Die närrischen Vereine im Landkreis Limburg-Weilburg erwarten und erhoffen sich eine „normale“ Kampagne in diesem Jahr.
Limburg-Weilburg. Die Fastnacht 2020 war noch wie jede andere vorher. Doch dann kam Corona richtig – und der Karneval fiel zwei Kampagnen lang fast vollständig ins Wasser. Die Narren versuchten es online und mit einigen anderen Aktionen – doch das war natürlich nicht das Gleiche. Für 2022/2023 – am heutigen 11. 11. ist Auftakt – sind aber nun alle optimistisch, auch wieder richtige Sitzungen und Umzüge veranstalten zu können. Wir haben uns bei Vereinen in der Region dazu umgehört.
Der Kampagnenstart am 11.11. fällt in der Karnevalshochburg Merenberg traditionell eher verhalten aus, berichtet Bürgermeister Oliver Jung (SPD), der seit vielen Jahren an der Spitze des Elferrats in Barig-Selbenhausen steht und dort unter anderem die Leitung der Faschingssitzungen übernimmt. Angesichts eines zeitgleich stattfindenden Martinsumzugs hätten die Narren in den Merenberger Ortsteilen auch diesmal keine größeren Veranstaltungen geplant.
Doch danach soll die Kampagne 2022/23 langsam Fahrt aufnehmen. Trotz der noch nicht ganz durchstandenen Pandemie soll in Merenberg möglichst wieder wie vor Corona gefeiert werden. Darauf würden sich die mehr als 150 jungen und älteren Aktiven in Barig-Selbenhausen, Reichenborn und Merenberg mit ihren Elferräten vorbereiten.
Einige Traditionsnummern sind aber weggebrochen
„Wir sind froh, dass wir unsere Kampagne wieder so abhalten können, wie wir es gewohnt sind – wenn uns Corona nicht doch noch einen Strich durch die Rechnung macht. Aber davon gehen wir jetzt mal nicht aus“, sagt Jung. Je länger die Zwangspause dauert, desto schwieriger sei es, die Tradition am Leben zu erhalten und die Aktiven wieder zu motivieren. „Es wird immer schwieriger, die Leute beisammen zu bekommen“, betont der leidenschaftliche Fastnachter auf dem Bürgermeistersessel.
Es sei gelungen, wieder attraktive Programm zusammenzustellen, einige Traditionsnummern seien aber weggebrochen. Auch deshalb wollen die Karnevalisten noch intensiver zusammenarbeiten, sagt Oliver Jung und kündigt an: „Reichenborn, Merenberg und Barig werden da dieses Jahr enger zusammenrücken.“
Die Großfastnacht des Carnveal Vereins Bad Camberg ist etwas Besonderes: Ein Zug mit großen Wagen, der gleich zweimal durch die Stadt fährt (Fastnachtssonntag und Rosenmontag), damit sich der riesige Aufwand lohnt. Viel mehr Programm als sonst, ein neuer Prinz und eine neue Cambergia. Das gibt es nur alle fünf Jahre, und die Bad Camberger waren schon vergangenes Jahr bereit. Aber Corona hat das meiste verhindert; kein Zug, keine Kappensitzungen – alles ganz anders. Aber die Proklamation hat funktioniert. Seitdem arbeiten der CVC, seine Hoheit Prinz Markus I. und Ihre Lieblichkeit Cambergia Katharina I. mit Hochdruck daran, dass dieses Jahr alles klappt. Und: Sie sind sehr erleichtert, dass bis jetzt alles gut aussieht. „Ab sofort können sich alle für den Umzug an Großfassenacht 2023 anmelden“, machen die beiden Werbung. Das geht auf der Homepage. CVC-Präsident Martin Schütz und sein Team werfen alles in die Waagschale und freuen sich schon jetzt, dass am 11.11. um 11.11 Uhr auf dem Bad Camberger Marktplatz die Kampagne „Großfastnacht + 1“ eröffnet wird.
Auch der älteste Karnevalsverein der Kreisstadt, der Rauchclub Limburg, freut sich darüber, seine Sitzungen wieder live für alle zu feiern. Als direkte Folge der Pandemie hat man sich für eine großzügigere Saalbestuhlung entschieden, was die Ansteckungsgefahr reduzieren soll.
