ausgleichsfläche

Geplant seien darüber hinaus eine 15 Meter breite Ausgleichsfläche für diverse Tierarten sowie eine Streuobstwiese. Die bestehende Bebauung habe Bestandsschutz. Im Mischgebiet dürfe kein Gebäude länger als 50 Meter oder höher als 10,50 Meter sein. Für das Gewerbegebiet gelte eine Gebäudehöhe von maximal zwölf Metern. "Keine Angst vor Logistikunternehmen, die sind hier nicht zulässig", betonte Wolf im Hinblick auf die brodelnde Gerüchteküche. "Es handelt sich hier um ein ergebnisoffenes Verfahren, über das wir die Bürger zweimal ausführlich informieren." Im Oktober oder November werde es zu einer sechs- bis achtwöchigen öffentlichen Auslegung kommen, die auch im Internet auf der Seite der Gemeinde einzusehen sei.