Alte Kerkerbachtalbrücke bei Beselich wird gesprengt

Dieser Anblick wird ab Mitte Oktober der Vergangenheit angehören: die alte Kerkerbachtalbrücke wird zurückgebaut.

1960 wurde sie gebaut, 2018 durch einen Neubau ersetzt: Die alte Kerkerbachtalbrücke im Zuge der B49 bei Heckholzhausen wird von Mitte Oktober an "zurückgebaut". Sprich: Es knallt.

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BESELICH-HECKHOLZHAUSEN. Die Tage der alten Kerkerbachtalbrücke, die Teil der alten B49 war und direkt an Heckholzhausen vorbeiführte, sind gezählt: Mitte Oktober wird der, wie es im Verwaltungsdeutsch heißt, "Rückbau mittels Sprengabbruch" erfolgen. Im Klartext: Die Brücke wird in rund dreieinhalb Monaten gesprengt. Bei einem Ortstermin gab es kürzlich dazu von Vertretern des Straßen- und Verkehrsmanagements Hessen Mobil, der beteiligten Firmen und der Gemeindeverwaltung Beselich erste Informationen.

Noch immer dauern die Arbeiten zum vierstreifigen Ausbau der B 49 zwischen Limburg und Wetzlar an. Seit Ende 2018 ist der 3,4 Kilometer lange Ausbauabschnitt der B 49 bei Heckholzhausen schon für den Verkehr freigegeben und vierspurig befahrbar. Die Bundesstraße verläuft seitdem bei Heckholzhausen auf einer neuen, weiter vom Ort entfernten Trasse. Die alte Kerkerbachtalbrücke ist Teil der alten Trassenführung der B 49 in diesem Bereich. Neben der Brücke werden auch rund 200 Meter der Fahrbahn des ehemaligen Streckenverlaufs der B 49 zurückgebaut. Die Brücke wurde 1960 errichtet und hat eine Gesamtstützweite von 135 Metern.

Abbruchmaterial wird recycelt und vermarktet

Die Planungsarbeiten für den Rückbau der Brücke durch eine Sprengung waren umfangreich, wie Annett Nusch, Dezernatsleiterin Planung und Bau Westhessen von Hessen Mobil, informierte. Der Überbau und die Pfeiler werden nach der Sprengung mit Hilfe von Abbruchbaggern am Boden weiter zerkleinert, und das Abbruchmaterial wird mit Lkw abtransportiert, recycelt und vermarktet. Die beiden Brückenwiderlager sollen mit Hilfe von Abbruchbaggern abgerissen werden. Auch die Brückenfundamente werden im Nachgang zurückgebaut. Die Straßendämme vor und hinter der Brücke bleiben auf Wunsch der Gemeinde Beselich erhalten.

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Wie Nusch weiter betonte, waren bei der Vorbereitung der Sprengung und Entsorgung der alten Kerkerbachtalbrücke viele Faktoren zu beachten. Eine ursprünglich geplante erste Variante des Abbaus wurde durch die Untere Wasserbehörde allerdings verworfen, wie Lothar Biel, Leiter des Fachdezernats Ingenieurbau Westhessen mit dem Sachgebiet Bauwerksentwurf Westhessen, berichtete. Angedacht war, den Kerkerbach an der entsprechenden Stelle der Brücke mit vielen kleinen Rohren in die Erde zu verlegen. Viele kleine Rohre deshalb, weil man damit verhindern wollte, dass ein großes Rohr womöglich verstopft wird. Die Wasserbehörde sah darin jedoch die Gefahr, dass bei aufkommendem Starkregen massive Probleme entstehen könnten, weil das Wasser nicht genug Ablauf-Möglichkeiten haben könnte.

Deshalb musste eine neue Abbruchvariante gefunden werden. Um zu vermeiden, dass der Bach durch die Sprengarbeiten zerdrückt wird, soll nun über die gesamte Fläche ein riesiges "Stahlbett" gebaut werden, in das die gesprengte Masse reinfallen wird. "Da werden dann unter anderem Tausender-Stahlträger verwandt. Die bekommst du nicht an jeder Ecke zu kaufen", stellte Stefan Dienst, projektverantwortlicher Bauleiter von Hessen Mobil, fest. Anfang August beginnen die Vorbereitungen zu diesem spektakulären Projekt, dessen Kosten sich auf rund 1,3 Mio Euro belaufen werden. Ab diesem Zeitpunkt wird die Straße zwischen Schupbach und Heckholzhausen für längere Zeit, mindestens jedoch wohl bis Jahresende, vollständig gesperrt. Erste Arbeiten konnten schon durchgeführt werden, unter anderem der Bau einer kleinen Behelfsbrücke über den Kerkerbach, um schon einiges abtransportieren zu können, informierte Dienst weiter.

Informationsveranstaltung für die Bürger am 24. Juli

Auf 40-jährige Erfahrung kann Sprengmeister Michael Schneider von der Firma Richard Liesegang aus Hürth bei Köln zurückblicken. Er ist verantwortlich für die Sprengung der Kerkerbachtalbrücke. "Ich freue mich auf diese erneute Herausforderung und bin zuversichtlich, dass alles nach Plan verlaufen wird", so Schneider. Ein Maschendrahtzaun, der an den entsprechenden Sprengstellen angebracht wird, soll verhindern, "dass kleine oder gar große Brocken in der Umwelt herumfliegen". Zudem wird die Gegend um die Brücke in einem Radius von mindestens 300 Metern vollständig gesperrt und evakuiert werden, und es wird bei der Sprengung genauestens darauf geachtet, dass sich niemand im Gefahrenbereich befindet. Das heißt: Menschen, die in Häusern oder Wohnungen im potenziellen Gefahrenbereich wohnen, müssen ihr Haus oder ihre Wohnung rechtzeitig vor der Sprengung verlassen.

Die Firma Bonhard-Abbruchtechnik aus Biebergemünd-Bieber hat nach der Ausschreibung den Auftrag erhalten, die gesprengte Brücke zu entsorgen und zu recyceln. Wie Andreas Ott, Leiter des Bauamtes der Gemeindeverwaltung Beselich, betonte, handelt "es sich dabei um heutzutage wertvolle Materialien, die wieder verwendet werden können." Das sei auch ein wichtiger Betrag zum Umweltschutz.

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Wie Beselichs Bürgermeister Michael Franz (CDU) informierte, wird es am Montag, 24. Juli, ab 18 Uhr eine Informationsveranstaltung im Bürgerhaus von Heckholzhausen geben, bei der ausführlich auf das gesamte Vorhaben eingegangen wird und Bürger auch die Gelegenheit haben, zu dem Sprengprojekt Fragen zu stellen.