„Statt 200 Zuschauer pro Veranstaltung wie vor der Pandemie werden es in den insgesamt sechs Kappensitzungen im nächsten Jahr jeweils 150 Zuschauer sein“, teilt Rauchclub-Präsident Peter Meurer mit. Noch keine Gedanken gemacht habe sich der Rauchclub, was eine gesetzlich angeordnete Maskenpflicht in Innenräumen für Auswirkungen auf die eigenen Veranstaltungen haben könnte.
Zumindest im vergangenen Jahr habe sich beim Rauchclub niemand eine Kappensitzung mit Maske vorstellen können, weil die Interaktion mit den jeweiligen Gesichtern sehr wichtig sei. Alternativ wäre zwar wieder eine aufgezeichnete Sitzung möglich, die dann im Internet zu sehen wäre – aber ob das im Notfall wieder so gemacht werde, stehe noch nicht fest.
Der Präsident der „Blauen Funker“ in Limburg, Manfred Thomé, kann sich eine Kappensitzung mit Maskenpflicht ebenso wenig vorstellen wie Schunkeln auf Abstand. Der Limburger Carnevalsverein habe ebenfalls die Zahl der Zuschauer pro Veranstaltung im Saal von 200 auf 180 reduziert, setzt nach eigenen Angaben auf eine sehr gute Lüftungsanlage im Funker-Heim und auf die Eigenverantwortung der Narren. „Man sollte es den Menschen selbst überlassen, wie sie Karneval feiern wollen“, sagt er.
Maskenpflicht in Innenräumen?
Wobei die „Blauen Funker“ vollstes Verständnis dafür hätten, wenn jemand in dieser Saison wegen Corona noch nicht an einer Kappensitzung teilnehmen wolle. Eine Maskenpflicht in Innenräumen sei nicht nachvollziehbar angesichts ausverkaufter Fußballstadien, wo dicht gedrängt gerufen, gesungen und gepfiffen werde. Die Pandemie habe ein Stück weit ihren Schrecken verloren. Und sollte wegen der Pandemie Karneval zum dritten Mal in Folge abgesagt werden müssen, sehe es für die betroffenen Vereine düster aus. „Dann wird es sehr schwer für uns, Aktive noch zu begeistern, Kappensitzungen vorzubereiten“, sagt er.
Auch der Elferrat der Karnevalsgesellschaft Hadamar hat seine Pläne für die bevorstehende Fastnachtskampagne festgezurrt. Im Mittelpunkt stehen die Kappensitzung und der Kindermaskenball einen Tag später sowie die Straßenfastnacht.
Neben dem großen Dreierbundsumzug in Limburg wollen sich die Hadamarer Jecken mit Wagen und Fußtruppe am Umzug in Langendernbach beteiligen und an der Schlossstürmung in Diez. „Wir gehen nach langer Pause mit viel Vorfreude in die Session und rechnen fest mit der Durchführung unserer Sitzungen“, sagt Christian Piroth von der Karnevalsgesellschaft. Er gehe davon aus, ohne Einschränkungen durch die fünfte Jahreszeit zu kommen.
Fast alle Aktiven sind treu geblieben
Die Herausforderung bestehe eher darin, „alle Ideen, die sich in den vergangenen beiden Jahren angesammelt haben, unterzubringen“. Trotz der coronabedingten Pause seien der KG fast alle Aktiven treu geblieben, allen voran das Tanzcorps mit über 100 Tänzerinnen und Tänzern.
„Nach schwierigen Zeiten wollen wir ganz einfach nur Fastnacht wieder gebührend feiern“, sagt Nico Eilers, der neue Vorsitzende des Langendernbacher Carnevalvereins (LCV). Man habe ausführlich darüber diskutiert, ob man den für 2023 geplanten Umzug stattfinden lassen soll und nach langem Für und Wider dafür gestimmt. Mit dabei sein wird die amtierende Prinzessin Antonia I. mit ihrem Hofstaat. Wegen der Corona-Pandemie habe man sich in den zurückliegenden zwei Jahren nicht auf die Suche nach einer Nachfolge gemacht. Daher habe sich Antonia Heep bereit erklärt, ihr Amt auch in dieser Kampagne auszuführen.
