Die große Angst vor dem Karstadt-Aus in Limburg

Blick vom Haupteingang des Rathauses auf die Karstadt-Filiale in der Fußgängerzone Werner-Senger-Straße.

Was wird aus den Galeria-Filialen? Eine Schließung hätte für die Mitarbeitenden, wohl aber auch für die Innenstadt verheerende Auswirkungen. Hat ein Online-Händler-Interesse?

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Limburg. Was passiert, wenn Karstadt in Limburg neben zahlreichen weiteren Filialen schließen muss, weil der Kaufhauskonzern schon seit Jahren große wirtschaftliche Probleme hat und sich derzeit in Insolvenz in Eigenverwaltung befindet? „Eine Schließung hätte erhebliche Auswirkungen auf die Limburger Innenstadt“, heißt es in einem jüngst veröffentlichten offenen Brief von der Stadt Limburg und dem City Ring als Vertretung der Einzelhändler in der Innenstadt.

Eine Schließung „hätte nicht nur für die Mitarbeitenden selbst verheerende Auswirkungen, sondern zöge auch einen Frequenz- und Kaufkraftabfluss insgesamt mit sich“, heißt es weiter. „Das wiederum hätte negative Folgen für den kompletten Einzelhandel, die Gastronomie und die Dienstleister.“ Der offene Brief ist am Freitag an die Geschäftsführung des Konzerns in Essen verschickt worden und unterzeichnet von Bürgermeister Dr. Marius Hahn (SPD) sowie den beiden City Ring-Vorsitzenden Dr. Simone Spranz-Osthoff (betreibt in der Altstadt ein Geschäft für Landhaus- und Trachtenmoden) und Klaus Merz (Vorstandsvorsitzender der Volksbank Rhein-Lahn-Limburg).

Pandemie, Inflation, zu hohe Energiepreise

Auf Anfrage dieser Zeitung teilt die Unternehmenskommunikation in Essen mit, es seien vor allem externe Faktoren, die „zu hohen Frequenzverlusten in den Innenstädten und einer historisch negativen Konsumstimmung“ geführt hätten und nennt als Gründe die Corona-Pandemie, die auf Rekordniveau gestiegene Inflation und die um ein Vielfaches gestiegenen Energiepreise. Das Unternehmen mit seinen insgesamt noch 131 Filialen in Deutschland verweist auf ein Konzept zur Neugestaltung, das in rund zehn Galeria-Filialen bereits umgesetzt sei, eine Strategie, die „nachweisliche Erfolge“ zeige und „nach einer Feinjustierung“ auch fortgesetzt werden solle.

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Aber der Preis dafür ist offenbar hoch: Die Zahl der bestehenden Filialen müsse „deutlich reduziert werden und es wird sich von Häusern zu trennen sein, die inzwischen aufgrund dieser neuen Bedingungen nicht mehr profitabel zu betreiben sind“. Nur so kann der Konzern, der bereits eine erhebliche Summe vom Staat bekommen hat, nach eigenen Angaben „die weiteren Modernisierungsmaßnahmen“ für einen „nachhaltigen Kern“ ermöglichen.

Der Karstadt-Standort soll zwar in Limburg durchaus profitabel sein, zumindest hören schon seit Jahren alle diese Aussage, die inoffiziell um Informationen bitten, bei denen, die es wissen müssten, aber, ob das den Standort in Limburg rettet, bleibt vorerst unklar. Der „Bild“-Zeitung liegt nun eine Liste vor, die ein Online-Händler erstellt hat, der sich für mehr als 40 Karstadt-Filialen an kleinen und mittleren Standorten interessiert. Dabei tauchen auch insgesamt fünf Standorte in Hessen auf Bad Homburg, Fulda, Gießen, Sulzbach – und Limburg. Dabei soll es sich um das Unternehmen „buero.de“ mit Sitz in Detmold (Nordrhein-Westfalen) handeln, das auf den Verkauf von Büro- und Schulbedarf, Papier- und Schreibwaren und Geschenkartikel spezialisiert ist, die im Internet verkauft werden.

Ob kleinere und mittlere Standorte tatsächlich von einer Schließung betroffen sind, steht nach Karstadt-Angaben noch nicht fest. „Über einzelne Standorte, die jetzt Gegenstand einer sehr sorgfältigen Einzelfallbetrachtung und Analyse sind, können wir zu diesem Zeitpunkt noch keine Aussagen treffen.

„Ich drücke ganz fest die Daumen, dass Karstadt für Limburg erhalten bleibt“, sagt der Inhaber des Einkaufszentrums Werkstadt, Marcel Kremer. Ein Aus von Karstadt in Limburg „wäre für die ganze Stadt schlecht“. Das Konzept Kaufhaus sei weiterhin gut, „wenn es gut gemacht ist“. Die Werkstadt, aber auch die Innenstadt seien ein Kaufhaus.

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Es sei zwar nicht seine Aufgabe, Karstadt Ratschläge zu erteilen, aber in der Vergangenheit seien aus seiner Sicht Fehler gemacht worden, erklärt Kremer. Zum einen hätte Karstadt dafür sorgen können, dass Kunden, die das Karstadt-Parkhaus nutzen, keine Parkgebühren entrichten müssen, wenn sie auch dort einkaufen. Auch die Schließung des Restaurants vor zwei Jahren sei falsch gewesen, weil es von vielen älteren Menschen frequentiert worden sei, die entweder vorher oder nachher bei Karstadt eingekauft hätten.

Neben der Sorge um den Wegfall des zentralen Kunden-Magneten für die Innenstadt wie Karstadt beschäftigt Stadt und City Ring aber auch der dann zu händelnde Leerstand in einer sehr großen Immobilie, die eine zentrale Bedeutung für die gesamte Fußgängerzone hat. „Unser Einsatz zielt darauf ab, dem wirtschaftlichen Sterben der Innenstadt gegenzusteuern“, heißt es in dem offenen Brief an Karstadt. „Dazu werden umfangreiche Konzepte zu Reurbanisierung und Mobilität erarbeitet, besonders der Leerstand in zentraler Lage ist eines der Hauptaufgaben dieser Initiativen.“ Aufgabe der Stadt sei es, für gute Rahmenbedingungen zu sorgen.

Von Stefan Dickmann