Experte: "Unser Herz ist die beste Pumpe der Welt"

Dr. Dyear Namdar Dawod spricht beim Forum Gesundheit im Diezer Krankenhaus über Risikofaktoren für von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Thorsten Kunz
© Thorsten Kunz

Facharzt im St. Vincenz-Krankenhaus Diez warnt vor den Folgen einer Arterienverkalkung und rät zu gesunder Lebensweise.

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LIMBURG/DIEZ. Welche Risikofaktoren das Entstehen von Herz-Kreislauf-Erkrankungen befeuern und mit welchen Präventionsmaßnahmen und Behandlungsmöglichkeiten (medikamentös und ambulant) man gegen diese vorgehen kann - darüber informierte Dr. Dyear Namdar Dawod in einem Vortrag am Mittwochabend im St. Vincenz-Krankenhaus in Diez. Der Vortrag unter dem Motto "Medizin für Laien: Aktuelle Fachinformationen aus erster Hand" fand im Rahmen der Vortragsreihe "Forum Gesundheit" statt, die von der Kreisvolkshochschule Limburg-Weilburg in Zusammenarbeit mit der Krankenhausgesellschaft St. Vincenz veranstaltet wird.

Der Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie in der Praxis Innere Medizin des Krankenhauses machte dabei gleich zu Beginn klar, dass das Spektrum dieser Erkrankungen von Arteriosklerose über Herzrhythmusstörungen, Herzschwäche und Herzinfarkt sogar auch bis zu Endorganschäden der Niere und der Leber reichen könne. "Unser Herz ist die beste Pumpe der Welt, sie arbeitet 24 Stunden am Tag, ein ganzes Leben lang", beschrieb Dr. Dawod bewundernd die Funktion des Motors unseres Körpers. "Doch wenn sich die Arterien durch Ablagerungen allmählich zusetzen, muss sich das Herz mehr anstrengen - und das hat Folgen."

Arteriosklerose sei ein langsamer, schleichender Prozess über Jahrzehnte, der oft erst (zu) spät bemerkt und bekämpft werde, so der Spezialist. Deshalb sei es wichtig, sich ab einem bestimmten Alter über die Möglichkeit dieser Erkrankungen bewusst zu sein und sich mit ihnen auseinanderzusetzen. Sinnvoll sei es, ab etwa 40 Jahren zumindest einmal einen Gesundheits- und Gefäßcheck durchzuführen. Wenn der unauffällig sei - o.k. Doch wenn eine Arteriosklerose festgestellt werde oder aber Risikofaktoren, die zu einer schwereren Erkrankung führen könnten, sollte man handeln. Der Spezialist stellte den rund 40 Zuhörern im fast bis auf den letzten Platz belegten Konferenzraum den sogenannten "Score" vor: Tabellen, anhand derer man ablesen kann, welche Risikofaktoren sich in welchem Alter bei Frauen oder Männern wie stark zu einer schwerwiegenden Erkrankung entwickeln können. Zu den ungünstigen Faktoren gehören zum Beispiel der Bluthochdruck, Übergewicht, ein hoher Cholesterinwert, Diabetes mellitus, eine erbliche Vorbelastung, Bewegungsmangel, das Rauchen, Alkohol, Stress und sogar Umwelteinflüsse wie Luftverschmutzung (Feinstaubbelastung) oder Lärm.

Nichtrauchen verlängert das Leben deutlich

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Das Gute, so der Facharzt: "Die meisten Risikofaktoren können wir selbst beeinflussen und uns somit vor einer schweren Erkrankung oder einem Herzinfarkt schützen." Nicht zu rauchen, wozu auch das Passivrauchen zähle, könne das Leben zum Beispiel um bis zu viereinhalb Jahre verlängern, wenn man es mit 40 Jahren schaffe aufzuhören, und auch ein 90-Jähriger bekäme dadurch nach neuesten Studien noch einmal sechs Monate zusätzliche Lebenszeit geschenkt. Selbst eine damit einhergehende Gewichtszunahme sei dabei nicht weiter schädlich. Neben dem Verzicht, zum Beispiel auch auf regelmäßigen Alkoholgenuss, seien eine gesunde Ernährung und körperliche Aktivitäten das A und O einer erfolgreichen Prävention: "Ich kann alles essen, aber in Maßen", so der Arzt. Man könne sich Stück für Stück immer ein bisschen gesünder ernähren: stärker pflanzenbasiert; weniger Fleisch, Salz und gesättigte Fettsäuren; mehr Vollkornprodukte, mehrfach am Tag Gemüse, Früchte oder Nüsse, ein bis zwei Mal in der Woche Fisch. "Aber natürlich nicht zusätzlich zum ungesunden Essen", scherzte der Doktor.

Wer viel im Sitzen arbeitet, soll dazwischen für Bewegung sorgen, so die Empfehlung der Gesundheitsexperten. Mindestens 150 bis 300 Minuten gemäßigtes Training in der Woche, also etwa 30 Minuten am Tag, sei sinnvoll: lockeres Laufen, Spazieren, Schwimmen oder Tanzen. Oder aber 75 bis 150 Minuten intensives Fitnesstraining in der Woche (fünf mal 15 Minuten). Das fordere und fördere nicht nur das Herz-Kreislauf-System und beuge Übergewicht vor, es wirke sich auch positiv auf die Psyche, Lungenerkrankungen oder Krebserkrankungen aus und reduziere die Rückfallrate bei solchen Erkrankungen.

Auch Medikamente, zum Beispiel gegen Bluthochdruck oder bei erhöhten Cholesterinwerten, könnten ihren Teil zu einer erfolgreichen Prävention beitragen. Gerade die Statine gegen das "böse" LDL-Cholesterin würden dabei eine fundamentale Rolle spielen: "Ihre Vorteile sind groß, die Nebenwirkungen gering", berichtete Dr. Dawod aus der alltäglichen Praxis. In begründeten Fällen könnten dann auch mal regelmäßige Spritzen mit neu entwickelten Medikamenten gegen Übergewicht oder eine chirurgische Intervention (Magenbypass) zum Einsatz kommen.

Von Thorsten Kunz