Marissa Dörn aus Niederselters rockt neue ZDF-Serie

Anouk (Marissa Dörn), Frieda (Therese Hämer), Mika (Xaver Timoschinov)

Ganz unbefangen sein, einfach machen, dann fühlt man sich „am Set“ wohl. Sagt Marissa Dörn aus Niederselters. Die Zehnjährige mischt in der Reihe „Unterm Apfelbaum“ richtig mit.

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Selters-Niederselters. Am Sonntagabend wird die gesamte Familie Dörn vor dem Fernseher sitzen und die Premiere feiern: 20.15 Uhr im ZDF. Dann läuft die neue Serie „Unterm Apfelbaum“, und die zehnjährige Marissa Dörn aus Niederselters spielt mit.

Marissa Dörn ist aufgeregt. Obwohl: Eigentlich kennt sie den Film ja schon. Schließlich hat sie mitgespielt. Dennoch: Vieles wird neu sein, wenn sie Szenen sieht, die sie noch nicht kennt. Aber auch die Momente, die sie selbst mit erlebt hat, werden daheim von der Wohnzimmercouch aus ganz anders wirken als beim Dreh. Die Zehnjährige freut sich. Sie hat eine Nebenrolle in der neuen ZDF-Reihe „Unterm Apfelbaum“. Ganz so klein ist die Rolle nicht, denn sie spielt die Enkelin der Hauptdarstellerin.

Frieda (Therese Hämer), Lasse (David Vormweg), Anouk (Marissa Dörn), Mika (Xaver Timoschinov), Elli (Frida-Lovisa Hamann), Jasmin (Saman Giraud), Tinka (Lotte Becker)
Frieda (Therese Hämer), Lasse (David Vormweg), Anouk (Marissa Dörn), Mika (Xaver Timoschinov), Elli (Frida-Lovisa Hamann), Jasmin (Saman Giraud), Tinka (Lotte Becker) (© ZDF/Bettina Müller )
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Wir blenden zurück: Marissa Dörn hat schon Schultheater gespielt, war bei den Weihnachtsaufführungen der Kirche dabei. Sie mag es, in eine Rolle zu schlüpfen, ganz unbefangen, wie es Kinder eben tun.

Einfach in eine Rolle schlüpfen, ganz unbefangen

Dann kam ihr Freund Tom auf die Idee: Er wollte sich bei einer Agentur anmelden, um vielleicht einmal für einen Film gecastet zu werden. Marissa war Feuer und Flamme. Sie entschieden: Das wollen sie gemeinsam machen. Ihre Eltern waren rasch überzeugt. „Eigentlich haben wir gar nicht damit gerechnet, dass da etwas bei rauskommt, und schon gar nicht so schnell“, sagt Vater Sebastian Dörn. Die Familien spielten mit, setzten sich vor einem guten Jahr mit einer Agentur für Kinder- und Jugendcharaktere in Offenbach in Verbindung.

Die beiden wurden aufgenommen, eine Sedccard angefertigt. Was das ist? Marissa erklärt das so: „Eine Frau hat ganz viele Fotos von uns geschossen. In die Sedcard kommt auch, ob wir schon einmal irgendwo gespielt haben, und was. Dann können Interessenten, die ein Werbegesicht oder so suchen, sich das Ganze anschauen.“

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Tatsächlich: Am 12. März gab es eine Anfrage zu einem E-Casting für „Unterm Apfelbaum“. „Dafür haben wir zwei gewünschte Szenen vorbereitet plus ein kurzes Vorstellungsvideo“, erklärt Marissas Mutter Imke.

