An der A3 fehlen zwischen dem Autobahndreieck Dernbach und dem Autobahnkreuz Wiesbaden seit Jahren 450 Brummi-Stellplätze. Mögliche Lösungen für das Problem sind umstritten.
Limburg-Weilburg. Neue Autobahnraststätten können sehr unbeliebt sein. Die Sorge vor Lärm, grellem Licht in der Nacht und Prostitution sind dann um ein Vielfaches größer als die Empathie für Menschen, die mit ihren Lkw (auch die selbst angeforderten) Waren transportieren sollen und ihre Ruhezeiten einhalten müssen, aber schon sehr lange nicht mehr wissen, wo sie denn noch parken sollen.
Allein 450 dieser Lkw-Stellplätze fehlen nach Angaben der Autobahn GmbH mit Sitz in Montabaur an der A 3 zwischen dem Autobahndreieck Dernbach in Rheinland-Pfalz und dem Autobahnkreuz Wiesbaden in Hessen. Geschaffen werden sollen diese zusätzlichen Parkflächen im Landkreis Limburg-Weilburg, und zwar an den drei bestehenden Standorten – den Tank- und Rastanlagen Bad Camberg Ost und West sowie Limburg Ost – plus dem Neubau einer Rastanlage auf Elzer Gemarkung an der A 3 in Richtung Frankfurt.
Für die Stadt Limburg gibt es dabei schlechte Nachrichten: Denn der Plan, eine komplett neue Rastanlage Limburg in Höhe des ICE-Gebiets direkt an der A 3 zu bauen, ist nach Angaben der DEGES in Düsseldorf noch immer nicht ganz vom Tisch, auch wenn es nicht die höchste Priorität genießt. Die Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und -bau GmbH (DEGES) ist für die Erweiterung der Rastanlagen zuständig.
Solarpark verhindert offenbar große Lösung
Doch der Reihe nach: Ob es so weit kommt - die Stadt Limburg ist strikt gegen einen Neubau einer Rastanlage in Höhe des ICE-Gebiets - hängt wesentlich davon ab, in welchem Maße der alte Standort, die Rastanlage Limburg Ost, erweitert werden kann. Nach Informationen dieser Zeitung gibt es für diese Erweiterung verschiedene Szenarien: Im Idealfall könnten dort maximal rund 160 zusätzliche Lkw-Stellplätze geschaffen werden. Das setzt aber das Einverständnis eines benachbarten Unternehmens voraus, das sich von den dafür benötigten Flächen trennen müsste, es derzeit aber nicht will.
Daran scheitert bislang auch die 1-b-Lösung mit rund 125 zusätzlichen Lkw-Parkplätzen an der bestehenden Rastanlage Limburg. Die kleine Lösung, die sofort umsetzbar wäre, kommt auf nur knapp 60 neue Stellplätze. Es gibt auch eine Variante mit immerhin knapp 90 Stellplätzen, was allerdings den Bau eines elektronischen Anzeigesystems voraussetzt, das den Lkw-Fahrern noch freie Parkplätze anzeigt.
Um die große Lösung an der Limburger Raststätte zu erreichen, müsste mit Tetra Pak eine Einigung erzielt werden. Nach Informationen dieser Zeitung will das Unternehmen auf der dafür erforderlichen Fläche einen Solarpark für die eigene Stromversorgung errichten; ein Bauantrag soll der Stadt vorliegen.
Sollte nur eine kleine Erweiterung möglich sein, plant die DEGES den Bau einer Park-&-WC-Anlage auf Limburger Gemarkung an der A 3, etwa in Höhe des Obi-Baumarkts im ICE-Gebiet. Das teilt auf Anfrage dieser Zeitung DEGES-Projektleiter Ghaddanfar Najajra in Düsseldorf mit.
Plan A ist nach seinen Angaben eine große Erweiterung der bestehenden Limburger Rastanlage. Sollte es dazu nicht kommen können, solle Plan B greifen mit einem zusätzlichen Stellplatz für Lkw (und Pkw) plus WC an der A 3 in Höhe von Obi.
