Hunderte Sternschnuppen am Himmel über Mittelhessen

Am Wochenende geht es heiß her am Himmelszelt. Hunderte von Sternschnuppen sind zu sehen - bei gutem Wetter. Foto: Marcus Führer dpa
© Marcus Führer/dpa

Am Wochenende sind zahlreiche „Perseiden“ in kürzester Zeit zu sehen – sofern das Wetter mitspielt. Ein Hobbyastronom der Limburger Sternwarte erklärt das Spektakel und gibt Tipps.

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Limburg-Weilburg.Peter Remmel wird sich an diesem Wochenende etwa zu trinken mit auf seine Terrasse nehmen. Er wird sich einen Liegestuhl zurechtrücken. Und dann wird er in den Himmel gucken. Stundenlang. In der Erwartung, dass alle zwei bis drei Minuten Sternschnuppen an ihm vorbeiziehen. Denn an diesen Abenden ist richtig Action am Himmelszelt. Wie jedes Jahr um diese Zeit, und doch immer wieder fantastisch neu. Jetzt wartet der Hobbyastronom der Limburger Sternwarte nur noch auf eines: deutlich besseres Wetter und klare Sicht.

Remmel war lange Jahre Vorsitzender des Sternwartenvereins, kennt sich mit Sternen bestens aus und fotografiert gern, was am Himmel alles passiert. „Die Blickrichtung sollte der Nordosten sein“, rät er. „Richtung Sternbild Perseus – ist unter der Cassiopeia.“ Aha, das muss der Amateur sich erst einmal auf einer Karte anschauen. „Der Abend kann – sofern das Wetter mitspielt – ein tolles Erlebnis werden für Jung und Alt.“

Sterngucker sollten genug Wünsche parat haben

Remmel legt die Latte hoch: Durchschnittlich 100 Sternschnuppen müsste man sehen können und das mit dem bloßen Auge. „100 Sternschnuppen sind ein theoretischer Wert, aber ein aufmerksamer Beobachter sollte schon etwa 20 Sternschnuppen pro Stunde beobachten können. Also: Gerne auch mal ein paar mehr Wünsche parat haben“, empfiehlt Remmel. Augenzwinkernd. Sein Tipp für Fotografen: Langzeitbelichtung – 20 bis 30 Sekunden – an, und dann einfach geduldig auf die Lauer legen. Er selbst hat in Kirberg schon sehr schöne Motive gemacht.

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Die Limburger Sternwarte bietet in diesem Jahr kein Treffen an, zumal auch der Einfluss von Lichtquellen in der Stadt eher störend ist. Wer mehr über die Sternschnuppen erfahren möchte, dem steht die Volkssternwarte in Burgsolms offen (siehe Infobox oben).

Wunderschöne Aufnahmen haben die Freunde der Limburger Sternwarte bei ihren Beobachtungen gemacht
Wunderschöne Aufnahmen haben die Freunde der Limburger Sternwarte bei ihren Beobachtungen gemacht
© Sternwarte Limburg

Die Astronomie ist eine Wissenschaft für sich – und die Sternschnuppen sind es natürlich auch. „Perseiden“ heißen sie im Fachjargon. Das ist der jährlich auftretende Meteorstrom, der im August (Maximum am 12. bis 13. August) sichtbar ist. Alle Jahre wieder dasselbe Schauspiel: Während dieses Zeitraums kann man am Himmel zahlreiche Meteore beobachten, die scheinbar strahlenförmig aus dem Sternbild Perseus herauskommen. „Daher der Name“, erklärt Remmel. „Die Perseiden entstehen, wenn die Erde die Staub- und Gesteinspartikel durchquert, die vom Kometen 109P/Swift-Tuttle – er kreuzt alle 133 Jahre die Erdbahn – hinterlassen wurden, wenn dieser in Sonnennähe kommt. Wenn diese Partikel in die Erdatmosphäre eintreten, erzeugen sie helle Streifen am Himmel, die als Meteore oder ,Sternschnuppen’ sichtbar sind.“

Astronomie – eine Wissenschaft für sich

Für Remmel gelten die Perseiden als einer der beeindruckendsten Meteorströme des Jahres, da sie in der Regel viele helle und leuchtende Meteore erzeugen.

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Und noch mehr Wissenschaft: „Die Staubteilchen der Perseiden-Sternschnuppen sind in etwa ein Millimeter bis ein Zentimeter groß und treffen mit etwa 200.000 Kilometern pro Stunde in 80 Kilometer bis 130 Kilometer Höhe auf die Atmosphäre und bringen die Luftmoleküle zum Leuchten. Selber verdampfen sie dabei und die Reste fallen als Staub auf die Erde.“ Beim Verdampfen entstehen über 2000 Grad Celsius. Das ist jetzt erst einmal weit, weit weg. Und irgendwie muss das Ganze natürlich nicht nur mit Wünschen zu tun haben, sondern auch mit unserem Alltag.

Laut Limburger Hobbymeteorologe sind Meteore keine Seltenheit

Auch da hat Remmel eine Erklärung parat. „Übrigens fallen täglich zehn Milliarden Meteore und Meteoriten aus dem Weltall mit einer Gesamtmasse von zehn bis 150 Tonnen in die Atmosphäre der Erde. Jetzt wissen Sie, woher der Staub auf Ihren Möbeln kommt.“

Wer an diesem Wochenende keine Zeit für Himmelsbeobachtungen hat, für den hat Remmel weitere Sternschnuppenströme parat. Allerdings zu etwas anderen und unangenehmeren Jahreszeiten. Die Geminiden zum Beispiel: Dieser Meteorstrom ist im Dezember aktiv. Oder die Quadrantiden: Dieser Meteorstrom findet Anfang Januar statt und wird vermutlich von den Überresten des Asteroiden 2003 EH1 verursacht. Remmels Aufzählung geht bis zu Punkt neun. Seine Begeisterung für das Fach sicher noch darüber hinaus.