Streetworker: Limburgs neue "Anwälte der Jugendlichen"

Die beiden Streetworker der Stadt Limburg, Lisa-Marie Schäfer und Lukas Hohly, im Jugendpark in der Südstadt. Die Graffiti-Wand imHintergrund dürfen die Jugendlichen legal besprühen; fast täglich können die Motive wechseln. Foto: Stefan Dickmann

Lisa-Marie Schäfer und Lukas Hohly sind seit diesem Sommer in der Stadtverwaltung an Bord. Ihr Motto im neuen Container am Jugendpark "Im großen Rohr": Kommunikation ist alles.

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LIMBURG. Jugendliche nerven. Erwachsene nerven. Es kommt auf die Perspektive an. Damit Konflikte zwischen Älteren und Jüngeren nicht eskalieren, sondern Verständnis auf beiden Seiten entsteht, wollen die beiden neuen Streetworker der Stadt Limburg, Lisa-Marie Schäfer (29) und Lukas Hohly (25), vermitteln.

"Wir verstehen uns als Anwälte der Jugendlichen", sagt Hohly im neuen Container am Jugendpark "Im großen Rohr", direkt an der Holzheimer Straße gelegen. Beide sind noch neu in der Stadtverwaltung Limburg - er ist seit Mai dabei, sie seit Juli -, und beide freuen sich darauf, in wenigen Monaten einen gebrauchten E-Kleinbus zur Verfügung zu haben, mit dem sie dorthin fahren können, wo sich Jugendliche regelmäßig aufhalten und manches Mal als störend empfunden werden, wenn sie sich an einer Bushaltestelle oder auf einem Parkplatz treffen, weil sie nicht wissen, wo sie sonst hin sollen.

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"Die waren froh, dass jemand mit ihnen spricht."

Lukas Hohly , Streetworker

Der Erste Stadtrat Michael Stanke (CDU) erzählte kürzlich, die Kommunikation zwischen Erwachsenen und Jugendlichen funktioniere leider nicht mehr so gut wie in der Zeit, in der er jung war. Statt als Erwachsener Jugendliche einfach direkt anzusprechen, wenn sie als zu laut empfunden würden, werde lieber das Ordnungsamt angerufen. Die Stadt reagiert nun mit dem Einsatz von Streetworkern, die helfen sollen, das subjektive Sicherheitsgefühl zu erhöhen. Dass Jugendliche positiv wahrgenommen werden wollen, hat Lukas Hohly erlebt, als die Stadt ihr Projekt "Mitternachtssport" in der Turnhalle der Goethe-Schule für junge Erwachsene am späten Freitagabend nach der Corona-Zwangspause wieder starten wollte, aber beim ersten Mal niemand kam. "Wir sind dann zum Dom hoch", erzählt er. "Da saß eine Clique, die war total zugänglich", als er mit dem Leiter des Amts für soziale Angelegenheiten, Christian Spiegelberg, auf die Gruppe zuging. "Die waren froh, dass jemand mit ihnen spricht."

Sie hätten sich spontan bereit erklärt, zwölf Leute zu organisieren, die beim "Mitternachtssport" mitmachen würden. "Jetzt sind es wieder 20 Teilnehmer", sagt Hohly. Sie können Fußball spielen, aber auch mit den Mitarbeitern der Stadtjugendpflege über persönliche Sorgen und Nöte sprechen.

"Wir wollen Beziehungen aufbauen und auf Angebote der Stadt für Jugendliche aufmerksam machen", sagt Lisa-Marie Schäfer. Weil viele Jugendliche nicht mobil seien, sei es gut, dass es künftig den E-Bus gebe, mit dem sie und ihr Kollege auch in die Limburger Stadtteile fahren könnten, um dort mit Jugendlichen auf der Straße in Kontakt zu kommen.

Dann wollen sie zuhören, was den Jugendlichen fehlt, was sie brauchen und ihnen in Einzelgesprächen auch bei persönlichen Problemen helfen, zum Beispiel bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz.

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"Wir wollen Beziehungen aufbauen und auf Angebote der Stadt für Jugendliche aufmerksam machen."

Lisa-Marie Schäfer, Streetworkerin

Ausdrücklich fordern die beiden Streetworker Arbeitgeber aus Industrie und Handwerk auf, sich mit ihnen in Verbindung zu setzen, wenn sie einen Ausbildungsplatz anbieten möchten. Dann würden sie sehr gern den Kontakt zu den ihnen bekannten Jugendlichen herstellen, die viele Begabungen hätten.

"Auch die Bürger sollen uns bitte ansprechen", sagt Schäfer, wenn es zum Beispiel irgendwo in der Stadt aus Sicht der Betroffenen Probleme mit Jugendlichen geben sollte. "Wir versuchen, die Situation zu entspannen." Zwar würden sie und ihr Kollege sich als "Vertreter unserer Klienten", der Jugendlichen, verstehen, sie seien aber auch Mediatoren. "Wir wollen vermitteln", sagt sie.

Immer wieder falle auf, wie wichtig den Jugendlichen ihre Heimatstadt sei. "Wir hören oft: Limburg ist eine Stadt, die tut was für uns." Und diese seien auch gern bereit, etwas zurückzugeben, zum Beispiel bei einer gemeinsamen Aktion mit dem Quartiersbüro in der Südstadt, um im Eduard-Horn-Park und im "Paradies" Müll einzusammeln.

Der gebrauchte E-Bus, der noch nicht angeschafft ist, wird übrigens von der Leberecht-Stiftung dieser Zeitung finanziert; inklusive Ausbaukosten steht ein Budget von 30.000 Euro zur Verfügung. Es wird nach Angaben des Magistrats das erste Fahrzeug sein, das für die städtische Jugendarbeit in Limburg zur Verfügung steht.

Der Kleinbus soll mit einer Musikanlage mit Mikro ausgestattet werden. Es soll ein niedrigschwelliges Angebot sein. "Mit Rap zum Beispiel, als Form des Sprachgesangs, ist keine aufwendige Musikausbildung notwendig", heißt es in einer Mitteilung des Magistrats an die Limburger Stadtverordneten. "Ein paar Zeilen rappen, kann jede und jeder."

Kontakt: Lisa-Marie Schäfer ist erreichbar per E-Mail an lisa-marie.schaefer@stadt.limburg.de, Telefon: 0 64 31-20 34 68 Lukas Hohly per E-Mail an lukas.hohly@stadt.limburg.de und 0 6431-203451.

Von Stefan Dickmann