Ein Lastenrad mit Elektro-Antrieb hat die Stadt Limburg getestet, um möglichst emissionsarm und zügig Post und Akten auf die verschiedenen Standorte der Verwaltung zu verteilen.
LIMBURG. Für ein Fahrrad hat das Gefährt schon außergewöhnliche Ausmaße. Fast 2,50 Meter ist es lang. Das hat natürlich Auswirkungen auf das Handling des E-Lastenrads. Mal kurz einen Richtungswechsel vornehmen und husch um die Ecke fahren, das klappt nicht. Aber dafür wartet das etwas außergewöhnliche Fahrrad mit anderen Vorteilen auf: Eine große Alubox zwischen Lenker und Vorderrad bietet viel Platz für Lasten und ein E-Motor leistet kraftvolle Hilfe bei der Fahrt.
Christoph Dietrich ist Mitarbeiter der Limburger Stadtverwaltung. Für einige Wochen hatte er noch eine andere Aufgabe. Er war Testfahrer des Lastenrads mit E-Antrieb, um damit möglichst emissionsarm und zügig Post und Akten auf die verschiedenen Standorte der Verwaltung zu verteilen. Ein groß angelegter Test übrigens, der bundesweit über einen Zeitraum von zwei Jahren läuft und der durch das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt wissenschaftlich betreut wird.
Auch Steigungen lassen sich gut fahren
Bis zu 20 Kilometer hat er am Tag mit dem Gefährt in Limburg zurückgelegt und dabei seine Runden keineswegs nur in der Kernstadt gedreht, sondern auch die Stadtteile angefahren. "Alles völlig problemlos", sagt er. Der E-Motor hat genug Kraft für eine spürbare Unterstützung bis zu einer Geschwindigkeit von 25 Kilometern pro Stunde, und der Akku hat auch problemlos bis drei Tage Einsatz hintereinander mitgemacht, ohne dass ein Aufladen notwendig war.
"Auch die Steigung nach Offheim ist mit dem Lastenrad gut zu fahren", erzählt Dietrich, der für seine Touren nicht in Radfahrkluft wechselte. "Komplett alltagstauglich" ist sein Fazit nach dem mehrwöchigen Einsatz. Nur bei Regen lässt der Spaß an dem Rad deutlich nach. Aber Christoph Dietrich hat sich schon erkundigt, dass Paketdienste solche Lastenräder mit Wetterschutzhauben einsetzen. Dann stehe einem Einsatz als Dienstfahrzeug das ganze Jahr über nichts mehr im Wege.
Von der zulässigen Nutzlast, Zuladung und Fahrer dürfen 143 Kilogramm aufbringen, gibt es keine Probleme - die gibt es eher beim Verstauen der Last. Die von der Stadt genutzten Behälter für die Post und die Box auf dem Rad müssten angepasst werden, um das zur Verfügung stehende Volumen auf dem Rad besser nutzen zu können, sagt Dietrich. Als Fahrer hält er außerdem einen Blinker für sinnvoll, denn die Fahrtrichtung mit dem ausgestreckten Arm anzuzeigen, sei etwas schwierig. "Die Laufruhe erfordert es, möglichst beide Hände am Lenker zu haben", sagt er.
Für seine Testfahrten hatte Dietrich nicht nur darauf zu achten, dass der Akku für den E-Motor des Lastenrades immer ausreichend "Saft" hatte, sondern auch, dass die Akkus seiner "Überwachungsgeräte" jeweils geladen waren. Die Teilnahme an dem Projekt "Ich entlaste Städte" schließt eine Begleitforschung mit ein. Die Projekt-App war daher zu nutzen, ebenso musste das GPS-Gerät bei Fahrten immer im Einsatz sein.
Nach Angaben von Muyessire Laux, Abteilungsleiterin für Verkehrsplanung im Rathaus, hatte die Stadt zunächst vor, das Projekt "Ich entlaste Städte" im Rahmen des Fahrradaktionstags im vergangenen Jahr zu präsentieren und damit interessierten gewerblichen und institutionellen Nutzern vorzustellen. Das kam aufgrund von Terminschwierigkeiten jedoch nicht zustande, deshalb habe sich die Stadt dann gleich um eine Teilnahme bemüht. In der noch verbleibenden Zeit, insgesamt hat die Stadt das Lastenrad drei Monate zur Verfügung, wird es nun auf dem Bauhof eingesetzt. Dort gibt es andere Anforderungen an das Rad.
"Wir haben in den letzten Wochen gesehen, dass es für die Verwaltung sinnvoll ist, ein solches Rad einzusetzen", verdeutlicht die Abteilungsleiterin. Von daher sei eine Anschaffung durchaus sinnvoll. Natürlich werde sich die Schadstoffsituation in Limburg durch ein oder zwei Lastenräder der Verwaltung nicht spürbar verbessern, aber es gehe darum, die Einsatzmöglichkeiten solcher Räder unter Beweis zu stellen.