"Golden Oldies meets Gleiberg" ein voller Erfolg

"The Monotypes" aus Gießen hatten am Freitagabend ihren Auftritt. Foto: Schultz

Weil Corona den "Golden Oldies" einen Strich durch die Rechung gemacht hatte, gab es statt des großen Festivals drei Tage voller Musik, Theater und mehr auf der Burg Gleiberg.

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. KROFDORF-GLEIBERG. Die Sonne strahlte vom Himmel, als am Freitagmorgen das Kulturwochenende auf der Burg Gleiberg begann. Die kleinen Zuschauer waren zuerst dran, für sie spielte das "sehr interaktionsfreudige" (ein Zuschauer) Tübinger Kindertheater Sturmvogel "Mein Freund Charlie", in dem ein goldiger kleiner Hund der Favorit der Herzen war. Mittags gab das Tinko Theater Gießen eine Vorstellung von "Aschenputtel und der Prinz" (Regie Aldona Watolla), wobei das Ensemble eine exzellente Figur machte. Knackige selbst bearbeitete Dialoge mit Pointen für Erwachsene, flüssige Choreografie und klug eingesetzte Musik schufen ein stimmiges Bild, aus dem Hauptdarstellerin Lisa Hammann hervorstach: Sie sang auch noch wunderbar. Schicke Kostüme und ein klug gemachtes Bühnenbild rundeten es ab.

Die Begrüßung am Abend übernahm Bürgermeister Thomas Brunner, der zünftig auf einer Vespa anreiste. Nach dem Dank für die Unterstützung des Hessischen Kultursommers, der ebenfalls ein positives Zeichen in Krisenzeiten setzen wollte, freute er sich über die zahlreichen Besucher im idyllischen Burghof. Es sei schwierig gewesen, die Hygienevorschriften umzusetzen. Aber: "Es ist wieder Kultur möglich", lautete der gemeinsame Tenor auch mit Diederich Emde, Vorsitzendem des Kunst- und Kulturkreises Wettenberg (KuKuK), der gemeinsam mit dem Gleibergverein und der Jugendpflege der Gemeinde als Veranstalter aktiv war. Das Konzept solle in die Achtziger fortgeführt werden, sagte Brunner, es werde auch mehr musikalische Themenbühnen geben. Eine Expertenrunde aus Johannes Hübner, Frank Mohr und Michael Groß widmete sich Interessantem aus der Welt der Benzinautos. Daneben lief die Oldtimerverlosung der Lebenshilfe Gießen, die gewöhnlich jährlich eine Million Euro einspielt, und natürlich waren sehr ansehnliche Oldtimer über Gelände und Auffahrt verstreut.

Ansonsten gab es viel Musik. Den Anfang machte am Freitag "Sinfonie" aus Wiesbaden. Das Quintett überzeugte mit grundfestem mehrstimmigem und Sologesang und einer sicheren Hand für Pop-, Rock- und Jazzrocktitel. Ihr sanfter, professionell gerundeter Ansatz erwies sich als fabelhaft langstreckentauglich. Der Abend klang mit den "Monotypes" aus Gießen aus. Die fünf jungen Rocker explodierten förmlich auf der Bühne und rissen die Zuhörer mit Klassikern wie "Route 66" und anderen Knallern hin. Das war handwerklich exzellent und ein voller Erfolg beim Publikum. Tadelloser natürlicher Sound und adäquates Licht kamen von Flashlight.

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Eine Premiere war der Auftritt von "Radio 2020" am Sonntag. Moritz Weissinger (Perkussion), Peter Herrmann (Gitarre), Mischa Jung (Bass, Gesang), Lisa-Marie Krause (Gesang, Cajon, Flöte) und Jessica Hormann (Gesang) überzeugten rundum mit ihrem gesangszentrierten Stil und einer tadellosen Begleitung. Besonders der liebliche und vorzüglich geschlossene Chorgesang der Sängerinnen (ab und zu mit Jung) prägt den soliden musicalgetönten Charakter der Band. Ein Feuerwerk auf der rhythmischen und perkussiven Gitarre brannte anschließend Michael Diehl ab. Energiegeladen, oft rockig und mit kraftvollem Ausdruck überzeugte er die Zuhörer schnell und ließ es an Variationen nicht fehlen.

Den Sonntag eröffnete Tess Wiley mit einem expressiv überaus anmutigen Auftritt. Völlig manierismenfrei sang sie wunderbar authentisch und mit emotionaler Kraft, doch ohne jede Anstrengung. Ein Glücksfall auch ihr Begleiter Tim Potzas, der auf der elektrischen und Pedal Steel Gitarre musikalisch eine neue Dimension zu Wileys Act hinzufügte und gelegentlich auch noch mühelos Chor sang.

Seine ganz erheblichen Qualitäten stellte dann der Ex-Gießener Sänger und Gitarrist Mark Gillespie unter Beweis. Der ließ seine gereifte Stimme ihre stimmungsvolle Wirkung tun und begleitete sich selbst auf zahlreichen Effektgeräten, Bass spielte vorzüglich sein Weggenosse Peter Herrmann. Das sorgte für einen verblüffend authentischen und höchst passenden Bandsound, den er maßvoll und sehr stilsicher einsetzte. Genau wie seinen wirkungssicheren Charme und seine besonderen Qualitäten als Entertainer.

Den musikalischen Ausklang besorgte Dietrich Faber als "Manni Kreutzer", der in Begleitung von Tess Wiley, Tim Potzas und Herrmann leichtes Spiel mit seiner komödiantischen Performance hatte. Zudem brachte er seinen unverbrauchten sympathischen Ansatz ein und verströmte einfach gute Laune in den sanften Sommerabend.

In seinem Fazit lobte der stellvertretende Vorsitzende des Gleibergvereins, Gerhard Schmidt, die exzellente Zusammenarbeit des Organisationsteams. "Nach sechs ausgefallenen Kulturveranstaltungen" sei es "schön, so ein Kulturwochenende zu veranstalten," sagte Schmidt. "Die Besucher verhielten sich vorbildlich," schloss er zufrieden.