Der dritte Kandidat für die Wahl im kommenden Jahr ist gefunden: Der 43-Jährige Wettenberger tritt bewusst fraktionslos an. Sein Ziel: Gemeinsame Lösungen für die Zukunft finden.
WETTENBERG. Schon seit über zwei Jahren spielt Philipp Nickel mit dem Gedanken, bei der kommenden Bürgermeisterwahl in seiner Heimatgemeinde Wettenberg anzutreten. Nun macht der 43-jährige Wirtschaftsingenieur seine Kandidatur öffentlich - und das bewusst ohne eine Fraktion im Hintergrund. "Ich habe das Gefühl, dass die Politik sehr in ihren Parteigrenzen gefangen ist, dabei geht es doch darum, gemeinsam eine Lösung zu finden", sagt Nickel im Gespräch mit dieser Zeitung.
Gerade in der Kommunalpolitik gehe es oftmals nicht darum, eine Idee zu diskutieren und weiter zu führen, sondern eher um die Frage, wer die Idee ursprünglich hatte. "Dabei müssen wir wieder zurück zur lösungsorientierten Politik, um weiterkommen." Gleichzeitig gebe es aber auch bereits erste lockere Gespräche mit den Grünen und den Freien Wählern. Tiefergehende Kontakte würden aber ohnehin erst Sinn nach der Kommunalwahl im März machen - dann, wenn auch die Kräfteverhältnisse in den Gremien feststehen.
Dann werde es für Nickel auch erst richtig mit dem Wahlkampf losgehen, den er aber eigentlich gar nicht so "martialisch" als solchenbezeichnen will. "Mein Motto ist 'Gemeinsam für Lösungen'. Da kann ich nicht von einem Kampf sprechen."
Langfristige Planungen
In der Kommunalpolitik sei der Diplom-Agraringenieur bisher bewusst "unter dem Radar geblieben", habe sich aber stets seine Meinung zu den Themen gebildet. Ob der Dorfbrunnen in Launsbach, die Bebauung der nördlichen Wiesenstraße in Krofdorf-Gleiberg oder der Hartplatz in Wißmar, die Themen, die im Dorf hochkochen, kenne er. Kundtun wolle er seine Meinung dazu aber erst zu gegebener Zeit. "Einiges wird schon entschieden sein, wenn ich ins Amt kommen sollte. Da bringt es nichts, hinterher seine Meinung zu äußern. Mir ist es wichtig, nach vorne zu blicken."
Denn das ist sein vorderstes Ziel: zukunftsorientierte Politik. Ob für die ältere Generation in der Gemeinde neue Projekte anzubieten, oder jungen Familien beim Traum vom Eigenheim in Wettenberg zu helfen und dies bei Neubaugebieten zu berücksichtigen. Auch das Betreuungsangebot, dass der Vater von drei Kindern, als "wahnsinnig gut" bezeichnet, könnte aber in Zukunft noch flexibler gestaltet werden.
"Wenn man Wettenberg anschaut, dann weiß man, dass in den vergangenen Jahren vieles sehr richtig gemacht wurde. Die Gemeinde steht gut da. Jetzt gilt es, das Erreichte zu halten und gleichzeitig noch zukunftsfähiger zu gestalten."
Einen Auslöser, warum der 43-Jährige jetzt antreten will, gebe es demnach nicht. "Es ist die richtige Zeit." Nach Führungspositionen in weltweit agierenden Unternehmen, habe er selbst mit einem Partner ein Unternehmen gegründet und dabei rund 30 regionale Arbeitsplätze geschaffen. Seit vergangenem Jahr ist er nun geschäftsführender Gesellschafter und kann seine gesamte Energie in die Kommunalpolitik stecken. "Sollte ich Bürgermeister werden, bleibt mein Geschäftspartner weiterhin an Bord und wird die Geschicke des Unternehmens in bekannter Weise weiter führen. Es ist auch gut möglich, dass meine Frau dann mehr Verantwortung übernehmen wird."
Er selbst könne sich vorstellen, bei einem Wahlsieg bis zu seiner Pensionierung im Amt des Bürgermeisters zu bleiben. "Ich trete nicht an, um zu sagen, ich war Bürgermeister. Sondern ich will langfristig die Gemeinde mitgestalten. Da kann man nicht in einer Legislaturperiode denken."
Positiv überrascht ist Nickel über die bisherige Zustimmung über seine Kandidatur. Vor rund einer Woche hatte er dies auf seiner Homapage (www.philipp-nickel-wettenberg.de) öffentlich gemacht. "Viele haben mir gut zugesprochen und meinten, es sei der richtige Schritt. Ich würde einen neuen Wind in das Rathaus bringen und kenne mich gleichzeitig gut mit der Gemeinde aus. Mann kennt mich als Wettenberger und weiß, dass ich immer eine klare Kante zeige. Das alles hat mich bestärkt." Bekannt ist Nickel, der 1977 in der Stadt Lahn geboren wurde und in Krofdorf-Gleiberg aufwuchs, vor allem als erster Vorsitzender der Krofdorf-Gleiberger Fastnachtsfreunde und als Nachwuchstrainer für die Jugendarbeit der FSG Wettenberg. Zudem habe er sich lange Zeit aktiv im RuF Verein Gleiberger Land engagiert und ist Mitglied im TSV Krofdorf-Gleiberg, dem Nabu, dem RSV Teutonia, dem Verein Deutscher Ingenieure sowie in einigen Fördervereinen.
Corona-bedingt wolle er vor allem auf einen digitalen Wahlkampf über seine Social Media Kanäle und Homepage setzen, wobei er sich auch bereits kleinere Überraschungsaktionen überlegt hat. "Vieles ist abhängig davon, ob eher im Juli oder Oktober gewählt wird und was Corona mit sich bringt. Ich bin auf jeden Fall bereit."
Nachdem Amtsinhaber Thomas Brunner (SPD) im September ankündigte nicht mehr für eine dritte Amtszeit zur Verfügung zu stehen, wird Ralf Volgmann für die Sozialdemokraten antreten. Die CDU hatte bereits im April Andreas Heuser ins Rennen geschickt. Zwar ist noch kein Wahltermin bekannt, klar ist aber: Der neue Bürgermeister wird das Amt im Februar 2022 antreten.