Sorge derzeit eher gering
Beim Kulturverein Runkel werde im kommenden Jahr die Fastnacht voraussichtlich so wie vor der Corona-Pandemie gefeiert, sagt Sitzungspräsident und Hofmarschall René Langrock. Die Veranstalter bereiten derzeit eine Kappensitzung, die Frauen- sowie Kinderfastnacht und auch den Rosenmontagsumzug vor. „Wir suchen noch nach weiteren Darstellern und Gruppen“, so Langrock.
Sollten die Corona-Zahlen über den Winter hinweg ansteigen, bestehe die Möglichkeit, die Stühle in der Stadthalle mit größeren Abständen aufzustellen, sodass eine Ansteckungsgefahr während der Indoor-Veranstaltungen verringert werde. „Darüber hinaus stellen wir auch Desinfektionsspender auf“, so der Sitzungspräsident. Die Sorge aufgrund der Pandemie sei aber aktuell recht gering. „Wir gehen davon aus, dass alle Events wie geplant stattfinden können. Die Höhepunkte der Kampagne sind sicherlich erneut der Umzug und die Frauenfastnacht.“
Die Vorbereitungen des Narrenclubs Wirbelau, einer Fastnachtshochburg, laufen derzeit für die närrische Jahreszeit auf Hochtouren. Anfang des kommenden Jahres stehen zwei Kappensitzungen, eine Kindersitzung sowie der Umzug am Fastnachtsdienstag mit anschließender Party im Dorfgemeinschaftshaus auf dem Programm. „Spezielle Maßnahmen wegen der Pandemie sind momentan nicht vorgesehen“, berichtet Petra Bender, Kassiererin des Narrenclubs Wirbelau.
Corona-Test-Station vorm Dorfgemeinschaftshaus
Wenn alles nach Plan läuft, können während jeder Sitzung bis zu 280 Narren die Büttenreden, Sketche und Tänze erleben. „Sollten sich die Inzidenzen allerdings erhöhen, werden wir reagieren und die Hallenkapazität für die Veranstaltungen verringern“, sagt Bender. Außerdem bestehe dann auch die Möglichkeit, eine Corona-Test-Station vor dem Dorfgemeinschaftshaus zu errichten.
Der Narrenclub möchte übrigens weitere Anreize schaffen, damit möglichst viele Menschen beim kommenden Umzug mitmachen. So will man beispielsweise das sogenannte Wagenbau-Geld erhöhen. Es handelt sich dabei um eine finanzielle Unterstützung des Vereins für alle Teilnehmer des Umzugs, die auf eigene Kosten einen neuen Fastnachtswagen entwerfen wollen. „Während der Hochphase der Pandemie hat etwas gefehlt. Fastnacht ist nämlich wichtig für unser Dorf“, sagt Bender. Deshalb sei sie froh darüber, dass im kommenden Jahr wohl wieder viele Veranstaltungen durchgeführt werden können.
„Es gibt dann auch keinen Plan B“
Insgesamt sechs große Events will die Fastnachtsgemeinschaft Obertiefenbach während der kommenden Kampagne ausrichten. Dazu gehören mehrere bunte Abende mit Programm, eine Frauen- sowie Kinderfastnacht und der Umzug am Fastnachtssonntag. „Darüber hinaus stehen 20 bis 22 weitere Termine an, während denen die Garde und die Prinzessin in Erscheinung treten“, berichtet Michael Keßler, stellvertretender Vorsitzender und Gardehauptmann der Fastnachtsgemeinschaft.
Es handele sich dabei unter anderem um den Rathaussturm, die Besuche in Schulen, Kindergärten und Seniorenheimen sowie um den Kreppel-Verkauf in einer Bäckerei. „Wenn sich die Corona-Pandemie aber erneut verschärft, werden einige Veranstaltungen ausfallen. Es gibt dann auch keinen Plan B“, so Keßler. Das betreffe beispielsweise die Kinderfastnacht. „Wir wollen die Events nicht um jeden Preis durchführen.“
Termine im Freien, wie der Rathaussturm und der Umzug, sollen hingegen definitiv stattfinden. Die Fastnacht habe laut dem Gardehauptmann in Obertiefenbach einen hohen Stellenwert. „Fast alle Vereine sind involviert und das Dorf freut sich auf ein buntes Miteinander.“
Von ve/abv/dick/goe/pp/tob