
17.305 Schülerinnen und Schüler sollen Zugang zu kostenlosem Trinkwasser bekommen. Ob Wasserspender der richtige Weg sind, diskutiert derzeit die Kreispolitik.
Limburg-Weilburg. Wenn die Schulleiterin der Freiherr-vom-Stein-Schule an ihrem Schreibtisch sitzt, hat sie ihre Wasserflasche stets im Blick. Ist sie leer, braucht Judith Lehnert sich nicht um eine Kiste, Leergut oder eine Fahrt zum Supermarkt kümmern. Sie füllt die Flasche am Wasserspender der Gesamtschule einfach wieder auf. Das, was in Dauborn nicht nur für die Schulleiterin Alltag ist, könnte auch ein Vorbild für alle Schulen im Kreis sein. Die Kreispolitik berät derzeit über die Einführung von Wasserspendern.
Schulleiterin Lehnert zeigt mittelhessen.de am kühlschrankhohen Gerät, das im Raum der Cafeteria aufgestellt ist, wie das Wasserabzapfen funktioniert. Nur einige Sekunden Zeit kostet der Vorgang – am Gerät kann mit Knöpfen zudem zwischen stillem Wasser und Sprudel gewählt werden, das Wasser kommt gekühlt heraus und ist so auch bei Hitze erfrischend. Der Spender ist an die Trinkwasserleitung angeschlossen und steht fest an der Wand – es gibt also endlosen Nachschub. Nicht nur die Leiterin der Schule kann sich hier bedienen – Schüler und Lehrer nutzen ihn fleißig, wie Lehnert erklärt. Ein Erfolgsmodell, wie die Schulleiterin sagt.
17.305 Schüler und ihre Lehrer sind betroffen
Kann ein solcher Trinkwasserspender ein Vorbild für alle 67 Schulen im Landkreis sein? Diese Frage haben die Mitglieder des Schulausschusses des Kreistags in ihrer jüngsten Sitzung diskutiert. Denn wo sie ihr Getränk herbekommen, müssen täglich 17.305 Schülerinnen und Schüler im Landkreis Limburg-Weilburg klären – ebenso wie ihre Lehrer.
Die Kreispolitik hat nun die Wahl: Kommen Trinkwasserspender an die Schulen im Kreis – oder reicht es, wenn man sich am Wasserhahn das Glas oder die mitgebrachte Flasche gefüllt werden kann? Vor allem, was würde eine Anschaffung kosten? Anlass für die Debatte ist ein Antrag der Grünen-Fraktion. In der jüngsten Sitzung des Kreistags ist die Vorlage in den Schulausschuss zur Beratung verwiesen worden. Anke Föh-Harshmann (Grüne) hatte für ihre Fraktion gefordert, dass der Kreisausschuss, also die „Kreisregierung“, prüfen solle, ob Trinkwasserspender angeschafft werden sollen, mit Blick auf das „Kosten-Nutzen-Verhältnis“.
Außerdem soll die Trinkwasserqualität in den Schulen geprüft werden – und ob Schüler an Hähnen ihre Flaschen und Gläser füllen können.
Der Grünen-Antrag sei unter dem Eindruck zunehmender Hitzesommer gestellt worden, erläutert Hannah Blum in der Ausschusssitzung. Das Thema sei wichtig, weil es auch um die Gesundheitsversorgung an den Schulen gehe.
„Dem Lehrpersonal und den Schülern sollte ausreichend Flüssigkeit angeboten werden. Das wird über mitgebrachte Getränk gesichert, aber einige lassen diese zu Hause – oder es sind süße Getränke“ erläutert das Ausschuss-Mitglied.
Nun könne man das Wasser auch an Waschbecken abfüllen, die Realität sehe aber oft anders aus. So seien oft die Wasserhähne so niedrig angebracht, dass zwar Hände waschen möglich sei, aber keine Flasche zum Abfüllen drunter passt. „Es ist manchmal auch so, dass die Leitungen so alt sind, dass das Wasser nicht gut schmeckt.“
Landrat Michael Köberle (CDU) hatte sich im Kreistag dagegen verwehrt, dass der Eindruck entstehen könnte, das Trinkwasser im Kreis sei nicht genießbar.
„Wir haben bei uns einwandfreies Wasser, die Schüler bauchen keine Angst zu haben, es zu trinken“, hatte Köberle im Kreisparlament gesagt. Im Ausschuss bekräftigt er nun: Der Landkreis komme seiner Verpflichtung nach, geschmacksneutrales und hygienisch einwandfreies Wasser zur Verfügung zu stellen. Wasserspender könnten aufgestellt werden – hohe Anschaffungs- und Wartungskosten seien aber ein Problem.
Michel Uhl (SPD) warnt davor, Flaschen zu befüllen und diese lange stehen zu lassen, da die Gefahr der Verkeimung bestehe. Andreas Muth (SPD) gibt dem Fraktionskollegen recht – das Wasser solle nach dem Abfüllen rasch getrunken werden. Mary ten Elsen (CDU) derweil sagt, es müsse vor allem geklärt werden, wie viele Wasserhähne für das Abfüllen ungeeignet seien. Ob eine Schule dann noch zusätzlich einen Spender aufstelle oder nicht, sollte die jeweilige Schule klären, die dazu ein Konzept habe, die Anschaffung könne etwa über Fördervereine geschen – „lassen wir doch das, wie es ist“. Bernd Steioff (Linke) wirft in der Sitzung ein, dass es bereits Erfahrungswerte mit Wasserspendern gebe, etwa in Dauborn, wo die Anschaffung über den Förderverein der Schule stattgefunden sei.
Dort hat die Kosten des Geräts von etwa 5000 Euro der Förderverein übernommen, wie Schulleiterin Lehnert dieser Zeitung im Gespräch erläutert. Zusätzlich kommen die Kohlendioxid-Kartuschen für das Sprudelwasser, die regelmäßig getauscht werden müssen.
Hygiene ist wichtig – täglich wird das Gerät gereinigt
Über die Wichtigkeit der Hygiene sei man sich bewusst, sagt Lehnert. Das Gerät werde regelmäßig gewartet, das Cafeteria-Personal reinige und desinfiziere das Gerät täglich von außen, die Siebe werden gespült. „Beim Abfüllen gibt es keinen Kontakt von der Flasche zum Gerät, sodass dort keine Keime übertragen werden können“, sagte Lehnert. Die Schüler würden gerne zugreifen – dazu können sie auch geeignete Flaschen in der Schule erwerben. Bilanz: In der Cafeteria würden seit Aufstellung weniger süße Getränke verkauft.
Andreas Muth (SPD) plädiert am Ende auch dafür, nicht weiter über Wasserqualität zu diskutieren. Viel wichtiger sei, die Fördervereine der Schulen, dort wo Wasserspender bereits stehen, darauf aufmerksam zu machen, dass es Risiken bei den Geräten gebe, etwa durch Verkeimung. Der Austausch von Armaturen sei für den Kreis im Zweifel der leichtere Weg.
Wie geht es nun weiter? Der Kreis wird ermitteln, welche Armaturen betroffen sind – dann wird eine Entscheidung fallen.