Kränze, Schnittblumen, Blumenstöcke, Pflanzschalen und Vasen: Seit knapp zwei Jahren werden auf dem Friedhof in Dehrn Gegenstände gestohlen.
RUNKEL-DEHRN. Seit fast zwei Jahren kommt es auf dem Dehrner Friedhof zu Diebstählen von Kränzen, Schnittblumen, Blumenstöcken, Pflanzschalen und Vasen. Es stellt eine enorme emotionale Belastung für die Angehörigen dar, wenn sie entdecken müssen, dass Diebe den Schmuck von den Gräbern ihrer Verstorbenen gestohlen haben. Besonders im Frühjahr und Herbst, wenn die Gräber neu hergerichtet werden, schlagen der oder die Täter zu.
Der materielle Schaden ist eher klein, doch der emotionale sehr groß. Das führt zu großem Kopfschütteln und totalem Unverständnis bis hin zu Zorn und Wut. "Wir haben es jetzt mehrmals erlebt: Sobald das Grab meines verstorbenen Angehörigen neu hergerichtet wurde, waren in einem der Folgetage Schnittblumen und Blumenpflanzen weg", stellt eine Dehrnerin fest, die wie alle Gesprächspartner anonym bleiben will. Eine Frau benennt auch einen konkreten Grund: "Mein Mann und ich haben Angst, dass der oder die Täter dann womöglich auch noch unser Haus aufsuchen, um dort eventuell einzubrechen und Diebstahl zu begehen."
"Pietätlosigkeit kennt offenbar keine Grenzen"
"Stellen Sie sich doch mal vor", erzählt eine weitere Bewohnerin, "ich hatte ein Apfelblütchen gepflanzt, das innerhalb von zwei Tagen aus der Graberde entfernt wurde. Ein Pflänzchen für gerade mal 59 Cent. Wer macht so was? Der Diebstahl bewegt die Frau immens. "Die Pietätlosigkeit kennt offenbar keine Grenzen", meint sie weiter und appelliert an die Täter: "Lasst doch die Toten ruhen und stehlt nicht deren Andenken." Eine weitere Dehrnerin, die vier Gräber von verstorbenen Angehörigen betreut, hatte Stiefmütterchen gepflanzt, die dann kurz danach alle verschwunden waren. Doch nicht genug: Der Täter hatte auf einem Grab Alpenveilchen ohne Wurzeln "entsorgt". So etwas lässt mich einfach ratlos zurück", sagt sie. Eine weitere Frau sagt: "Ich frage mich, wer sich gestohlenen Grabschmuck überhaupt in die Wohnung stellt?"
Wegen der Störung der Totenruhe und der Grabschändungen herrscht Ratlosigkeit. Da sich die Betroffenen nicht mehr weiter zu helfen wussten, sind sie an die Öffentlichkeit gegangen. "Wir haben das kleine Fünkchen Hoffnung, dass der oder die Täter Einsicht haben und von diesem Frevel ablassen", stellt eine weitere Friedhofsbesucherin fest. Sie haben sich auch an Alexander Collée gewandt, der bei der Stadt Runkel auch für das Friedhofswesen zuständig ist. "Auch wir von Seiten der Verwaltung sind sprachlos angesichts dessen, was sich in Dehrn ereignet", stellt Collée fest, der selbst mit seiner Familie in Dehrn wohnt. "Das sind keine Kavaliersdelikte, sondern Straftaten. Diese können zur Anzeige gebracht und dementsprechend geahndet werden", so Collée. Leider sei es bisher noch nicht gelungen, einen Täter auf frischer Tat zu ertappen. Den Vorschlag einiger Dehrner Bürger, Bewegungskameras zu installieren, hat Collée aufgegriffen. "Derzeit prüfen wir, ob dies rechtlich möglich ist", sagt der Amtsleiter.
Mittlerweile trauriger Höhepunkt der schlimmen Ereignisse auf dem Dehrner Friedhof ist, dass kürzlich jemand die Urnenplatte eines Verstorbenen mit Farbe verunstaltet hat. Eine weitere Frau stellt bedauernd und verärgert fest: "Mittlerweile müssen in Dehrn tagsüber die Eingangstüren von der Kirche und der Kapelle geschlossen bleiben, weil es auch dort schon Diebstähle gegeben hat. Wir haben eine Verrohung unserer Gesellschaft. Wo führt das noch hin?"