Die allermeisten Menschen sind sich darüber einig, dass die Temperaturen aktuell viel zu mild sind. In der Landwirtschaft kann der kaum spürbare Winter zum Problem werden.
LIMBURG-WEILBURG. Die allermeisten Menschen in Limburg-Weilburg sind sich darüber einig, dass der Winter viel zu mild ist. Auch wenn es uns zugutekommt, dass wir Energie einsparen können. Aber in manchen Bereichen könnte der kaum spürbare Winter zu einem Problem werden, wie zum Beispiel in der Landwirtschaft. Landwirt Heiko Schmidt aus Schadeck und der Vorsitzende des Kreisbauernverbands, Marco Hepp, berichten, welche Auswirkungen die milde Witterung auf die Ernte haben kann.
Landwirt Heiko Schmidt sagt, dass es noch zu früh sei, um eine seriöse Prognose erstellen zu können, denn der Winter sei noch nicht vorbei. Er habe auf die milden Winter in den vergangenen Jahren reagiert und sät seinen Weizen und seinen Winterraps rund vier Wochen später. "Eigentlich müssten die Pflanzen jetzt in Winterruhe sein", erklärt er dieser Redaktion. Stattdessen befänden sie sich wegen des milden Wetters im Wachstum, das aber wegen des fehlenden Sonnenscheins etwas gehemmt werde. "Pflanzen brauchen eine gewisse Anzahl an Sonnenstunden für ihr Wachstum. Aber aktuell scheint die Sonne nicht so viel", führt der 39-Jährige aus.
Gibt es an Ostern wieder Frost?
Er rechnet um Ostern herum mit Frost. Das sei in den vergangenen Jahren immer so gewesen. Der Frost sorge für weichere Böden im Frühling, erläutert er. Denn wenn das im Boden befindliche Wasser gefriert, bringe es den Boden zum Platzen und durchweiche ihn. Das Durchfrieren des Bodens nennt man "Wintergare". Deswegen sei der Frost sehr wichtig. Außerdem sorge er dafür, dass die gesäten Zwischenfrüchte, die die Nährstoffe im Boden binden, die Erosion des Bodens verhindern und den Humusaufbau fördern sollen, nicht wachsen. Denn ein übermäßiges Wachstum der Zwischenfrüchte bedeute mehr Arbeit für den Landwirt, weil er diese dann mechanisch entfernen muss. Hinzu komme der Dieselverbrauch.
Die Saat der Zwischenfrüchte wird auch Winterbegrünung genannt. Dafür verwendet Heiko Schmidt ein Gemisch aus Alexandrinerklee, Phacelia und Ramtillkraut sowie Senf. "Vor Kartoffeln kommt immer Ölrettich zum Einsatz. Im Biobetrieb werden zur Stickstoffanreicherung Leguminosen-Gemenge angebaut und nach Bio-Mais Landsberger-Gemenge", erzählt er.
Noch zu früh für eine seriöse Aussage
Der Hof von Heiko Schmidt ist in zwei Betriebe aufgeteilt: die konventionell wirtschaftende Lahntal Agrar GbR, die Heiko Schmidt zusammen mit seinem Vater Roland leitet, und den Biobetrieb. Diesem Betriebszweig mit Biomilch und der dazugehörenden Grundfuttererzeugung nach EG-Öko-Verordnung steht der 39-Jährige als Betriebsleiter vor. Neben Kartoffeln baut er auch Mai, Sojabohnen, Zuckerrüben und Sonnenblumen an.
Seinen Einschätzungen pflichtet Marco Hepp, Vorsitzender des Kreisbauernverbands (KBV) Limburg-Weilburg, bei. Auch er sagt, dass es noch zu früh sei, um eine seriöse Aussage über die Auswirkungen des Winters auf die Landwirtschaft zu treffen. "In sechs bis acht Wochen kann man mehr sagen", betont er. Hepp fügt hinzu, dass das wenige Tageslicht dafür sorge, dass sich die Vegetation in relativer Ruhe befinde. Bei mehr Sonne und gleichzeitiger Wärme käme die Vegetation in Schwung. "Wenn dann der Frost einsetzt, sind Schäden unvermeidlich", betont der Landwirt. Er sehe aber keine Anzeichen für diese Entwicklung. Hepp geht davon aus, dass der Frost bereits etwas früher einsetzen wird, nämlich im Februar.
Deswegen bleibe den Landwirten nichts anderes übrig, als einfach abzuwarten, wie sich der Winter weiter entwickelt. Wie Marco Hepp sagt, warten und hoffen sie auf den Frost, der jedes Jahr mit Verspätung einsetze.