Mitarbeiter des Limburger Bauhofs und Kollegen aus Beselich leisten freiwillige Amtshilfe im Ahrtal und beseitigen die Hinterlassenschaft der Flut.
LIMBURG/BESELICH/BAD NEUENAHR-AHRWEILER. Das Hochwasser ist längst weg, die Ahr fließt wieder ruhig in ihrem Bett. Doch von Normalität ist das vom Hochwasser betroffene Gebiet im Ahrtal noch weit entfernt. Die Flut hat überall noch deutlich sichtbare Spuren hinterlassen. Die Erfahrung machten nun auch elf Mitarbeiter von Bauhof und Gärtnerei der Stadt Limburg, die eine Woche lang in Bad Neuenahr-Ahrweiler mit Hand anlegten, um Spuren und Folgen des Hochwassers zu beseitigen.
"Überall in den Straßen türmte sich Schutt. Dazu kamen Wohnungseinrichtungen, die durch das Hochwasser zerstört worden waren und einfach vor den beschädigten Häusern abgestellt wurden. Unsere Aufgabe war es, alles wegzuräumen und auf die Deponie zu fahren", erzählt Michael Menier, der als Leiter des Limburger Bauhofs mit im Einsatzgebiet war und dort die Gruppe aus Mittelhessen leitete. Überall begegneten den Frauen und Männern aus dem Lahntal die Spuren des schrecklichen Hochwassers.
Das Wasser stand bis zur Decke hoch
"An vielen Gebäuden war noch deutlich abzulesen, wie hoch das Wasser stand. Manchmal standen die Häuser mehr als drei Meter im Wasser", sagt Menier. Er erzählt auch von einem Ehepaar, dessen komplettes Haus durch die Fluten verschoben worden war und das nun unbewohnbar ist, oder von einem nagelneuen Kindergarten, der bis zur Decke unter Wasser gestanden hatte.
"Das ist schon heftig, so etwas direkt zu sehen und von den Betroffenen erzählt zu bekommen, dass sie keine Elementarversicherung abgeschlossen hatten", erzählt Menier nach der Rückkehr. Die Delegation aus Limburg folgte einem offiziellen Gesuch auf Amtshilfe aus dem Stadtgebiet Bad Neuenahr-Ahrweiler. 29 Fahrzeuge des Bauhofs dort waren durch das Hochwasser unbrauchbar geworden. Die Verantwortlichen hatten ihr Amtshilfegesuch breit gestreut und auch nach Limburg geschickt.
Nachdem das mit Bürgermeister Marius Hahn (CDU)und dem Ersten Stadtrat Michael Stanke (SPD) sowie dem Personalbüro besprochen worden sei, habe es im Betriebshof einen Aufruf gegeben, sich für den freiwilligen Arbeitseinsatz zu melden, sagt Menier. Neben dem Personal war für den Einsatz auch Gerät angefordert worden. So wurden ein Lastwagen, ein 18-Tonnen-Kipper mit Ladekran und Kippanhänger, zwei 7,5-Tonner, ein Minikipper, drei Dumper und drei Minibagger, die die Firma Strauß kostenfrei zur Verfügung gestellt hatte, nach Bad Neuenahr-Ahrweiler transportiert. Von den elf Mitarbeitern der Stadt entschieden sich vier dafür, täglich zu pendeln, die übrigen waren in einem Hotel in Remagen untergebracht.
"Die Kollegen des Betriebshofs haben ihren Hilfseinsatz im Ahrtal selbstverständlich als Arbeitszeit angerechnet bekommen", unterstreicht Bürgermeister Hahn. Dadurch werde der Einsatz auf deutlich mehr Schultern verteilt und sei damit quasi ein Einsatz der ganzen Stadt.
Der Erste Stadtrat Stanke bezeichnete es als eine Selbstverständlichkeit, auch Gerät der Stadt Limburg zur Verfügung zu stellen: "Ohne Fahrzeuge und ohne Geräte hätte der Einsatz keinen Sinn gemacht, das gehört zur Hilfe einfach mit dazu." "In Ahrweiler bekamen wir einen Bezirk zugeteilt. Die Aufgaben waren: Schutt, Schlamm und Sperrmüll wegräumen. Das hört sich alles einfach an, aber wenn du vor den Häusern stehst und siehst, wie tief die im Wasser standen, in welchem Zustand sie sind, weißt, dass keine Heizung klappt, kein Wasser läuft, und stehst neben den Eigentümern, die erzählen, wie sie von der Flut überrascht wurden, dann sieht das alles ganz anders aus", erzählt der Leiter des Limburger Teams. Es war unter anderem mit Kollegen aus Beselich dem gleichen Bezirk zugeordnet worden.
Auch wenn in den vergangenen Wochen viele Schäden beseitigt wurden: Die Folgen der Überflutung begleiten entlang der Ahr noch auf jedem Meter. Offen liegende Wasser- und Gasleitungen, zerstörte und an vielen Stellen notdürftig ausgebesserte Wege und Straßen, überall Container mit Wasser, unzählige Dixi-Toiletten und vieles mehr.
"Die Betroffenen zeigten sich sehr oft dankbar für den Einsatz", sagt Ralf Ziach-Kaiser, der mit zum Limburger Team gehörte. Keiner aus der Mannschaft habe während des Einsatzes auf die Uhr geschaut, sondern so lange gearbeitet, wie es möglich war.
"Natürlich kamen wir auch mit denen ins Gespräch, die Hab und Gut verloren haben - manchmal auch noch viel mehr", berichtet der Limburger weiter. Auch das gehört zum Einsatz dazu: den von der Katastrophe Betroffenen zuzuhören.
Helfer aus rund 150 Kommunen waren dem Gesuch gefolgt und hatten Personal abgestellt. Nach dem Einsatz war vorgesehen, die geräumten Flächen, Wege und Straßen durch Einsatzkräfte der Feuerwehren abspritzen zu lassen, damit der Schlamm endlich einmal weggeht. Rund 500 Feuerwehrleute hatten für den Einsatz zugesagt.
Neben der praktischen Hilfe gibt es auch finanzielle Hilfe für die Menschen im Ahrtal. Der Limburger Magistrat stelle 30 000 Euro zur Verfügung, berichtet Bürgermeister Hahn. Das Geld fließe in eine Aktion, die der Landkreis Limburg-Weilburg für seine 19 Städte und Gemeinden koordiniere. Sein Ziel sei pro Einwohnerin und Einwohner einen Euro zur Verfügung zu stellen, erklärte der Limburger Bürgermeister. Die Restsumme von rund 6000 Euro kann aufgrund haushaltsrechtlicher Vorgaben erst im kommenden Jahr ausgezahlt werden. Das solle dann zügig geschehen, betonte Hahn.