In Limburg-Weilburg läuft Hilfe für Erdbeben-Opfer an

Den ganzen Vormittag wurden gestern die Spenden für die Erdbebenopfer in der Türkei auf dem Gelände der Firma IBR in Frickhofen abgegeben und  wo über 20 Helferinnen und Helfer dabei waren diese umzupacken.
© Klaus-Dieter Häring

Die Erschütterung über die Katastrophe in der Türkei und Syrien ist groß. Und sofort läuft die Hilfsmaschinerie an. Auch in Mittelhessen.

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Limburg-Weilburg. Die Hilfe für die vielen Opfer der Erdbebenkatastrophe in der Türkei und Syrien läuft auch im Kreis Limburg-Weilburg an. Zahlreiche Menschen, Gruppen und Firmen haben Spendenaktionen initiiert. Darunter ist die Firma IBR aus Dornburg-Frickhofen, die einen Aufruf der Islamischen Moscheegemeinde in Taunusstein am Montagabend reagierte und sofort mit Familienmitgliedern, Freunden und vielen weiteren Helferinnen und Helfer loslegte.

Zunächst rief die Frickhöfer Familie Ibrahimmogullari noch am Montagabend über die unterschiedlichsten Internetplattformen zu einer Spendenaktion auf. Da im Katastrophengebiet derzeit strenger Winter herrscht, wurde vor allem der Wunsch nach warmer Kleidung, Schuhen, Babynahrung verbreitet. Und die Familie wurde von einer enormen Spendenbereitschaft überrascht. Aus allen umliegenden Gemeinden rund um Dornburg bis nach Limburg folgten Privatpersonen und Familien dem Aufruf.

Schon am frühen Morgen mussten die über 20 Helferinnen und Helfer anpacken. Es wurde Kleidung aus Säcken in Kartons verpackt, beschriftet und anschließend auf einen Lkw und einen Sprinter verladen. Viele Menschen, die Spendenkartons vorbeibrachten, blieben gleich da und packten mit an.

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Fahrzeug schon zur Mittagszeit voll bepackt

Schon zur Mittagszeit waren die Fahrzeuge bis unter das Dach voll und die Aktion musste beendet werden. Anschließend wurden die Spenden von Frickhofen aus nach Taunusstein gefahren, wo alles auf Lkw umgeladen wurde, um anschließend in die Türkei gefahren zu werden.

Aber nicht nur Sachspenden wurden gesammelt. So hat etwa ein Friseur aus Limburg seine Tageseinnahmen gespendet.

Und auch in Frickhofen war noch nicht Schluss. So wurden auch nach dem Abschluss am Mittag noch viele Anrufe von Personen entgegengenommen, die spenden wollten. Wer den Wunsch hegt, noch Sachspenden weiter geben zu wollen, der soll sich laut der Familie Ibrahimmogullari mit einer Moscheegemeinde über das Internet in Verbindung setzen. Dort sei der weitere Verlauf zu erfahren. Die Sachspenden vom Dienstag werden auf jeden Fall in das Erdbebengebiet kommen und dort an den Roten Halbmond oder die Hilfsorganisation Afad übergeben. Geldspenden, so die Mitglieder der Familie Ibrahimmogullari, sind unter anderem beim DRK oder weiteren großen Hilfsorganisationen möglich.

Telefone klingeln ununterbrochen

Für Spenden werben auch die großen Hilfsorganistionen. „Vor allem in den Flüchtlingsgebieten im Norden Syriens benötigen unsere lokalen Partner dringend Unterstützung, denn dort leben Hunderttausende Menschen in einfachen Unterkünften und sind nun nach dem Erbeben schutzlos“, sagt Holger Rädisch, Referent Notfallvorsorge Malteser Hilfsdienst im Bistum Limburg.

