Sie helfen, wenn es ernst wird

Das Technische Hilfswerk (THW) in Limburg feiert Jubiläum. Die Helfer blicken auf spannende Zeiten zurück.

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LIMBURG. Wenn ein Wohnhaus einzustürzen droht, nach einer Naturkatastrophe verschüttete Menschen gerettet und Sachwerte gesichert werden müssen, durch Unwetter die Stromversorgung länger ausfällt oder das Trinkwasser verunreinigt ist, dann leisten die Einsatzkräfte des Technischen Hilfswerks (THW) schnell und effizient Amtshilfe zur Gefahrenabwehr. Denn das THW ist eine Bundesanstalt, die dem Zivilschutz dient. Mit Sitz in Bonn-Lengsdorf ist sie dem Bundesinnenministerium unterstellt.

In den 70er Jahren probte das Limburger THW aus einem Altstadthaus Im Sack mit einer Seilwinde die Rettung von Schwerverletzten. Auf dem rechten Foto ist ein THW-Helfer beim Einsatz auf der Autobahn zu sehen                     Repros/ Dieter Fluck
Die Mannschaft des Limburger Technischen Hilfswerks in den 1960er Jahren.

Wohl der Stadt, die ein THW mit gut ausgebildeten und technisch bestens ausgestatteten Helfern in seinen Mauern hat. Infolge der Corona-Pandemie feiert der Ortsverband Limburg erst 2023 mit einjähriger Verspätung seine Geburtsstunde vor 70 Jahren. Damals waren nach der Gründung auf Bundesebene 1950 gerade mal zwei Jahre vergangenen. Überall waren noch Nachwirkungen des Krieges zu spüren; bis Mitte der 50er Jahre gab es noch keine Bundeswehr. Allein der zivile Teil des Militärs, sprich: der Zivilschutz, war erlaubt.

Nach einem Aufruf in der Bevölkerung hoben technisch interessierte Männer und ehemalige Mitglieder des 1945 eingestellten Technischen Notdienstes (TN) am 3. Oktober 1952 im Gasthaus Schermuly (Schiede) den Ortsverband Limburg aus der Taufe. Die Geschäfte wurden damals von Ingenieur Georg Schöllgen kommissarisch geführt. Die Geschäftsstelle befand sich in der Fleischgasse 28, wo er eine Elektrowerkstatt hatte.

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Der neue Verband nahm eine furiose Entwicklung. Bereits am 6. August 1953 vermeldete der Nassauer Bote, dass in Kürze mit Einsatzübungen begonnen werden solle. Als Übungsplatz diente das Gelände Eschhöfer Weg 8. Der Ortsgruppe stand bereits ein Gerätesatz für Holz- und Steinbearbeitung, für Erdarbeiten und den Freileitungsbau zur Verfügung. Schöllgen führte damals fünf technische Trupps mit 90 Mann und warb um junge Menschen mit der Möglichkeit, sich auf elektronischem Gebiet fortbilden zu können. Erste Angehörige des Ortsverbandes waren in der Bundesschule des THW in Marienthal an der Aar ausgebildet worden.

Eine Baracke als Heimstätte

Die Ausbildung sollte jeweils so gestaltet werden, dass der Helfer sie auch in seinem Beruf verwerten konnte. Im Januar 1955 gab der Ortsbeauftragte Leonhard Falkenstein in einer Versammlung im Weinhaus Schultes bekannt, dass für den Ortsverband hinter dem städtischen Bauhof am Marktplatz eine Baracke als Heimstätte errichtet wurde. Fahrzeuge befanden sich in einer angemieteten Halle am Stephanshügel. In Kürze werde in der Nähe des Elektrizitätswerks an der Lahn (nahe des Katzenturms) ein Wasserübungsplatz errichtet.

Zwei Jahrzehnte später grüßte die blau-weiße Fahne mit dem Emblem der Organisation, dem THW im Zahnkranz, über der neuen Unterkunft, die 1969 Im Elbboden eingeweiht wurde. Sie bestand aus einer umgebauten Baracke mit einem angrenzenden kleinen Übungsgelände. Es war der ganze Stolz der 150 Aktiven, die sich mit über 4000 Arbeitsstunden an der Inneneinrichtung beteiligt hatten.

Die ersten Einsätze waren 1963 technische Hilfeleistungen. Neben dem Abbruch eines alten Hafenkrans auf der Schleuseninsel wurde ein gesunkenes DRLG-Boot geborgen. Zwei Jahre später unterstützte das THW in einem dreitätigen Einsatz die Feuerwehr beim Hochwasser. Als in den 70er Jahren die Möglichkeit eröffnet wurde, durch die Mitarbeit beim THW vom Wehrdienst freigestellt zu werden, stieg die Helferzahl so stark an, dass in den Einsatzzügen Umstrukturierungen erforderlich wurden.

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Mitte der 70er Jahre zogen die Fahrzeuge in eine Halle nach Elz (gegenüber dem Sägewerk Reichwein) um. Auch dies war nur ein Zwischenbehelf; denn unter dem Ortsbeauftragten Karl Kappes zogen die Helfer mit ihren Maschinen Anfang der achtziger Jahre in die neue Unterkunft in der Weilburger Straße. Nachdem auch dieses Quartier mit der zunehmenden Ausrüstung aus allen Nähten platze und nun auch Räume für weibliche Aktive vorgehalten werden sollten, musste wieder ein neuer Standort gesucht werden. Der wurde in der Senefelder Straße auf der Dietkircher Höhe hinter dem Neubau des DRK-Kreisverbandes gefunden und im Mai 2013 auf einem 3100 Quadratmeter großen städtischen Grundstück eingeweiht.

Dort steht dem THW ein eingeschossiges, langgestrecktes Gebäude zur Verfügung, das auf 400 Quadratmetern Nutzfläche Schulungs- und Aufenthaltsräume, Büros und Umkleideräume sowie sanitäre Anlagen vorhält. Gegenüber dem Hauptgebäude ist eine Fahrzeughalle mit sieben Einstellboxen und einer Werkstatt entstanden. Das in den 80er Jahren an der Einfahrt zum Tal Josaphat eingerichtetes Übungsgelände wird auch heute noch genutzt.

Die Hilfsaktionen beschränkten sich längst nicht allein auf die Stadt oder den Kreis Limburg-Weilburg. "Unser Einsatzgebiet ist die Welt", machte unlängst ein THW-Sprecher deutlich. Limburger Aktive wurden als Mitglieder der Schnell-Einsatz-Einheit Bergung Ausland (SEEBA) weltweit in Katastrophengebieten eingesetzt.

Sechs Wochen lang im Ahrtal

Der seit Januar 2012 von Michael Philippi geführte Ortsverband Limburg hat derzeit über 70 Einsatzkräfte, von denen 50 einsatzbefähigt sind. Sie gehören einem Technischen Zug an, der sich aus einem Zugtrupp, einer Bergungsgruppe und einer Fachgruppe Notversorgung und Notinstandsetzung zusammensetzt. Des Weiteren gibt es die Fachgruppe Räumen. Den in jüngster Zeit aufwändigsten Einsatz mit 8000 Arbeitsstunden leisteten die Helfer sechs Wochen lang mit Großfahrzeugen nach der Flutkatastrophe im Ahrtal.

In der Jugendgruppe werden zurzeit 13 Jugendliche, darunter zwei Mädchen, an technische Aufgaben herangeführt. Eine Helfervereinigung, der als Förderverein von etwa 90 Mitgliedern getragen wird, unterstützt das örtliche THW mit finanziellen Zuwendungen.