Von der Idee bis zur Umsetzung hat es fünfeinhalb Jahre gedauert. Aber nun ist es soweit: Das Inklusionshaus in der Mitte von Waldernbach wird Wirklichkeit.
MENGERSKIRCHEN-WALDERNBACH. Von der Idee bis zur Umsetzung hat es fünfeinhalb Jahre gedauert. Aber nun ist es soweit: Das Inklusionshaus in der Mitte von Waldernbach wird Wirklichkeit. Den offiziellen Spatenstich gab es am Samstag.
"2013 hat es zu diesem Thema die erste Versammlung gegeben", blickte Walter Beck, Vorsitzender der Genossenschaft "Inklusionshaus Dorfmitte", zurück. Ende 2015 wurde der Verein "Mittendrin für Alle" als Teil des kommunalen Netzwerks Bildungsforum und Zukunftsforum Mengerskirchen gegründet.
Die Vision der über 40 Vereinsmitglieder ist die selbstverständliche Teilhabe aller Menschen am gesellschaftlichen Leben. Sie wollen dabei helfen, das Zusammenleben in ihrer Heimat zu verbessern, indem sie als regionale Initiative für Respekt, Gemeinschaftlichkeit, Wertschätzung und Verantwortlichkeit füreinander eintreten und werben wollen.
"Bei unseren Planungen stellten wir fest, dass es ein Inklusionshaus noch nicht auf dem Land gibt", sagte Beck. Nun entsteht in der Dorfmitte eine individuelle Wohnform für Menschen mit und ohne Unterstützungsbedarf. Es wird 13 Wohneinheiten zwischen 30 und 70 Quadratmeter geben. Bisher gebe es zwölf Bewerber und die Zusage der Lebenshilfe, die in die gewerblichen Flächen einzieht.
Die Finanzierung sei solide auf drei Säulen aufgestellt. Insgesamt sei mit Kosten von 2,3 Millionen Euro zu rechnen. Davon übernimmt das Land Hessen 206 000 Euro, der Landkreis Limburg-Weilburg 188 000 Euro und der Marktflecken Mengerskirchen 100 000 Euro. An Eigenmitteln der Genossenschaft seien 500 000 Euro vorgesehen, die Fremdfinanzierung durch die Kreissparkasse Weilburg beträgt 1,3 Millionen Euro. "90 Prozent des Kapitals sind gesichert", sagte Beck. Die Genossenschaft habe bisher 41 Mitglieder, die 120 Anteile halten. Mit dem Spatenstich sei ein weiterer Meilenstein erreicht.
Architekt Daniel Ebert von "ebertarchitekten" in Merenberg erläuterte, dass ihr Büro Planung und Bauleitung übernimmt. Als Nicole Schäfer vom Bildungsforum 2014 zu ihm gekommen sei und sagte, er solle ihr einen Plan für ein Inklusionshaus zeichnen, hätte er erst einmal fragen müssen, was das sein soll. Er habe wissen wollen, ob sie bereits ein passendes Grundstück oder einen Bauherren hätten. "Sie sagte, kriegen wir schon", meinte Ebert. Und so sei es gekommen, sie hätten es bekommen.
Vor zweieinhalb Wochen wurden die Bauruinen an der Stelle abgerissen, auf der 2020 das Inklusionshaus eröffnen soll. Es werde zunächst eine Entwässerungsgrundleitung gelegt, dann sei der Rohbau an der Reihe. Das Haus hat insgesamt 5300 Kubikmeter auf 1000 Quadratmetern, davon sind 670 Quadratmeter Wohnfläche. Das entspreche einem Volumen von sechs Einfamilienhäusern.
"Den sozialen Wohnungsbau zu fördern, ist mir eine Herzensangelegenheit", sagte Kreisbeigeordneter Ruprecht Keller in Vertretung von Landrat Michael Köberle. Und in seiner Funktion als Ortsvorsteher freue ihn besonders, dass dieses Projekt nach fünfeinhalb Jahren an den Start gehe. Er sei oft gefragt worden, ob sie das schaffen könnten und sie hätten gezeigt, dass man ein solches Projekt stemmen kann, wenn viele Menschen dahinter stehen.
Manfred Gotthardt, Vorsitzender der Gemeindevertretung, nannte den Bau des Inklusionshauses ein Leuchtturm-Projekt. Er hob hervor, dass alle Vorarbeiten auf ehrenamtlicher Basis gelaufen seien.
Von Sabine Gorenflo