Auch am Freitag haben die Löscharbeiten nach dem Brand des Recyclingbetriebs in Diez angedauert. Die Firma Uriel kann dank der Feuerwehr im Notbetrieb laufen.
DIEZ. Nach dem Großbrand auf dem Gelände des Papierrecycling-Unternehmens Uriel Papierrohstoffe in Diez schätzt die Firma den dabei entstandenen Schaden vorläufig auf rund 4,5 Millionen Euro. Das teilt das Unternehmen am Donnerstagnachmittag in einem Blog-Beitrag im Internet auf der Seite seines Versicherungsmaklers Pro Consult aus Limburg mit.
Die Versicherungsexperten aus der Domstadt um Geschäftsführer Frank Tengler-Marx waren nach Angaben der Firma Uriel am Mittwochabend bereits zehn Minuten, nachdem die Brandmeldung abgesetzt worden war, am Einsatzort, um sich ein Bild von der Lage zu verschaffen.
Trotz der spektakulären Bilder von meterhohen Flammen und des voraussichtlichen Millionenschadens hatten das Papierrecyclingunternehmen sowie der ebenfalls auf dem Grundstück produzierende Kunststoffspezialist EVD wohl Glück im Unglück: Drei von insgesamt vier Produktions- und Lagerhallen sowie das Verwaltungsgebäude konnten von den Einsatzkräften gerettet werden. "Die Einsatzkräfte haben also wirklich hervorragend verteidigt. Vielen Dank dafür!", heißt es vonseiten der Firma Uriel im Blogbeitrag.
Bereits in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag, während die Löscharbeiten auf Hochtouren liefen, hatte ein Krisenteam des Papierrecycling-Spezialisten bereits einen Notfallplan ausgearbeitet, der die Dienstleistungen für die Stammkunden weiterhin gewährleisten.
Das weitestgehend unbeschädigte Verwaltungsgebäude wurde am Donnerstag bereits für den Notbetrieb freigegeben. Zudem ist der ebenfalls unbeschädigte Uriel-Fuhrpark nach Unternehmensangaben bereits wieder im Einsatz. "Über die Freigabe der verschont gebliebenen Hallen wird von Tag zu Tag entschieden", heißt es unterdessen über die Nutzung der weiteren Lager- und Produktionshallen.
"Die offensichtlichen Flammen sind gelöscht", sagt Einsatzleiter Marcus Grün. Die Aufgabe der Feuerwehrmänner sei es nun, die Hunderte in Ballenform gepressten Recyclingstoffe Stapel für Stapel aufzudröseln und verbleibende Glutnester abzulöschen. "Teilweise müssen wir das zweimal machen, da das Material nur schwer löschbar ist." Aufgrund der großen Abfallmenge werden sich die Arbeiten vermutlich bis Montag hinziehen. Die Zufahrt in das Industriegebiet Diez aus Richtung Limburg sowie von der Bundesstraße 54 blieben aufgrund der Löscharbeiten am Freitag weiterhin gesperrt. Die Industriestraße wird auch über das Wochenende teilweise gesperrt bleiben. "Für den enormen Einsatz und das umsichtige Vorgehen aller Einsatzkräfte aus dem gesamten Kreisgebiet und dem gesamten Nassauer Land meinen herzlichen Dank", so Landrat Frank Puchtler.
Noch keine Hinweise auf Brandursache
Dem kann sich auch Bürgermeisterin Annette Wick nur anschließen: "Im Namen der Stadt Diez möchte ich allen Helfern, die viele Stunden ununterbrochen im Einsatz waren (und noch immer sind), von Herzen danken." Wick: "Eine unglaubliche Zusammenarbeit der einzelnen Verantwortlichen sowie der unerschütterliche Einsatz, die unglaubliche Teamarbeit sowie die herausragende Professionalität haben für ein großartiges Zusammenspiel gesorgt."
Zeitweise bis zu 170 Einsatzkräfte verschiedener Hilfsorganisationen, die immer wieder ausgetauscht wurden, waren nach Angaben der Kreisverwaltung des Rhein-Lahn-Kreises auf dem rund 10.000 Quadratmeter großen Areal an der Industriestraße am Freitag vor Ort. Die Hunderttausende Liter an Löschwasser, die unter anderem aus einer rund drei Kilometer langen, extra errichteten Schlauchleitung aus der Lahn in Limburg entnommen wurden, wurden aufgrund der Kontaminierung aufgefangen und letztlich von Spezialfirmen abgepumpt sowie entsorgt.
Warum der Großbrand am Mittwoch ausgebrochen ist, steht unterdessen noch nicht fest. Die Kriminalpolizei hat die Ermittlungen aufgenommen. Klar ist allerdings bereits, dass das Feuer in einem Bereich des Außenlagers ausgebrochen ist und sich von da aus rasend schnell auf dem Gelände ausgebreitet hat.
Von Andreas Egenolf und Fabian Herbst