Meinung

Kommentar zur Wahl in Bad Camberg: CDU war „an der Reihe“

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Redaktion
Hauptamtsleiter Thomas Ickstadt (vorne) trägt die Ergebnisse vor, die Daniel Rühl (links) und seine Frau Sina sehr freuen. Weiter von links im Bild der CDU-Kreisvorsitzende und Landtagsabgeordnete Andreas Hofmeister, Stadtverordnetenvorsteherin Andrea Reusch-Demel und Ordnungsamtsleiterin/Wahlleiterin Heike Niehörster.

Nach drei Jahrzehnten bekommt die Kurstadt wieder einen CDU-Bürgermeister - und das mit einem äußerst deutlichen Ergebnis.

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VON PETRA HACKERT

Nach drei Jahrzehnten bekommt die Kurstadt wieder einen CDU-Bürgermeister. Stärkste Fraktion waren die Christdemokraten in Bad Camberg die ganze Zeit. Doch nun, nach Gerhard Reitz, Wolfgang Erk und Jens Peter Vogel (alle SPD) wird Daniel Rühl erster Christdemokrat im Rathaus-Chefsessel seit Ernst Enzmann - und das mit einem äußerst deutlichen Ergebnis.

Den Wahlkampf haben sowohl der Kandidat als auch seine Partei sehr engagiert geführt. „Im Hintergrund“ wäre dabei die falsche Wortwahl, denn die CDU hat sich stark eingebracht, sicher auch finanziell. Wahlplakate in einer Größe, die die Region sonst nur von Bundestagswahlen kennt (oder vor sechs Jahren im Brechener Bürgermeisterwahlkampf vom FDP-Kandidaten Tobias Kress genutzt), jede Menge Werbung, professionell erstellte Videos, die die Online-Kanäle bedienten, aber auch sehr intensives Arbeiten bei Gesprächsrunden in allen Ortsteilen, bei Ortsterminen, Haustürbesuchen, das schon seit dem Frühjahr. Daniel Rühl hat sich sehr angestrengt, Kraft und viel Zeit investiert. Unterstützt von einer Partei, die klar gezeigt hat: „Wir wollen gewinnen.“ Dass es so deutlich würde, damit konnte niemand rechnen

Im Hintergrund schwelte dabei noch etwas anderes: Das Gefühl, vor sechs Jahren schon „an der Reihe gewesen“ zu sein. Damals war die CDU ebenfalls mit ihrem Fraktionsvorsitzenden angetreten. Michael Abendroth, viel länger im Amt als Daniel Rühl, für seine engagierte und gute Arbeit bekannt, verlor die Wahl gegen den „Newcomer“ Jens-Peter Vogel. Fast niemand kannte den Stadtrat der SPD. Damals nicht gewonnen zu haben, nagte tief. Die Christdemokraten stellten sich neu auf und sparten in den vergangenen sechs Jahren nicht an Kritik am SPD-Bürgermeister - nicht immer zu Recht, wie sie selbst wissen.

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Zur Arbeit eines Bürgermeisters gehört auch die Aufgabe, Mehrheitsentscheidungen des Magistrats nach außen zu vertreten - auch wenn es nicht die eigene Position ist. Das ist nicht immer dankbar. Daniel Rühl hat es jetzt, mit der signalisierten Unterstützung von CDU und FDP, etwas leichter.

Etwas, denn die Bad Camberger sind es aus der Vergangenheit tatsächlich gewohnt, nicht mit knappen Mehrheiten zu arbeiten. Über die wesentlichen Punkte der Stadtentwicklung herrscht Einigkeit. Das ging auch aus den Antworten der Bürgermeisterkandidaten auf die Fragen dieser Zeitung vor der Wahl hervor.

Jens-Peter Vogel: Er war in den vergangenen Monaten nicht zu beneiden. Als parteiunabhängiger Kandidat angetreten, hat er seinen Wahlkampf im Grunde recht spät gestartet. Werbung in eigener Sache ist nicht sein Ding, sagt er selbst. Er setze darauf, dass man die Arbeit würdigt. Das ist zwar in vielen Bereichen geschehen, nicht aber bei der Wahl.

Denn Klappern gehört zum Handwerk, auch das zeigt diese Wahl. Was hat er in den vergangenen fünfeinhalb Jahren falsch gemacht? Grobe Schnitzer oder Fehler hat ihm niemand unterstellt. Man könne mehr aus Bad Camberg machen - dieser Satz des politischen Gegners wird immer und zu jeder Zeit auf jeden Bürgermeister zutreffen. Vielleicht noch so viel: Bürgermeister-Kollegen schätzen ihn wegen seiner sachlichen, fundierten Arbeitsweise - und weil auf ihn Verlass ist. Das hat bei diesem Wahlkampf nicht genügt.

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Daniel Rühl: Er hat sich im Wahlkampf Positionen zu eigen gemacht, die nicht immer die seiner Fraktion waren (Photovoltaik, Brita, Aufheben des eisernen Spargebots). Das ist gut angekommen, und er hat gut begründet, weshalb es da ein Umdenken gegeben habe. Fest steht: Er ist ein Schaffer, der den Kontakt zu den Bürgern sucht und sich vorgenommen hat, dies auch nach der Wahl intensiv fortzuführen. Und: Betrachtet man die insgesamt kollegiale Arbeitsweise in der Stadtverordnetenversammlung, so hat der ehemalige CDU-Fraktionsvorsitzende nun gute Karten, Bad Cambergs Zukunft weiter zu gestalten.