
Einige Eidechsenarten gibt es in der Stadt noch, bundesweit sieht es für sie aber nicht sonderlich gut aus. Ein Nabu-Experte gibt einen Einblick.
Rüsselsheim. Es gibt sie noch – Eidechsen in Rüsselsheim. Zauneidechse und Mauereidechse seien die beiden Arten, die in der Landschaft zu beobachten seien, so Nabu-Experte Dieter Baumgardt. In den Waldgebieten sei noch die Waldeidechse heimisch.
Die besondere Schutzwürdigkeit der Reptilien illustriert auch der Umstand, dass es vor Baumaßnahmen immer wieder zu Umsiedlungsaktionen kommt, jüngst etwa an der Bahnlinie am Schönauer Hof. An der Opel-Rennbahn hat Dieter Baumgardt die Tiere auch schon beobachtet.
Viele Reptilienarten sind im Bestand gefährdet
In der 2020 erschienenen Roten Liste der gefährdeten Arten wird ausgeführt, dass Reptilien die Wirbeltiergruppe mit den höchsten Anteilen bestandsgefährdeter Arten und in besonders alarmierender Gefährdungssituation sind.
Für die in ganz Deutschland verbreitete Zauneidechse werde bezüglich des langfristigen Bestandstrends mit einem starken Rückgang gerechnet. Gründe seien der gravierende Landschaftswandel durch Industrialisierung der Landwirtschaft, der Verlust von Saum- und Übergangsbereichen und eine zunehmende Flächenversiegelung. Deshalb werde die Zauneidechse, die von der Deutschen Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde (DGHT) zum Reptil des Jahres 2020/21 gewählt wurde, auf der Vorwarnliste der gefährdeten Arten geführt.
Flurbereinigungen haben es der Mauereidechse schwer gemacht
Anders als die Zauneidechse ist die Mauereidechse ausschließlich in Südwestdeutschland heimisch. Unabhängig von der Einstufung als „selten“ könne die Mauereidechse dort, wo sie vorkommt, mitunter individuenreich vertreten sein, heißt es in der Roten Liste. Weil die großen Flurbereinigungen und die Entfernung vieler Trockenmauern in den Weinanbaugebieten vorüber sind, wird kurzfristig deutschlandweit von stabilen Beständen ausgegangen. Dennoch ist die Mauereidechse in die Rote-Liste-Kategorie „Vorwarnliste“ eingestuft.
Beide Arten, Mauer- und Zauneidechse, sind auch durch die Fauna-, Flora-, Habitatrichtlinie (FFH) streng geschützt, die aber auch außerhalb der FFH-Gebiete eine besondere Fürsorge bedeutet. So dürfen „Lebensstätten“ nicht beschädigt oder zerstört werden. Zudem dürfen diese Arten auch nicht in der Fortpflanzungs- Wanderungs- und Winterruhezeit gestört werden.
„Es ist wichtig, sich um die Arten zu kümmern, die auf der Roten Liste sind“, sagt Dieter Baumgardt zu den Bemühungen der Bauschheimer Umweltinitiative, die in dem Ortsteil ein Habitat für Eidechsen errichten will. Zumal der Schutz von Reptilien und Amphibien erfahrungsgemäß nicht immer einfach zu vermitteln sei. Der Niedlich-Faktor von Hunden, Katzen und Meerschweinchen fehlt diesen Tieren einfach.
Von neuen Lebensräumen profitieren auch andere Arten
Die Neuanlage von Lebensräumen für Eidechsen, die einerseits Insekten, Spinnentiere und Regenwürmer verzehren, andererseits Vögeln, Füchsen oder Wildschweinen als Nahrung dienen, empfiehlt auch die DGHT und beschreibt in ihrer Broschüre auch detailliert, wie das sinnvoll geschehen kann. Profitieren könnten davon nicht nur die Eidechsen, so Dieter Baumgardt. Auch für Heuschrecken und andere Insekten könnten die neu geschaffenen Lebensräume attraktiv sein, ebenso für den Steinschmätzer oder den Wiedehopf.
Den umweltpädagogischen Effekt des Projektes, das auch durch Hinweistafen erläutert werden soll, schätzt Baumgardt aber eher als begrenzt ein. Zumindest wenn das aktive Eintreten für den Naturschutz als Bewertungsmaßstab herangezogen wird. Denn trotz jahrelanger umweltpädagogischer Bemühungen in den Schulen, habe sich in den Mitgliederzahlen und der Mitgliederstruktur der örtlichen Naturschutzverbände kein Effekt feststellen lassen.