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„Viele Menschen wollen sofort helfen, bieten Sachspenden, an unseren Standorten im Bistum Limburg klingeln die Telefone seit gestern beinahe ununterbrochen“, beschreibt Rädisch die Situation und ergänzt: „Alle Hilfsaktionen der Malteser werden über Malteser International koordiniert – Hilfsgüter in Limburg und Umgebung zu sammeln, ist nicht zielführend.“ Ein Nothilfeteam der Malteser koordiniere derzeit Sofortmaßnahmen und bringt dringend benötigte Hilfsgüter für die Menschen auf den Weg.

Als die Lkw mit Spendenkartons voll waren, wurden diese nach Taunusstein gefahren.
Als die Lkw mit Spendenkartons voll waren, wurden diese nach Taunusstein gefahren.
© Klaus-Dieter Häring

Ähnlich sieht man das beim Diözesancaritasverband Limburg. „Die Menschen haben durch das Erdbeben ihr Zuhause verloren. Sie brauchen dringend Schutz vor der Kälte. Wir unterstützen die Soforthilfe von Caritas International, dem weltweit tätigen Not- und Katastrophenhilfswerk des Deutschen Caritasverbandes. Es trifft eine Region, in der Menschen bereits vor der Katastrophe mit den Folgen des jahrelangen Krieges konfrontiert waren“, so Diözesancaritasdirektor Dr. Karl Weber. Benötigt würden unter anderem Trinkwasser, Lebensmittel und weitere lebensnotwendige Güter wie Decken, Zelte oder Medikamente.

Bistum und Caritasverband geben 50.000 Euro

Der Diözesancaritasverband Limburg stellt dafür gemeinsam mit dem Bistum Limburg 50.000 Euro Soforthilfe zur Verfügung. „Wir wollen alle unsere Kräfte einsetzen, Gebet, persönliche Solidarität und viel konkrete Hilfe, um in dieser Krise zu helfen, den Trauernden und Verletzten beizustehen und zum Wiederaufbau beizutragen“, erklärt Bischof Georg Bätzing.

Direkte praktische Unterstützung für die Menschen in den Erdbebengebieten kommt vom Technischen Hilfswerk. Am Dienstagmittag starteten Experten der Schnell-Einsatz-Einheit Bergung Ausland vom Flughafen Köln/Bonn in die Region. Aus den beiden THW-Ortsverbänden Limburg und Weilburg werden an diesen Einsätzen jedoch keine Helfer teilnehmen.

Der Limburger Ortsbeauftragte Michael Philippi, erläutert dazu, dass sich unter seinen Leuten derzeit niemand befinde, der die nötigen Zusatzausbildungen als Auslandshelfer vorweisen kann.

Helfer müssen in sechs Stunden abflugbereit sein

Früher habe es im Ortsverband Limburg teilweise zwei bis drei solcher Helfer gegeben. Aktuell sei das nicht der Fall, was aber nicht nur an den Ausbildungsvoraussetzungen liege. Diese Auslandshelfer müssten jederzeit innerhalb von maximal sechs Stunden abflugbereit zum Einsatz sein, berichtet Philippi. Dies lasse sich für viele Einsatzkräfte nicht mit ihrem Beruf oder auch der Familie vereinbaren. Das sieht auch Walter Kokert so, der beim THW-Ortsverband Weilburg für Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist. Der bislang letzte Auslandseinsatz eines Weilburger Helfers habe vor Jahren nach Frankreich geführt.

Auch die heimische Rettungshundestaffel Goldener Grund in Selters wird nicht für einen Rettungseinsatz in die Türkei reisen. „Wir sind zu klein und zu wenig. Wir bleiben hier in Limburg-Weilburg“, teilt ihre Vorsitzende Nicole Schulz mit. Die Rettungshundestaffel hat zwölf aktive Mitglieder und insgesamt 15 Hunde, von denen aber nur sieben geprüft sind. Diese können in einem Katastrophenfall wie aktuell in der Türkei und Syrien lebende Menschen unter den Trümmern erschnüffeln. „Ist das der Fall, dann bellt der Hund und die Einsatzkräfte wissen, wo sie suchen müssen“, berichtet Schulz.