Zittern vor dem großen Landesfinale

Während der Vorbereitung auf das Landesfinale in Korbach üben die Obertiefenbacher Wehrleute nach Kräften. Fotos: Margit Bach

Obertiefenbacher Feuerwehr bereitet sich auf die den Landesentscheid der Hessischen Feuerwehrleistungsübungen am Sonntag in Korbach vor.

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BESELICH-OBERTIEFENBACH. Ab welcher Temperatur beginnen Zementzuschlagstoffe, sich im Beton aufzulösen? Mit welcher Ausstattung sind die unterschiedlichen Feuerwehrfahrzeuge beladen? Auf die erste Frage lautet die Antwort nicht 150 oder 1000 sonder 450 Grad. Und auf die zweite Frage kann auch fast jeder Feuerwehraktive richtige Antworten liefern. Denn unsere Feuerwehrleute sind nicht nur rund um die Uhr für Notfälle wie Brandbekämpfung, Lebensrettung oder Unwettereinsätze einsatzbereit, nein, sie bilden sich auch ständig theoretisch (und auch praktisch) weiter.

Während der Vorbereitung auf das Landesfinale in Korbach üben die Obertiefenbacher Wehrleute nach Kräften. Fotos: Margit Bach
Der Aufbau einer Wasserleitung ist eine der praktischen Übungen.

Derzeit nimmt schon mal in Obertiefenbach so mancher Aktive ein Buch zum Lernen mit ins Bett. Denn am Sonntag geht es zu den Hessischen Feuerwehrleistungsübungen nach Korbach. Und auch die Jugendfeuerwehr hat sich für den dortigen Jugendfeuerwehr-Wettbewerb auf Landesebene qualifiziert. Am Sonntag wird sich um fünf Uhr früh eine große Kolonne mit kleinen und großen Feuerwehrleuten samt Anhang auf den Weg nach Korbach machen wird.

"Alle hessischen Teams, die in Korbach antreten, erbringen bei den praktischen Übungen top Leistungen", schildert Pressewart und aktiver Feuerwehrmann Marc Schäfer beim Besuch bei einer der letzten Übungen vor dem großen Tag "Da wird die Entscheidung vermutlich beim theoretischen Teil mit seinen 15 Fragen fallen." Als Übungsgelände hat die Gemeinde den Frauen und Männern ihren Bauhof zur Verfügung gestellt, dort ist reichlich Platz für die nötigen Aufbauten - eine hohe Leiter, ein Metalltunnel und Ziele zum Löschen mit Wasserstrahl sind vorhanden. Und alle sind sie mit "Feuer und Flamme" bei den Vorbereitungen und Übungen dabei. Denn im Mai, als zwei Mannschaften beim Kreisentscheid den ersten und zweiten Platz belegten und im Juli beim Bezirkswettkampf in Grünberg bei Gießen den zweiten und dritten Platz erreichten - und somit die Qualifikation für den Landesentscheid geschafft hatten - ist der Ehrgeiz ganz besonders angestachelt.

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Die erste Mannschaft aus Obertiefenbach besteht ausschließlich aus Mitgliedern der dortigen Feuerwehr - auch vier Frauen gehören dazu. Die zweite Mannschaft erfährt Unterstützung durch zwei Kameraden aus Beselich: Aus Schupbach und Heckholzhausen ist jeweils ein Feuerwehrmann dabei.

Vor jedem Wettkampf heißt es, acht Wochen lang zweimal in der Woche die speziellen praktischen Übungen zu trainieren: Bei einem angenommenen Hausbrand gilt es, durch einen Tunnel zu kriechen, dann den Brand zu löschen und eine ohnmächtige Person (in Form einer Puppe) zu retten und durch den Tunnel nach draußen zu bringen. Bei der zweiten Übung wird eine Leiter zu einem Gestell getragen, dort angelegt, und dann wird von oben mit einem Schlauch ein Brand gelöscht. Eine Simulation, die das Verhindern eines Übergreifens des Feuers auf andere Gebäude darstellt. Parallel dazu müssen die korrekten Funksprüche zum Einsatzleiter und zur Leitstelle abgegeben werden. Wenn alles erledigt ist, gilt es noch, vier feuerwehrspezifische Knoten anzulegen. Schiedsrichterteams bewerten die Übungen und Fehler ergeben Minuspunkte.

Zusätzlich zu diesen Wettkampfvorbereitungen, zu denen im normalen Leben eines Feuerwehrmanns oder einer Feuerwehrfrau auch noch theoretische Unterrichtseinheiten zählen, kommen noch die Feuerwehr-Übungs- und Einsatzdienste dazu. Da ist es schön, wenn noch mehr aus der Familie dabei sind: Georg Gräf freut sich, dass Sohn Niklas ebenfalls aktiver Feuerwehrmann ist, und Marc Schäfer, dass Tochter Lena zu den Aktiven gehört.

Seit 1960 ist die Wehr bei Leistungsübungen dabei

"Was bedeutet es für Euch, bei den Leistungsübungen mitzumachen?" Antwort: "Jedes aktive Feuerwehrmitglied muss eine ganze Reihe von praktischen und theoretischen Lehrgängen absolvieren, dafür sind die Leistungsübungen eine hervorragende Vorbereitung", so Daniel Krankenhagen. Zusätzlich stärke das den Teamgeist, fügt er hinzu. "Mir gibt das eine gewisse Bestätigung, wenn ich merke, dass unsere Teams erfolgreich sind", sagt Tim Ebeling. Und der Ablauf bei Wettkämpfen sei umso harmonischer, je besser er geübt worden sei. Gemeindebrandinspektor Christoph Retagne hebt die Geselligkeit, den Teamgeist und den anschließenden "entspannenden" Gedankenaustausch hervor. Und er sagt: "Das Messen im Wettkampf mit anderen Feuerwehren wirkt auch sehr motivierend".

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Die Feuerwehr Obertiefenbach hat erstmals 1960 an den Kreisleistungsübungen des Oberlahnkreises teilgenommen. Seit 1977 sind die Aktiven regelmäßig mit zwei Gruppen und seit 1983 oft auch mit drei Gruppen - darunter eine Frauengruppe - und 1986 sogar mit vier Löschgruppen dabei. Das war damals hessenweit einmalig.

Am heutigen Freitag steht noch die Vorbereitung der Gerätschaften, eventuell noch eine letzte Übung und das "Klar-Schiff-Machen" der Feuerwehrfahrzeuge, mit denen die Frauen, Männer und Jugendlichen nach Korbach fahren, auf dem Plan.