Die Aufgabenstellung: Marissa musste ihre Mama nach Gummibärchen fragen und ein bisschen nerven. Die zweite Szene war, sie im Auto zu filmen. Die Eltern haben beides mit dem Handy aufgenommen und drei Tage später das gewünschte Material, Foto und Videos, eingeschickt. „Dann kam sehr schnell die Einladung zum Live-Casting in Köln“ berichtet Imke. „Das Ganze lief dann hinter verschlossenen Türen.“

Verschlossen für die Eltern, doch die Profis waren dabei. Hier hat Marissa einen Jungen kennengelernt, der für die Rolle ihres Filmbruders gecastet wurde. Beide spielten zusammen. Die Aufgabe: „Wir sollten uns ein Tier zu Ostern wünschen und improvisieren“, erzählt das Mädchen. Sie improvisierte, drängelte – und kam damit an. „Sie kam in die engere Auswahl, das heißt, es gab noch zwei Bewerberinnen für die Rolle. Der Regisseur hat sich dann für Marissa entschieden.“

Vier Tage vor den Osterferien ging die Familie daran, Arzt, Schule und Jugendamt zu kontaktieren. „Alle mussten zustimmen, dass Marissa das machen darf. Die Einwilligungen haben wir im Schnelldurchlauf bekommen“, erzählt Imke Dörn. Gleich nach den Osterferien begann der Dreh. Sie und ihre Schwiegermutter Iris begleiteten Marissa zum Set. Manchmal musste sie einen Tag vorher anreisen, teilweise an dem Vortag noch etwas proben. Sie wohnten im Hotel, die Drehorte wechselten. Der größte Teil wurde in Alsfeld gefilmt. Ihre Schularbeit erledigte Marissa zwischendurch, auch den Drehtagen. „Ihre Lehrerin hat sie mit dem Lehrstoff versorgt. Wenn sie nachmittags zum Dreh musste, hat sie morgens gelernt. Marissa war sehr fleißig“, sagt ihre Mutter.

Zehn Drehtage standen für Marissa im Kalender, der letzte war am 14. Juni. „Das war sehr eindrucksvoll. Als die letzte Szene mit ihr fertig war, haben alle geklatscht. Jeder, dessen Part komplett abgedreht war, wurde so verabschiedet“, erinnert sich Imke. Und was hat ihre Tochter am meisten beeindruckt? Das ist eine schwere Frage. Der Applaus am Schluss auf jeden Fall, aber auch der Anfang. „Ich musste auf dem Arm meines Filmvaters in ein Zimmer, und dann haben alle angefangen zu schreien. Da hab’ ich mitgeschrien“, sagt das Mädchen. Nicht alles war gleich im Kasten. So erinnert sie sich an ein Mittagessen, das wieder und wieder aufgenommen wurde. „Wir mussten dauernd essen“, sagt sie. Zum Glück waren die Kartoffeln mit Soße so lecker. Überhaupt: „Es gab immer etwas sehr Leckeres zu essen. Mir ging es richtig gut am Set.“

„Mir ging es richtig gut am Set“

Ungewohnt war auch das neue Leben in der Film-Familie. Marissa ist ja erst zehn. Alle dachten, sie spielt das Nesthäkchen, wie daheim. Doch nun war sie die große Schwester, ihr Filmbruder erst sieben Jahre alt. Wie kommt das zu Hause an? „Ich finde es cool“, sagt Marissas ältere Schwester Malina. Die Zwölfjährige gönnt der Jüngeren den Erfolg, ist auch ein wenig stolz und sehr gespannt auf die Filmreihe.

Die kleine Schauspielerin stellt fest: „Es war richtig schön, einmal nicht die Kleinste zu sein.“ Plötzlich hatte sie die Aufgabe, sich um einen jüngeren Bruder zu kümmern. „Man hat mehr das Sagen“, stellt sie fest. Und: „Ich habe mich viel stärker gefühlt.“

Das ist auch ein Tipp, den sie anderen geben möchte, die vielleicht daran denken, sich für einen Film casten zu lassen: „Man muss immer selbstbewusst sein und darf sich nie so einen Kopf machen.“ Dann klappt’s.

Von Petra Hackert