Alternativ bleibe jedoch weiterhin Plan C, der auf noch heftigeren Widerstand der Stadt Limburg stößt - und zwar der Neubau einer Limburger Raststätte auf dem unbebauten Streifen in Höhe des ICE-Gebiets zwischen der A 3, der B 8 und der ICE-Strecke.
In der Vergangenheit wurde die Stadt nicht müde, der DEGES mitzuteilen, dass nach einem Grundsatzbeschluss der Limburger Stadtverordneten 2012 eine mögliche Rastanlage an diesem Standort strikt abgelehnt wird. Die Stadt möchte diese Fläche lieber für ein Gewerbegebiet nutzen. Aber die DEGES ist wegen der grundsätzlichen Eignung dieser Fläche davon überzeugt, falls erforderlich, entweder den neuen Lkw-Stellplatz oder den Neubau einer Rastanlage durchsetzen zu können.
Auch die beiden Bad Camberger Autobahnraststätten sollen erweitert werden, um mehr Lkw-Parkplätze zu schaffen. In Richtung Köln soll es nach Najajras Angaben von der DEGES zusätzlich rund 40 Stellplätze geben, in Richtung Frankfurt ein Plus von rund 100 Lkw-Parkplätzen, und zwar jeweils bis zum Jahr 2027.
Der gerade abgeschlossene Neubau der Rastanlage Bad Camberg Ost war aus seiner Sicht ein zwingender Schritt, um zusätzliche Flächen dafür zu gewinnen. Da der Planungsaufwand für Stellplätze enorm sei, auch, weil für Bad Camberg Ost zusätzliche Grünflächen benötigt würden, lasse sich das Vorhaben aber nicht schneller umsetzen. Daher konnte demnach auch nicht parallel an Parkplätzen und Rastanlage gebaut werden, obwohl die gesamten Flächen während des Baus für mehrere Monate gesperrt waren.
Raststätte „Elzer Berg“: Lösung zeichnet sich ab
Beim geplanten Neubau der Autobahnraststätte „Elzer Berg“ zeichnet sich unterdessen eine Lösung ab. Sie soll die schon vor vielen Jahren weggefallene Tank- und Rastanlage Limburg West (Richtung Frankfurt) ersetzen, die aufgrund des Neubaus der Limburger Autobahnbrücke und einer dadurch bedingten Verschwenkung der Fahrbahn weichen musste. „Für den Ersatzstandort der Tank- und Rastanlage Limburg West bei Elz wird derzeit eine reduzierte Variante, rein auf den Flächen des Landes Hessen, präferiert“, teilt Stefan Hodes, Sprecher der Autobahn GmbH in Wiesbaden auf Anfrage mit.
Hintergrund ist der anhaltende Widerstand aus der Gemeinde Görgeshausen. Die rheinland-pfälzische Kommune wehrt sich gegen eine Raststätte vor der eigenen Haustür – wegen des Lärms, des grellen Lichts und der Prostituierten. Ursprünglich wäre ein kleiner Teil von deren Gemarkung für eine Autobahnraststätte „Elzer Berg“ gebraucht worden. Das ist nun nicht mehr der Fall.
Trotzdem ist der Elzer Bürgermeister Horst Kaiser (CDU) genervt. „Seit zehn Jahren wird darüber geredet“, sagt er, „und meine Geduld und auch die der Elzer Mandatsträger ist hier langsam erschöpft.“ Die Gemeinde sei auch angesichts der Park-Not der Lkw-Fahrer für eine Autobahnraststätte an diesem Standort, könne die dafür vorgesehene Fläche aber auch für Gewerbeansiedlungen vermarkten – entsprechende Anfragen gebe es bereits.
Derzeit findet nach Kaisers Angaben vom Gutachterausschuss eine Neubewertung der für die Raststätte „Elzer Berg“ vorgesehenen Fläche vor. Die Botschaft aus Elz ist deutlich: Für zu wenig Geld verkaufen wird die Gemeinde das Gelände an den Bund sicher nicht, zumal die Gewerbesteuereinnahmen durch eine Raststätte gering sind. Kaiser macht nun Druck: „Innerhalb von sechs Monaten muss es eine Entscheidung geben“, sagt er.
Von Stefan Dickmann